Rattentanz
wollte sie nicht. Er entwickelte sich vom ersten Tag an in eine ganz eigene Richtung und meine Planungen und Gedankengänge waren ihm dabei herzlich egal, schließ lich ging es um sein Leben.
Ähnlich verhielt es sich mit der Figur von Thomas Bachmann. Ihn hatte ich überhaupt nicht auf der Rechnung beziehungsweise in meinen Unterlagen. Und eines Tages – ich stand im Türrahmen zur Küche und unterhielt mich mit meiner Frau – sah ich Thomas plötzlich ganz deutlich vor mir, hörte die Stimmen, die er hörte.
Was ich damit sagen will: Ich habe mein Manuskript nicht sorgfältig vorausgeplant, weder die Geschichte noch die Personen oder eine scheinheilige Moral dahinter. Ich hatte eine Idee, die mich über Monate nicht mehr losließ. Diese Idee führte zum Schreiben und jetzt zu Ihnen. Die Idee war: Wie überlebensfähig sind wir an Wohlstand, volle Geschäfte, Strom und was weiß ich noch alles gewöhnte Mitteleuropäer, wenn all diese Sicherheiten von einer Minute auf die andere wegbrechen? Wie stark ist unsere Gesellschaft, wie haltbar das soziale Geflecht, in dem wir unsere Leben leben? Was passiert, wenn einer den ganz großen Schalter umlegt?
Im Januar 2007 habe ich RATTENTANZ begonnen, im Dezember desselben Jahres das Wort ENDE daruntergesetzt. Ein Jahr, in dem jede freie Minute meinem Buch gehörte. Ohne meine Frau und meinen Sohn wäre dies niemals möglich gewesen! Sie haben mir den Rücken freigehalten, versuchten so selten wie möglich an die Tür zu klopfen, hinter der ich einem Traum nachjagte, und stellten die eigenen Interessen hintan. Und ließen und lassen mich immer wieder wissen, dass sie an mich und dieses Buch glauben. Es ist schön, wenn man Menschen hat, die an einen glauben und besonders schön ist es, wenn diese Menschen der eigene Mittelpunkt sind. Danke.
Und wenn ich schon dabei bin: es gibt noch (mindestens) zwei weitere Personen, ohne die dieses Buch so nicht denkbar wäre. Zum Ersten Eva Weigl, meine Lektorin. Ihr möchte ich für ihr sensibles Lektorat und für ihre Begeisterung, mit der sie dieses Projekt vorangetrieben hat, danken. Die zweite Person heißt Burkhard P. Bierschenck, mein Verleger. Ihm danke ich für sein Vertrauen. Es ist heute nicht selbstverständlich, dass ein literarischer Nobody mit einem ziemlich dicken Manuskript die Chance einer ernsthaften Prüfung erhält. Von einer Veröffentlichung ganz zu schweigen. Danke.
Meine Frau war die Erste, der ich an jedem Tag das Geschaffte vorlegte. Aber egal, was sie auch sagte, ihr glaubte ich nicht wirklich – schließlich war und ist sie meine Frau und somit befangen. Also mussten Freunde und Verwandte dran glauben. Ich machte ein paar von ihnen kurzerhand zu Testlesern. Einige von ihnen lasen das Buch sogar doppelt, eine erste und die jetzige Endfassung. Ganz vielen Dank dafür! Ihr habt mir viele Stunden eurer Zeit geschenkt, mir Mut gemacht, mich aufgebaut und getröstet. Danke.
Jemand fragte mich − als er hörte, dass mein Roman an den Schauplätzen handelt, an denen ich lebe und arbeite −, ob ich somit auch real existierende Personen beschreibe. Und ein Arbeitskollege, der als Testleser diente, glaubte in der einen oder anderen Figur meines Buches Kollegen zu erkennen. Dem ist nicht so! Ich verstehe freilich, dass man unweigerlich zu solchen Assoziationen kommt, in diesem Fall aber liegt man damit total daneben. Natürlich hätte ich auch fiktive Orte und Landschaften benutzen können, aber das Erzählen der Geschichte war auch so schon schwer genug. Ich war und bin der Meinung, dass ich mich, indem ich alles Geschehen an mir bekannten Orten handeln lasse, besser auf die eigentliche Geschichte konzentrieren konnte und nicht immer wieder durch Überlegungen wie Befand sich der Berg jetzt rechts oder links vom Dorf? abgelenkt wurde. Faulheit, wenn man so will. Andererseits macht die reale Spielwiese meiner Geschichte das Ganze nachvollziehbarer und glaubhafter, wenn ich mir auch hier und da die Freiheit genommen habe und die bestehenden Gegebenheiten den jeweiligen Bedürfnissen des Buches angepasst habe (So gibt es auf dem Hardt zum Beispiel keinen alten Steinbruch. Aber wenn das Flugzeug in den Himmel ragen soll, muss es erst mal in ein Loch, eine Grube oder eben einen Steinbruch stürzen.).
Wer sagt, seine Romanfiguren seien zu einhundert Prozent erfunden, der lügt. Wer Äußerlichkeiten oder Charakterzüge und Verhalten beschreibt, erfindet nicht das Leben neu, sondern bedient sich aus dem Fundus eigener
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