Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
einfache Geschichte.
Wer kann in diesen Zeiten schon noch ein AAA Rating und damit das höchste Rating haben? „Und Amerika ist doch auch runtergestuft worden“, s etzte Tristan auch noch drauf. „So kannst du zudem sagen, dass ihr beziehungsweise eure Agentur doch versteht, was in Europa so abgeht. Keiner stuft Amerika ab, wenn er Amerika besser behandeln oder verstehen würde“.
Man kann sagen, was man will – manchmal hilft es Meinungen von Leuten zu bekommen, die von einer Sache überhaupt nichts verstehen. Auch wenn man bereits jahrelang über dieses Thema mit Kollegen nach passenden Antworten gesucht hat und diese nicht gefunden hat. „Amerikanische Unternehmen kommen nicht besser weg, weil…“. Diese Gedanken hatten mehr als einmal meine Gehirnwindungen bereist und mich und andere nie mit guten Antworten versorgt.
Aber Tristans Antwort ist einfach super und es ist auch mehr als sicher, dass sie bei den Kunden gut ankommen wird. Und auch seine Rating-Skala Argumentation gefiel mir. Ich dachte an die wenigen Unternehmen, die noch ein gutes Rating hatten, während um mich herum alle(s) runtergestuft wurde(n). Italien hatte es heute mal wieder in die Schlagzeilen geschafft.
Die Herunterstufungen betrafen aber auch andere Länder und nicht gerade wenige. Auch viele Unternehmen mussten in diesen Tagen dran glauben. Und das nicht nur wegen der Peervergleiche, die hier so angestellt wurden.
Noch bevor ich diesen Gedankengang mit jemandem geteilt hatte, hatte ich leider schon wieder ein Rating entdeckt, das gefährdet war. Mutig schwang ich mich wieder ans Telefon und fuhr mit diesen neuen Argumenten auch ganz gut. Denn dieses Mal wurde mir zugehört, Fehler und Probleme wurden sogar zugegeben.
Auch das niedrige Zinsumfeld für die Lebensversicherung wurde angesprochen und die Probleme der langfristigen Zinsgarantie, insbesondere bei Einmalanlage-Produkten, um dann auch noch die Probleme mit den hohen Garantiezinsen aus Altverträgen von 4% im Gegensatz zu den aktuell garantierten 1,75% anzusprechen. Bald dampfte mein Ohr und ich musste einfach auflegen.
A uch mein Telefonpartner war ziemlich am Ende, im wahrsten Sinne des Wortes. „Auch der aktuelle niedrige Garantiezins wird uns noch ganz schön zu schaffen machen“, sagte er freiwillig.
„Und die ganzen Probleme werden nicht mehr lange auf sich warten lassen“, fügte er auch noch hinzu.
„Oh, Mann“, sagte ich. „Das ist alles mehr als eine Krise. Das ist ein Desaster“, schnaufte ich in den Hörer. „Selbst in Deutschland geht gerade die Angst um, auch wenn es dort noch viel besser ist, als beispielsweise anderswo in Europa. Aber auch hier werden wir Ratings runterstufen müssen, auch wenn das Länderrating momentan unverändert bleibt“.
Ein wenig erinnerte mich das Ganze an meinen Lieblingsfilm „Frauen, am Rande des Nervenzusammenbruchs“. Es ging hier nicht mehr um die Abbildung der Wirklichkeit, sondern um die Schaffung einer eigenen Realität, die albtraumhaft erscheint, wenngleich dies auf vergnügliche Weise in der Komödie vermittelt wird. Die Welt musste sich den ganzen Problemen endlich stellen und nachdem ich mir einen Kaffee geholt hatte, war es an der Zeit, meine Kündigung allen mitzuteilen.
Wenn ich schon das sinkende Schiff verlasse, sollen es alle von mir persönlich erfahren. Für mich war schon immer ein Schrecken ohne Ende besser als ein Ende mit Schrecken gewesen, auch in privaten Situationen. Denn danach passierte immer nicht mehr viel. Zumindest für einen selber. Ich kann mich jedenfalls an keinen Fall erinnern, der besser anders hätte abgesch(l) ossen werden sollen.
Ich h örte, dass auch Chris nach guten Argumenten suchte und auch er das Leben vieler belastete. Warum ich jetzt an meine Oma dachte, keine Ahnung. Aber die hatte mir schon, als ich eine kleine Göre war, gesagt, dass es immer Lösungen für Probleme gibt. Egal wie schwierig die Situation auch erscheinen mag.
Meine Oma hatte diesen Satz bestimmt auch schon von ihrer Oma gelernt und diese bestimmt davor auch schon von ihrer. 300 Jahre Erfolgsgeschichte kriegte man so schnell zusammen. Doch ich wusste, dass es auch Probleme gibt, für die es keine Lösungen gibt. Zumindest für die Griechenland-Krise sah ich keine.
Aber was ich hier schreibe, bewirkt natürlich nichts und würde auch nur in einem ernsthaften Finanzartikel weltweites Aufsehen erregen und unter die Rubrik „Rüffel für Rösler von der Kanzlerin“ fallen. Und das interessierte
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