Rattentanz
mit beiden Händen seine Hoden und drückte, so fest sie nur konnte. Sie zerrte da ran, wütend, voller Angst und die dünne Leinenhose bot dem Angegriffenen dabei nur wenig Schutz.
Patryk hatte inzwischen dem ungekrönten Anführer ein weiteres Mal ins Gesicht getreten. Er stand über ihm und drohte unmissverständlich mit dem erhobenen Stock. Der Schwede blutete aus Mund und Nase. Er griff in die Hosentasche und warf Patryk das geraubte Geld vor die Füße. Aus dem Augenwinkel sah Patryk, dass Karol ebenfalls die Oberhand hatte, nur die Mädchen schienen Hilfe zu brauchen. Der Mann, auf den sie sich gestürzt hatten, hatte beide Frauen an den Haaren gepackt und schlug ihr Köpfe gegeneinander. Alicja schrie und trommelte mit den Fäusten gegen die Beine des Mannes, der von oben auf sie herabsah und lachte, ein böses, ein verrücktes Lachen. Es machte ihm Freude, die beiden Frauen in seiner Gewalt zu ha ben, ihre niedlichen Köpfe gegeneinanderzuschlagen, bis die makellose Haut irgendwann aufspringen und bluten würde. Ja, sie sollten bluten und weinen und danach würde er sich um sie kümmern. Und seine Freunde. Einer nach dem anderen. Er hatte nur Augen für seine Beute und für das, was ihr Anblick ihm versprach. Die Natur hatte ihn nicht gerade mit besonders viel Fantasie ausgestattet, aber was ihn erwartete, das vermochte er sich klar und deutlich vorzustellen! Mehr als eine Nacht lang hatte er im Internet die vielen schönen Bilder bewundert. Was konnten Frauen alles mit ihrem Körper anstellen! Es war ein Wunder. Bisher hatte er im wirklichen Leben noch nie eine solche Frau gefunden, aber es gab sie, es musste sie geben. Schließlich gab es die Bilder im Internet. Und was andere Männer be-kommen konnten, wollte er auch haben. Und jetzt endlich hielt er seinen Hauptgewinn in den Händen, spürte ihre Angst und die eigene, geile Vorfreude.
Weiter kam er nicht. Sein Gedankengang wurde jäh unterbrochen. Patryk hatte vom Anführer der Schweden abgelassen und stürzte sich auf den in Vorfreuden schwelgenden Dritten. Ohne nachzudenken schwang er den Knüppel und schlug auf den Mann ein. Ein, zwei ungezielte Schläge auf Rücken und Schulter, dann, noch immer lachte der Fremde und hielt die Frauen am Haar, fixierte Patryk den Kopf und schlug zu. Er traf ihn genau am Kinn. Der Unterkiefer klappte nach unten und die Kette am Ende des Stockes wickelte sich um den Hals des Mannes. Patryk sprang zur Seite, zerrte mit beiden Händen am Knüppel und riss den Mann so zu Boden. Der schlug auf den Asphalt, röchelte und griff sich an den Hals. Er riss die Augen auf. Er hatte Angst, Todesangst.
Aber Patryk konnte jetzt nicht aufhören.
»Du Schwein!«, schrie er und zerrte weiter an der Kette. Niemals würde er den Knüppel loslassen! Alles in ihm tobte vor Wut und Zorn über diese drei Verbrecher. Sie hatten sich an seiner Zuzanna vergreifen wollen. Er zerrte weiter an der Kette und zog den Mann hinter sich her über den Asphalt. Ihr Anführer verschwand in eine Seitenstraße, während der andere ein Stück zur Seite gekrochen war und sei nen gebrochenen Kiefer hielt. Laufen konnte er nicht mehr. Karol hatte ihn mit dessen Knüppel schwer am Knie verletzt. Karol und die Frauen mussten Patryk die Waffe entwinden, ansonsten hätte er den Schweden getötet.
Das alles hatte sich gestern abgespielt, noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden her und doch schon Lichtjahre entfernt.
»Was meinst du mit ›Er hat das Boot in den Sand gesetzt‹?«
Karol erzählte, was er aus seinem Versteck hinter einer der Hütte mit ansehen musste, wie Hans Seger sich gegen das Boot gestemmt und gewehrt und trotz aller Anstrengung nicht verhindern konnte, dass es jetzt unbrauchbar festsaß. So kurz vor dem Ziel.
Es entstand eine Pause, die Enttäuschung der beiden Paare war fast mit Händen zu fassen. Ihr Plan hatte vorgesehen, den Moment abzupassen, an dem das Boot im Wasser lag und der Mann am Strand zurück zu den Hütten ginge, um seine wenigen Habseligkeiten zu holen. Dann wollten sie aus dem Unterholz brechen, zum Boot rennen und, bevor dieser Mann auch nur verstanden hätte, was da vor seinen Au - gen geschah, mit den Früchten seiner Arbeit Richtung Polen davonrudern. Die Möglichkeit, dass Hans Seger seine Vorräte bereits vor dem Stapellauf ins Boot gelegt haben könnte, zogen sie nicht einmal in Betracht. Aber das Problem schien sich gerade zwischen Sand, Muscheln, Kies und lachenden Möwen von selbst erledigt zu haben.
»Sollen
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