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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Race.“
    „Sie hält dich für erschüttert.“
    „Rindy ist ein sonderbares Kind – in den Dürrstädten geboren und dort aufgewachsen – aber es liegt nicht nur an mir, Race – irgend etwas …“ Sie unterdrückte einen schluchzenden Laut.
    „Heimweh, Juli?“
    „In den ersten Jahren ein wenig. Aber ich war glücklich, Race, glaube mir.“
    „Das freut mich“, gab ich stumpf zur Antwort. Ich verspürte etwas anderes als Freude.
    „Nur dieses Spielzeug – es rief ein so seltsames Gefühl in mir wach … Race … irgend etwas …“ Sie unterdrückte einen schluchzenden Laut.
    „Wer weiß? Vielleicht liefert es uns einen Anhaltspunkt.“ Ich hatte noch nie etwas zu Gesicht bekommen, das diesem Spielzeug ähnelte – bis gestern. Der Spielwarenhändler, der durch die Straßen der Kharsa gejagt worden war, der in den Schrein Nebrans geflohen und verschwunden war. Er hatte ein halbes Dutzend dieser Sternprismen feilgeboten.
    Ich versuchte mir das Bild des Spielwarenverkäufers ins Gedächtnis zurückzurufen. Ich hatte nicht viel Erfolg. Vor sechs Jahren war meine Beobachtungsgabe ausgeprägt gewesen, aber Geschicklichkeit verlernt sich, wenn sie nicht angewendet wird. „Juli, ist dir jemals ein zwergenhafter Mann begegnet – vom Aussehen eines Chaks, nur kleiner – verkrümmt und bucklig? Er verkauft Spielwaren.“
    Sie wirkte verwundert. „Ich habe von Zwergenchaks gehört. Sie sollen in der Polkolonie leben. Aber ich habe niemals einen von ihnen getroffen. Nein, ich bin mir ganz sicher.“
    „Es war nur ein Einfall.“ Ich erzählte ihr von dem Händler, aber ihr Ausdruck änderte sich nicht. Dennoch lieferten die Ereignisse Stoff zum Nachdenken. Ein Spielwarenhändler war verschwunden. Rakhal hatte, ehe er Juli verließ, alle Spielsachen Rindys zerschlagen. Ein Mädchen hatte sich an der gleichen Stelle aufgelöst wie der kleine Händler. Und der Anblick harmlosen Tands aus Kristall verursachte einen hysterischen Anfall bei Juli.
    „Ich mache mich am besten auf den Weg, ehe es dunkel wird“, bemerkte ich, schloß die letzte Schnalle meines Kittels, schob den Skan hinein und zählte das Geld, das Mack mir zur Verfügung gestellt hatte. Ich verstaute es in dem Gürtel, unmittelbar an meiner Haut. „Ich möchte die Kharsa noch rechtzeitig erreichen, um die Karawane nach Shainsa zu finden.“
    „Du willst zuerst dorthin?“
    „Wohin sonst?“
    Juli wandte sich um, stützte sich mit einer Hand gegen die Wand. Sie wirkte krank und zerbrechlich und um Jahre gealtert. Plötzlich schlang sie ihre Arme um mich, während sie schluchzte: „Race, er wird dich töten! Wie kann ich das auf mein Gewissen laden?“
    „Du kannst vieles auf dein Gewissen laden.“ Als ich ihre Arme entschlossen von meinem Nacken löste, blieb die Kette an der Spange meines Kittels hängen, und bei dem Anblick riß etwas in mir. Ich packte beide Enden der Kette zwischen den Händen, stemmte mich mit den Ellbogen gegen die Wand und zog. Die Glieder sprangen auseinander. Ich zerrte an den Haken der Juwelenbänder, riß sie von ihren Armen und warf sie in eine Ecke, wo sie mit mißtönendem Rasseln niederfielen.
    „Das ist vorbei!“ schrie ich. „Du wirst diese Reifen niemals wieder tragen!“ Vielleicht begann Juli nach sechs Jahren in den Dürrstädten mit Rakhal langsam zu erkennen, was diese gleichen sechs Jahre mir hinter einem Schreibtisch angetan hatten.
    „Juli, ich werde Rindy für dich finden. Und ich werde Rakhal hierherbringen – lebendig. Aber verlange nicht mehr von mir. Nur lebendig. Und frage mich nicht wie.“

5. Kapitel
     
    Bei Einbruch der Dunkelheit schlüpfte ich durch eine Seitenpforte, schäbig und unverdächtig, auf den Raumhafenplatz hinaus.
    Die Kharsa war mir auch als Terraner nicht unvertraut, aber während der vergangenen sechs Jahre hatte ich nur das Antlitz gesehen, das sie bei Tage annahm. Ich bezweifelte, daß sich in dieser Nacht mehr als ein halbes Dutzend Erdmenschen in der Kharsa aufhielten, obwohl ich einen von ihnen auf dem Basar bemerkte, schmutzig und betrunken dahinschwankend, einer der heimatlosen Renegaten zwischen den Welten, die nirgends zu Hause sind.
    Mit den ansteigenden Straßen schritt ich weiter den Hügel hinauf. Einmal warf ich einen Blick zurück und sah den hellerleuchteten Raumhafen, den schwarzen, von unzähligen Fensterpunkten unterbrochenen Fleck des Zentralgebäudes, Kleckse fremden Lichtes in dem düsteren Rotviolett Wolfs. Ich wandte mich um und ging weiter.
    Am

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