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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Kleidungsstücke aus dem Krankenhaus auf einen Sessel, suchte seine Turnschuhe raus und steckte die Gaspistole ein, die seit Jahren unbenutzt in seinem Kleiderschrank lag. Sie war alles, was ihm von seiner letzten Freundin geblieben war.
    Für den Weg von der Wohnung zum Krankenhaus am anderen Ende der Stadt, ein Fußmarsch von drei Kilometern, hatte er über zwei Stunden benötigt. Er musste Straßensperren umgehen und vermied tunlichst jeden Kontakt mit den allgegenwärtigen Patrouillen. Alle Brücken der Stadt waren mit Straßensperren blockiert und mehrere Militärfahrzeuge patrouillierten durch die Stadt und unterrichteten die Einwohner von der verhängten Ausgangssperre, die bis Sonnenaufgang Gültigkeit haben sollte.
    Beck war durch Kleingartenanlagen geschlichen und hatte einen Umweg gewählt, der ihm die unbeobachtete Durchquerung der Brigach, einem der Donauquellflüsse, ermöglichte. Auf den anschließenden Bahngleisen stand seit Stunden ein Güterzug.
    Beck erreichte die Klinik Punkt halb zehn und war sofort das Treppenhaus hinaufgerannt, die verletzte Hand in einer Schlinge, und dort auf Mehmet gestoßen.
    »Da wird sich Ritter aber freuen«, flüsterte der Junge jetzt. Seine weißen Zähne blitzten im Halbdunkel. »Hast dich fein gemacht Bulle, was?« Er versuchte Zeit zu gewinnen und überlegte, wie er an Beck vorbeikommen könnte. Er wollte die Pistole aus der Küche! Und danach würde er sich um den Bullen kümmern.
    Beck zog mit der gesunden Linken die Gaspistole aus dem Gürtel. Mist, verdammter!, dachte Mehmet.
    Er machte kehrt und hetzte die Stufen hoch. Ich muss Ritter warnen!
    Ohne sich noch mal umzusehen floh er vor der vermeintlichen Bedrohung durch den Wartebereich und den langen Flur zur Intensivstation entlang. Fuchs schlug dort mit einem Feuerlöscher gegen die Glastür, während Ritter unbeteiligt danebenstand und sein Bein hielt.
    »Der Bulle ist zurück!«, keuchte Mehmet schon von Weitem. »Er ist bewaffnet!«
    »Hast du die Pistole?«
    Mehmet schüttelte den Kopf. »Die ist noch in der Küche.«
    Fast zeitgleich bog Beck am Ende des Flurs um die Ecke. Er war für die drei Männer nur als schwarzer Schatten wahrzunehmen, denn die Nacht war bereits in das Haus gekrochen.
    »Wir sitzen in der Falle!« Fuchs warf den Feuerlöscher gegen die Glastür und riss eine Seitentür auf. Ein Besen kam ihm aus der kleinen Kammer entgegen und im schwachen Schein seines Feuerzeuges erkannte Fuchs, dass es nur ein winziger Verschlag mit Putzutensilien war.
    »Los, hier rein!« Ritter war inzwischen zu einer massiven Doppeltür gehumpelt und hatte sie mit Mühe ein Stück weit aufgezogen. »Los! Kommt schon! Schnell!«
    Sie tasteten sich durch einen geräumigen Saal mit mehreren Liegen und schmalen Glasschränken. Sie befanden sich in der sogenannten Schleuse, in der die Patienten von ihren Betten auf die OP-Tische umgelagert wurden, um anschließend in die Operationssäle gebracht zu werden.
    Fuchs stieß mit dem Schienbein gegen das Metallgestell eines Operationstisches. Er fluchte gotteslästerlich und ließ das Feuerzeug fallen.
    Beck, die auf größere Entfernungen nutzlose Waffe im Anschlag, näherte sich ihrem Versteck. Ihm war der Aberwitz dieser ganzen Situation, vor allem aber seine Chancenlosigkeit bei einem Frontalangriff der drei, durchaus bewusst. Er durfte nicht schießen! Jedenfalls nicht aus der Entfernung, denn, das war Beck klar, sie würden am Schussgeräusch der Waffe sofort erkennen, um was für eine es sich handelte. Und der fehlende Projektileinschlag wäre dann das i-Tüpfelchen auf ihren Verdacht.
    Sie waren nach links verschwunden, soviel hatte Beck noch mitbekommen. Als er an die entsprechende Stelle kam, sah er die offen stehende Tür.

27
    21:34 Uhr, Krankenhaus Donaueschingen, Aufzug 2
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    Thomas Bachmann war erst vor wenigen Minuten eingeschlafen, als Mehmets Maschinengewehrsalve ihn weckte. Er schrak zusammen, umklammerte seine Beine und zitterte. Er fand sich weder in seinem Leben noch in seinem schwarzen Gefängnis zurecht.
    Jetzt!!! Endlich!!! Jaaaaa! Nummer drei brach in Freudenrufe aus. Der Erlöser, er ist ganz nah, hihi, so naaah! Halleluja – er kommt, uns zu massakrieren! Ja, endlich! Reiß uns die verdammten Eingeweide raus und häng sie an den Weihnachtsbaum, oh du mein Herr und Weih- nachtsmann! Los, hol die Knarre aus dem Sack, hihi, und strafe uns für unsre Sünden, lieber Weihnachtsmann. Hoho.
    Thomas stieß sich beim Aufspringen den Kopf am

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