Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Es fiel Peter Marlowe schwer, zu reden. »Ich meine, Sie bieten doch nicht immer Eier an, einfach so.«
    Der King lächelte. Es war ein gutes Lächeln, und es erwärmte Peter Marlowe. »Machen Sie sich nichts daraus. Nehmen Sie es für ›Hände über den Ozean‹ – Pacht-und-Leih-Vertrag.«
    Ein Zucken der Verärgerung huschte über das Gesicht des Engländers, und seine Kinnmuskeln verhärteten sich.
    »Was ist denn los?« fragte der King.
    Nach einer Pause antwortete Peter Marlowe: »Nichts.« Er sah das Ei an. Erst in sechs Tagen kam er wieder für ein Ei an die Reihe. »Wenn Sie sicher sind, daß ich Sie nicht beraube, möchte ich's gern als Spiegelei.«
    »Nun seien Sie kein Spielverderber«, sagte der King. Er wußte, daß er irgendwie einen Fehler gemacht hatte, denn die Verärgerung war echt. Ausländer sind komisch, dachte er. Man weiß nie im voraus, wie sie reagieren werden. Er stellte seine elektrische Kochplatte auf den Tisch und schob den Stecker in die Steckdose. »Fein, was?« fragte er vergnügt.
    »Ja.«
    »Max hat sie für mich gebastelt«, sagte er und nickte die Baracke hinab.
    Peter Marlowe folgte seinem Blick.
    Max blickte auf, als er die Augen auf sich gerichtet fühlte. »Brauchst du was?«
    »Nein«, wehrte der King ab. »Hab ihm nur gerade erzählt, daß du die Kochplatte gebastelt hast.«
    »Oh, funktioniert sie auch richtig?«
    »Klar.«
    Peter Marlowe stand auf und beugte sich aus dem Fenster und rief auf malaiisch: »Ich bitte Euch, wartet nicht länger. Ich werde Euch morgen wiedersehen, Suliman.«
    »Sehr wohl, Tuan, Friede sei mit Euch.«
    »Und mit Euch.« Peter Marlowe lächelte und setzte sich wieder, und Suliman ging davon.
    Der King schlug die Eier sauber auf und ließ sie in das heiße Öl fallen. Der Dotter war kräftig goldfarben, und das ihn umgebende Eiweiß spritzte und zischte in der Hitze und begann fest zu werden, und ganz plötzlich erfüllte das Brutzeln die ganze Baracke. Es erfüllte die Hirne und erfüllte die Herzen und ließ den Speichel fließen. Aber niemand sagte etwas oder tat etwas. Außer Tex. Er stand auf und verließ die Baracke.
    Viele Männer, die über den Weg kamen, rochen den Duft und haßten den King von neuem. Der Duft zog den Hang hinab und in die MP-Baracke. Grey wußte, und Masters wußte sofort, von wo er kam.
    Grey stand von Übelkeit gequält auf und ging zur Tür. Er wollte einen Spaziergang um das Lager herum machen, um dem Duft zu entgehen. Dann änderte er seinen Entschluß und drehte sich um.
    »Kommen Sie mit, Unteroffizier«, befahl er. »Wir werden der amerikanischen Baracke einen Besuch abstatten. Jetzt wäre ein günstiger Augenblick, Sellars' Geschichte nachzuprüfen!«
    »Zu Befehl«, antwortete Masters, der von dem Geruch fast zerrissen wurde. »Der verfluchte Schweinehund könnte wenigstens vor dem Essen kochen, und nicht gleich danach – nicht, wenn es noch fünf Stunden bis zum Abendessen sind.«
    »Die Amerikaner sind heute bei der zweiten Schicht. Sie haben noch nicht gegessen.«
    In der amerikanischen Baracke knoteten die Männer an den Fäden der Zeit. Dino versuchte wieder einzuschlafen, und Kurt nähte weiter, und das Pokerspiel wurde wiederaufgenommen, und Miller und Byron Jones III fingen ihr endloses Schachspiel wieder an. Aber das Brutzeln zerstörte dieses Bild eines zufriedenen und friedlichen Lebens, und Kurt stach sich in den Finger und fluchte lästerlich, und Dino verließ der Schlafdrang, und Byron Jones III beobachtete entsetzt, wie Miller ihm mit einem lausigen Mistbauern die Königin wegnahm.
    »Mein Gott«, sagte Byron Jones III erstickt zu niemand Bestimmtem. »Wenn es endlich regnete.«
    Niemand antwortete. Denn niemand hörte etwas außer dem Brutzeln und Zischen.
    Auch der King konzentrierte sich. Auf die Bratpfanne. Er bildete sich etwas darauf ein, daß niemand ein Ei besser braten konnte als er. Für ihn mußte ein Spiegelei mit dem Auge des Künstlers gebraten werden, und schnell – aber nicht zu schnell.
    Der King blickte auf und lächelte Peter Marlowe an, aber Peter Marlowes Augen ruhten auf den Eiern.
    »Verflucht«, sagte er leise, und es war eine Segnung, kein Fluch. »Das riecht gut.«
    Der King war erfreut. »Warten Sie ab, bis ich fertig bin. Verdammt, das werden die tollsten Eierchen, die Sie je gesehen haben!« Er bestreute die Eier vorsichtig mit Pfeffer und gab dann Salz hinzu. »Kochen Sie gern?« fragte er.
    »Ja«, antwortete Peter Marlowe. Seine Stimme kam ihm selbst

Weitere Kostenlose Bücher