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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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die Ya-Wesen bewohnten, furchtbare Kreaturen von vogelähnlicher Gestalt, die das Wehen des Geisterwindes in Kannibalen verwandelt. Später wandte sich der Pfad durch dichtere Dschungel aus Indigobäumen und schmutzig-purpurnen Farnen, und in den Nächten hörten wir das Heulen der Katzenmenschen, die in diesen Breiten hausen. Wir stellten Wachen auf und die dunklen Zwischenräume und Schatten der Bäume waren von fremdartigen Lauten und ungewohnten Gerüchen, von Schemen und Rascheln erfüllt.
    Trotzdem vergingen die Tage und Nächte ereignislos, bis ich eines Nachts die Wache mit Cuinn teilte.
    Ich vernahm ein Rascheln am gegenüberliegenden Rand des Waldes und drehte mich um in der Absicht, Cuinn anzurufen; dann sah ich, wie er in den Wald hineinschlüpfte. Einen Augenblick lang dachte ich mir nichts dabei, machte lediglich einige Schritte auf die Baumlücke zu, in der er verschwunden war. Vermutlich hegte ich die unbewußte Überzeugung, er wäre irgendeinem Laut nachgegangen, und ich müßte mich in der Nähe halten, falls er in Unannehmlichkeiten geriet.
    Dann gewahrte ich das regelmäßige, aussetzende Flackern von Licht hinter den Stämmen – die Laterne, die Cuinn in der Hand getragen hatte. Er verständigte sich mit jemandem durch Zeichen!
    Ich schob die Sicherungsklammer vom Griff meines Skans und ging ihm nach. Cuinn stand zwischen zwei zueinandergeneigten Bäumen und bewegte die Laterne in einem langsamen Kreis. Ich hob mich auf die Zehenspitzen, schlich mich an ihn heran – und sprang. Wir fielen zu Boden, unsere Arme und Beine wirbelten umeinander, und in weniger als einer Sekunde hielt er seinen Skan in der Hand, und ich umklammerte sein Handgelenk in dem verzweifelten Bemühen, die Klinge von meiner Kehle wegzudrücken.
    Ich keuchte: „Seid kein Narr. Ein Schrei, und das ganze Lager ist wach. Wem habt Ihr signalisiert?“
    Im Licht der niedergefallenen Laterne wirkten seine wutglitzernden Augen und die über die Zähne zurückgezogenen Lippen fast unmenschlich. Einen Moment lang leistete er noch Widerstand, dann gab er nach. „Laßt mich los“, knirschte er.
    Ich stand auf und stieß den Skan mit dem Fuß zu ihm herüber. „Steckt das weg. Was soll das bedeuten, daß Ihr versucht, die Katzenmenschen über uns zu bringen?“ Einen Augenblick lang wirkte er bestürzt, dann kehrte sein unergründliches Mienenspiel zurück, und er versetzte grimmig: „Kann man sich nicht aus persönlichen Gründen vom Lager entfernen, ohne halb erwürgt zu werden?“
    Ich starrte ihn an, erkannte jedoch, daß ich keine Beweise hatte. Er mochte einem Bedürfnis gefolgt sein. So begnügte ich mich mit der Entgegnung: „Unterlaßt das in Zukunft, Ihr kennt Kyrals Einstellung.“
    Weder in dieser noch in der nächsten Nacht fiel irgend etwas Weiteres vor. Als wir zwei Abende später die Lasten von den Sätteln hoben, blieb Kyral neben mir stehen. „Habt Ihr in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches bemerkt? Ich komme nicht von dem Gefühl los, daß wir verfolgt werden. Morgen kommen wir aus den Wäldern, und dann führt die Straße bis Shainsa durch offenes Land. Wenn wir angegriffen werden, dann heute nacht.“
    Ich fragte mich, ob ich ihm Mitteilung von meinem Verdacht machen sollte, entschied mich aber dagegen.
    Er sagte: „Ich werde Euch und Cuinn als Nachtwachen einteilen. Die älteren Männer schlafen ein, und diese jungen Burschen geraten ins Träumen und werden unaufmerksam. Ich brauchte heute nacht jemanden, der die Augen offenhält. – Kanntet Ihr Cuinn schon früher?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen.“
    „Eigenartig“, murmelte er. „Mir schien …“ Er zuckte die Achseln und wandte sich ab, hielt dann inne und setzte hinzu: „Überlegt es Euch nicht zweimal, das Lager zu wecken, wenn irgendeine Störung eintritt.“
    Ich versprach es, und nachdem die Männer sich zur Ruhe begeben hatten, setzte sich Cuinn an meine Seite und nickte mit dem Kopf zu dem rauschenden Wald hinüber. „Was mag dort vorgehen?“
    „Wer weiß? Katzenmenschen auf Jagd wahrscheinlich, die der Überzeugung sind, daß die Pferde ein treffliches Nachtmahl abgeben würden – oder wir.“
    „Ihr glaubt, daß sie uns überfallen werden?“
    „Keine Ahnung.“
    Er studierte mich wortlos einen Augenblick lang. Endlich forschte er: „Und wenn es so käme?“
    „Dann würden wir kämpfen.“ Ich hatte kaum ausgesprochen, als ich den Atem einsog, denn Cuinn hatte seine Frage in Terra-Standard

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