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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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einen Eingeborenen einredete. Die Haut des Mannes war tief gebräunt, und unter der Haut waren die Muskeln zu sehen. Breite Schultern. Schmale Hüften. Der Mann trug nur einen Sarong, und der Art nach, wie er ihn trug, schien er dahin zu gehören. Sein Gesicht war unebenmäßig, und trotz seiner Changidürre lag Anmut in seinen Bewegungen, und ein Funkeln umgab ihn.
    Der Malaie – schwarzbraun, winzig – lauschte angespannt auf den rhythmischen Singsang des Mannes; dann lachte er und zeigte seine von Betelnuß zerstörten Zähne und antwortete und untermalte die melodische Sprache mit einem Wink der Hand. Der Mann fiel in sein Lachen ein und unterbrach ihn mit einer Flut von Worten, blind gegen das angespannte Starren des King.
    Der King konnte nur hier und da ein Wort aufschnappen, denn sein Malaiisch war schlecht, und er mußte sich mit einem Mischmasch aus Malaiisch und Japanisch und Pidgin-Englisch durchschlagen. Er lauschte dem vollen Lachen und begriff, daß es etwas Seltenes war. Wenn dieser Mann lachte, konnte man sehen, daß das Lachen aus dem Herzen kam. Und das war sehr selten. Unbezahlbar.
    Nachdenklich betrat der King die Baracke. Die anderen Männer blickten kurz auf und grüßten ihn freundlich. Er erwiderte ihren Gruß ohne Wohlwollen. Aber er wußte Bescheid, und sie wußten Bescheid.
    Dino lag halb eingeschlafen auf seinem Bett. Er war ein zierlicher kleiner Mann mit dunkler Haut und dunklem Haar, vorzeitig grau gefleckt, und verschleierten feuchten Augen. Der King fühlte die Augen und nickte und sah Dinos Lächeln. Aber die Augen lächelten nicht.
    In der äußeren Barackenecke blickte Kurt von der Hose auf, die er zu flicken versuchte, und spuckte auf den Boden. Er war ein mickriger, böse aussehender Mann mit gelbbraunen Rattenzähnen, und er spuckte immer auf den Boden; keiner von ihnen mochte ihn, denn er badete nie. In der Barackenmitte spielten Byron Jones III und Miller ihr endloses Schach. Beide waren nackt. Als Millers Handelsschiff vor zwei Jahren torpediert worden war, hatte er zweihundertachtundachtzig Pfund gewogen. Er war über zwei Meter groß. Jetzt wog er einhundertdreiunddreißig, und die Falten der Bauchhaut hingen ihm wie ein Fell über die Geschlechtsteile. Seine blauen Augen leuchteten auf, als er sich vorbeugte und einen Springer setzte. Byron Jones III schnappte, schwupp, den Springer weg, und nun sah Miller, daß sein Turm bedroht war.
    »Jetzt hat's dich erwischt, Miller«, frohlockte Jones und kratzte sich die Dschungelschwären an den Beinen.
    »Geh zum Teufel!«
    Jones lachte. »Die Kriegsmarine war der Handelsmarine immer schon einen Breitengrad voraus.«
    »Trotzdem habt ihr Ganoven euch versenken lassen. Und dazu noch ein Schlachtschiff!«
    »Tjaa«, machte Jones nachdenklich, spielte mit seiner Augenklappe und erinnerte sich an den Untergang seines Schiffes, der ›Houston‹, und an den Tod seiner Kameraden und den Verlust seines Auges.
    Der King ging die ganze Baracke hinab. Max saß noch immer neben dem Bett und der großen schwarzen Kiste, die daran angekettet war.
    »Gut, Max«, sagte der King. »Danke. Du kannst jetzt abzischen.«
    »Ist gut.« Max hatte ein scharf gezeichnetes Gesicht. Er stammte aus dem Westen New Yorks, und er hatte auf dessen Straßen die Lektionen des Lebens schon in jungen Jahren gelernt. Seine Augen waren braun und rastlos.
    Automatisch nahm der King seine Tabaksdose heraus und schenkte Max ein wenig von dem rohen Tabak.
    »Danke«, strahlte Max. »Ach ja: Lee hat mir gesagt, ich soll dir sagen, er hat deine Wäsche fertig. Er faßt heute das Essen – wir sind bei der zweiten Schicht –, aber er hat mir gesagt, ich soll es dir sagen.«
    »Danke.« Der King angelte seine Packung Kooa, und vorübergehende Stille legte sich über die Baracke. Bevor der King noch seine Streichhölzer herausholen konnte, schlug Max Feuer mit seinem Eingeborenen-Flintfeuerzeug.
    »Danke, Max.« Der King machte einen tiefen Lungenzug. Nach einer Pause sagte er dann: »Magst du eine Kooa?«
    »Herrje, danke«, stieß Max hervor, ohne auf die Ironie in des King Stimme zu achten. »Willst du sonst noch was?«
    »Ich ruf dich, wenn ich dich brauche.«
    Max ging die Baracke hinab, um sich auf sein Stringbett an der Tür zu legen. Augen sahen die Zigarette, Münder aber sagten nichts. Sie gehörte Max. Max hatte sie verdient. Wenn ihr Tag kam, den Besitz des King zu bewachen, nun, vielleicht kriegten sie dann auch eine.
    Dino lächelte Max zu, der

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