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Rau ist die See ...

Rau ist die See ...

Titel: Rau ist die See ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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glaube ich nicht. Vielleicht ist sie immer noch auf dem Schiff. Das vermute ich, aber ich kann es nicht beweisen. Ich kann dir auch keine Gründe dafür nennen, es ist mehr so ein Gefühl.“
    „Das kenne ich.“ Peter lächelte sie wieder an. „Mich an Bord zu schleichen – das war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Ich habe so etwas nie zuvor gemacht, das musst du mir glauben.“
    „So, muss ich das.“ Nun war Jade diejenige, die frech grinste. „Das wird sich zeigen, Peter. Ich durchschaue die Leute meistens ziemlich schnell. Bei dir weiß ich noch nicht, was mit dir los ist – zugegeben. Aber ich werde es bald herausfinden.“ Jades Selbstbewusstsein wuchs mit jedem ihrer Worte. Sie sah Peter direkt in die Augen. Als er sie von hinten überrumpelt hatte, war sie noch vor Entsetzen wie gelähmt gewesen. Aber nun hatte sie sich wieder im Griff.
    „Wie du meinst, Jade. Ich würde es jedenfalls toll finden, wenn du mich nicht verpfeifst.“
    „Solange du deinen Rucksack hier so offen herumliegen lässt, wirst du das ganz allein erledigen. Ach, und in deinen Klamotten wirkst du superverdächtig. Wenn dir jemand zufällig begegnet, schöpft er sofort Verdacht. Du siehst aus wie ein Ninja in einem Actionfilm.“
    Peter blickte an sich herab. Er wirkte, als würde er jetzt erst sein schwarzes Outfit bemerken. „Ja, du hast recht. Die Sachen waren gut, um sich im Schutz der Dunkelheit an Bord zu schleichen. Aber wie ein normaler Passagier wirke ich darin nicht.“ Er hob den Blick wieder. „Könntest du mir unauffällige Klamotten besorgen?“
    Bittend verzog er den Mund und holte sogar seine Geldbörse aus der Hosentasche. Jade riss die Augen auf. Ist das nun besonders dreist oder besonders naiv von ihm, fragte sie sich. Er verlangte von ihr nicht mehr und nicht weniger, als dass sie sich zu seiner Komplizin machte. Obwohl – war sie das nicht schon längst, weil sie noch keinen Alarm geschlagen hatte? Sie hätte längst weglaufen und andere Crewmitglieder zusammentrommeln können. Aber genau das hatte sie nicht getan.
    Peter entging ihr Zögern offenbar nicht. „Du kannst es dir ja überlegen, Jade. Ich würde mich sehr darüber freuen. Hier, das müsste für ein paar gute Anziehsachen reichen.“ Er drückte ihr ein paar norwegische Scheine in die Hand.
    „Möchtest du vielleicht auch noch bei mir in meiner Kabine einziehen?“
    Jades Frage war ironisch gemeint gewesen, aber Peter schüttelte ganz ernsthaft den Kopf. „Nein, dafür kennen wir uns doch noch zu wenig. Ich will dich ja auch nicht in Schwierigkeiten bringen. Ich werde um Mitternacht auf dem Achterdeck warten, gut versteckt natürlich. Ich sehe ja dann, ob du kommst und ein paar Klamotten für mich dabei hast. Wie gesagt, ich würde es super finden.“
    Bevor Jade antworten konnte, hatte Peter ihr einen Kuss auf die Wange gehaucht, sich umgedreht und war davongeeilt. Jade blickte sich um, entdeckte ihn jedoch nicht mehr.
    Sie fragte sich ernsthaft, ob sie die Begegnung mit Peter nur geträumt hatte. Aber die norwegischen Banknoten in ihrer Hand knisterten sehr wirklichkeitsgetreu.
    Jade steckte das Geld ein und ging weitere Gänge entlang. Wenig später begegnete sie Rick. Er kam gerade aus einem der Lagerräume und blinzelte ihr zu.
    „Hey, Jade. Was ist denn mit dir los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.“
    Jade schluckte. Wirkte sie wirklich so durcheinander? Das Zusammentreffen mit Peter war sehr merkwürdig gewesen. Aber dieser Mann war garantiert kein Geist, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Genau wie Rick, der ihr nun schon wieder schöne Augen machte.
    „Nein, ich bin keine Gespensterseherin. Ich habe nur etwas Stress, immerhin ist heute der erste Tag auf See für mich. Und ich bin ja noch ziemlich neu hier, wie du weißt.“ Jade lächelte ihr professionelles Animateurs-Lächeln.
    „Klar, das verstehe ich. Lass uns doch mal in der Personalkantine zusammen eine Cola trinken. Ich werde schon dafür sorgen, dass du dich auf dem Schiff schnell heimisch fühlst.“
    „Super, das machen wir. Nun muss ich aber weiter. Wir sehen uns.“
    Jade hetzte an Rick vorbei. Sie fühlte sich, als ob ihr das schlechte Gewissen im Gesicht geschrieben stünde. Dabei hatte sie eigentlich noch gar nichts Schlimmes gemacht. Sie wusste ja auch immer noch nicht, ob sie Peter überhaupt wirklich helfen wollte.
    Oder?
    Wenn Jade ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie schon im Geist die passenden Klamotten für ihn

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