Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
mich schon mehr.
Ich darf denken was ich will. Und für mich ist Stuttgart 21 schon ein Reizwort. Schließlich ist das Leben kein Ponyhof, und damit komme ich wieder auf meine Oma zurück (denn die hatte schließlich nicht nur zwei Weltkriege und einen deutschen Kaiser überlebt, sondern auch die eine oder andere Währungskrise beziehungsweise den einen oder anderen Währungswechsel beziehungsweise Währungsverfall erfahren).
„Ja, der Euro“, sagt e meine Oma am Telefon nach 3 Minuten freudigen Geplänkels sachlich. „Also, der war von Anfang an psychologisch gesehen falsch, hat man die DM doch nicht verdoppelt, sondern halbiert.“ Dabei leerte sie in meinem Geiste schwungvoll den Karnickelmist auf den Kompost und drohte dem geilen Bock im Stall Einzelhaft an, wenn er die Karnickeldamen jetzt bis Ostern nicht endlich in Ruhe ließe. Sie drohte ihm gar, in einer Stunde wiederzukommen, sonst läge er wirklich bald im Pfeffer! Und meine Oma, die ist zwar schon über 100 und damit schon lange in Rente, hat noch Pfeffer im Hintern und sitzt nicht vor lauter Langeweile den ganzen Tag vor der Glotze. Bevor die Mitten im Leben guckt, hat sie die Nachbarschaft schon zur Demo gegen die 3. Finanzspritze für Griechenland erfolgreich zusammengetrommelt. Dabei schwingt sie ihre Diabetesspritze bedrohlich den Schmarotzern unter die Nase und nach meinem wöchentlichen Telefonat mit ihr, empfand ich die ganzen Probleme hier gar nicht mehr als Problem.
„Glaub mir“, wollte ich zu Chris sagen, „das ist erst der Anfang vom bösen Ende“, tat es dann aber doch nicht , weil er noch an der Strippe hing. Ich tat das einzige, was man in dieser Situation tun kann, ich ging erst mal einen Kaffee trinken, alleine. Das war heute die Idee schlechthin gewesen.
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…………… Die Tage vergingen. Noch 2 Wochen musste ich hier aushalten und in dieser Zeit gingen die Herunterstufungen zügig über die Bühne.
Der Weg von BBB minus (also dem Investment Grade beziehungsweise dem sicheren Rating bezüglich der finanziellen Stabilität) zu BB plus (dem spekulativen Grade für die anfälligen Ratings) war besonders steinig – aber das ist alles noch nichts im Vergleich zu den Rating-Herabstufungen, die die Griechen oder auch andere Länder gerade durchlaufen.
In Griechenland g eht es um echte Zahlungsausfälle, aber auch um Obdachlosigkeit ehemals Angestellter, um brennende Fahnen, Urlauber, die zuerst festsaßen und jetzt gar nicht mehr kamen, weil Fähren anderswo untergingen beziehungsweise nach Griechenland nicht mehr fuhren, weil die Urlauber einfach nicht mehr kamen.
Und dabei geht es nicht um die Macht der Rating-Agenturen und um die Brutalität der Herabstufungen auf Ramschniveau (zumindest für einige).
Es geht nicht um die Macht der drei oder zwei Rating-Buchstaben, die das Ergebnis des Ratings betriebswirtschaftlich einfach darstellen, damit sie auch jeder versteht und die Ergebnisse damit transparent sind beziehungsweise gemacht werden.
„Bevor eine neue deutsche Agentur auf den Markt kommt und auch noch erfolgreich ist, muss sie erst mal eine ganze Reihe auf die Beine stellen“, erläuterte ich gerade meinem Kunden. „Wenn sie sich einfach nur so als europäischer Player als eine neue Rating-Agentur einreihen will, werden alleine ihre nicht vorhandenen Erfahrungen schon für ein Versagen sorgen. Die neue Rating-Methodik, die sie anwenden will, muss auf Herz und Nieren geprüft und getestet werden. Das ist nun mal einfach so und zudem gehört zu einer erfolgreichen Agentur auch ein erfolgreiches Team und das findet man nicht einfach so.
Denn d as Wissen der Analysten bei den alteingesessenen Agenturen ist über Jahrzehnte gewachsen und jeder neue Analyst wird gründlich eingearbeitet. Außerdem müssen Vergleichswerte vorhanden sein. Ein Rating allein sagt nicht viel aus. Das ist nun mal so, wie wir schon aus der Schule wissen. Ein Diktat in einer Klasse mit schwachen Schülern wird geschrieben. Es enthielt im Durchschnitt 12 Fehler. In einer Klasse mit nicht schreibschwachen Kindern hatte das Diktat keinen einzigen Fehler. Trotzdem ist das Diktat in der Klasse mit den schwachen Schülern fast 5 Fehler im Durchschnitt besser geworden. Am Ende des Schuljahrs war man sogar auf durchschnittlich 10 Fehler runter und das war ein enormer Erfolg.
Die Chinesen sind seit Jahren mit ihrem Wirtschaftswachstum am Prahlen. Können sie auch, selbst wenn es jetzt doch auf unter 8% fallen sollte. Denn das ist noch immer
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