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Rau ist die See ...

Rau ist die See ...

Titel: Rau ist die See ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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konnte, wandte sich die gerettete Frau lächelnd an sie. „Ich möchte dir von ganzem Herzen danken! Ich bin übrigens Georgette Lane. Wenn du nicht eingegriffen hättest, wäre es übel für mich ausgegangen.“
    „Schon gut, das habe ich gern getan.“ Jade lächelte der Frau zu.
    Jones bestand darauf, dass Georgette sich vorsichtshalber vom Schiffsarzt untersuchen ließ. Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, konnte sich Jade nun endlich ihrem Malkursus widmen.
    Nur fünf Elternpaare gaben ihre Kinder in ihre Betreuung. Aber das störte Jade nicht. Für sie war die Hauptsache, dass sie die Begeisterung der Kleinen wecken konnte. Und das gelang ihr – sie hatte einfach einen natürlichen Draht zu Kindern.
    Während der Mittagspause in der Personalkantine sah sie Henry wieder. Er hatte inzwischen mitbekommen, was sich die von ihm angebetete Roxanne geleistet hatte.
    „Roxanne hat es nicht so gemeint, da bin ich mir sicher“, meinte er. „Ihr Temperament ist mit ihr durchgegangen, aber sie ist eben eine sensible Künstlerin.“
    Jade musste sich auf die Zunge beißen, um Henry nicht in klaren Worten zu sagen, was sie von Roxanne hielt. Waren eigentlich alle Männer blind und taub, wenn sie sich in eine Frau verknallt hatten? Jade spürte genau, dass Henry Roxanne nach wie vor vergötterte. Ohne dass er es mitbekam, verdrehte sie die Augen und wechselte anschließend das Thema. „Sag mal, kennst du eigentlich Rick Andrews? Ich habe ihn heute zufällig getroffen. Was ist das eigentlich für ein Typ?“
    „Schwer zu sagen. Ich habe nicht viel mit ihm zu tun, als Kabinensteward bin ich ja hauptsächlich im Passagierservice. Mit der Bordtechnik habe ich nichts zu tun. Ich weiß nur, dass Rick mit den anderen Maschinisten dafür sorgt, dass unsere MS Kyrene weiterhin läuft wie ein Uhrwerk. Aber meiner Meinung nach ist er ein Kerl, der kaum die Zähne auseinanderbekommt. Angeblich soll es in seiner Vergangenheit etwas geben, worüber er nicht spricht. Allerdings: Haben wir nicht alle einen wunden Punkt?“
    Jade nickte. Sie hatte zum Beispiel nicht die geringste Lust, auf ihren untreuen Exfreund angesprochen zu werden. Warum sollte es anderen Menschen nicht ähnlich gehen? „Weißt du, ob Rick einmal etwas mit Ann hatte?“
    „Mit deiner Vorgängerin? Wie kommst du denn darauf?“
    Sie zuckte die Schultern. „Schwer zu sagen. Meinetwegen kannst du es weibliche Intuition nennen.“
    Jade war versucht, Henry von dem Videotagebuch zu erzählen. Einerseits mochte sie ihn und hätte das Geheimnis gern mit ihm geteilt. Andererseits konnte sie sich auf sein Urteil nur bedingt verlassen. Wenn es um die von ihm angehimmelte Roxanne ging, wollte er die Wahrheit ja einfach nicht sehen. Warum sollte das bei anderen Dingen nicht auch so sein?
    „Rick und Ann, ein Liebespaar?“ Henry zog die Augenbrauen hoch. „Hm, davon wüsste ich nichts. Aber hätte sie ihn dann einfach so zurückgelassen und sich in Oslo aus dem Staub gemacht? Das ist doch nicht die feine englische Art.“
    Damit hatte Henry zweifellos recht. Außerdem hatte Rick auf Jade nicht den Eindruck eines Verliebten gemacht, der seiner verschwundenen Freundin hinterhertrauert. Dafür hat er viel zu offensiv mit mir geflirtet, dachte Jade. Vorerst musste sie sich mit der Erkenntnis begnügen, dass Rick ihr rätselhaft blieb. Aber genau das machte ihn ja so anziehend.
    Der Nachmittag verging wie im Flug. Die Kinder waren von ihren Malereien so begeistert, dass sie kaum ein Ende finden wollten. Erst als Jade allen versprach, dass sie am nächsten Tag wieder malen durften, ließen sie sich von ihren Eltern abholen. Jade verabschiedete die Kinder fröhlich und räumte die Materialien zusammen. Feierabend hatte sie allerdings noch lange nicht. Für den Abend stand ein Karaoke-Event in der Disco auf dem Programm.
    Um die Pinsel und Farben zurück in den Lagerraum zu bringen, musste Jade sich wieder den Schlüssel vom Zahlmeister holen. Wenig später begab sie sich erneut in die Tiefen des Schiffsrumpfs. Aber leider hatte sie sich den Weg doch nicht so gut eingeprägt, wie sie gehofft hatte. Nach einer Weile wurde ihr klar, dass sie irgendwo falsch abgebogen sein musste. Sie irrte durch Gänge, die ihr völlig unbekannt vorkamen. Obwohl – sahen diese Vorratsbunker nicht alle gleich aus?
    Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Unter einer Treppe hatte sie einen kleinen dunklen Rucksack entdeckt. Er sah genauso aus wie das Gepäckstück, das der blinde

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