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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Rand des Diebesmarktes blieb ich vor einer Weinstube stehen, in der Dürrstädter willkommen waren. Ein goldfelliges nonhumanoides Kind warf mir eine Bemerkung zu, als es an mir vorübertrottete, und ich verhielt, von einem Spasmus des Lampenfiebers gepackt. Hatte meine Zunge den Dialekt Shainsas in seinen Feinheiten vergessen? Mit Spionen wurde kurzer Prozeß auf Wolf gemacht, und die Kharsa, weniger als eine Meile von der Geschäftssiedlung entfernt, hätte gleichwohl auf einer anderen Welt liegen können. Keine Raumwaffenschocker deckten jetzt meinen Rücken. Und jemand mochte sich an einen Erdenmenschen mit vernarbtem Gesicht erinnern, der in Verkleidung Shainsa aufgesucht hatte …
    Dann ordnete ich mit einem Schulterzucken den Umhang um meine Schultern, stieß die Tür auf und trat ein. Mir war eingefallen, daß Rakhal auf mich wartete. Nicht hinter dieser Tür, nicht hier, aber am Ende der Fährte.
    Rote Lampen brannten im Innern der Weinstube, und Männer hatten sich auf schmutzigen Lagern ausgestreckt. Ich stolperte über einen von ihnen, fand einen leeren Platz und ließ mich darauf sinken, automatisch die entspannte Stellung eines Dürrstädters im Hause einnehmend.
    Ein Mädchen mit strähnigem Haar, das über ihren Rücken herunterhing, kam auf mich zu. Ihre Hände waren nur sehr locker aneinandergekettet, was besagte, daß sie der niedrigsten Klasse angehörte und keiner Sicherung wert war. Ich schickte sie nach Wein. Als er kam, erwies er sich als überraschend gut, das süße und heimtückische Getränk Ardcarrans; ich schlürfte ihn langsam, mich dabei umsehend, um mich zu orientieren. Wenn eine Karawane im Begriff stand, nach Shainsa aufzubrechen, würde es hier bekannt sein. Ein beiläufig fallengelassenes Wort, ich kehrte nach Shainsa zurück, würde mir nach eisernem Brauch eine Einladung verschaffen, in ihrer Gesellschaft zu reisen.
    Als ich die Frau zum zweitenmal nach Wein sandte, richtete sich ein Mann auf einem nahen Diwan auf und blickte um sich. Dann erhob er sich und ging zu mir hinüber.
    Er war hochgewachsen und selbst für einen Dürrstädter kräftig gebaut, und irgend etwas an ihm erschien mir vage bekannt. Seine Züge wirkten stattlich, aber der tiefen Stimme wohnte ein verdrießlicher Unterton inne. Er schaute einen Moment lang auf mich herunter und sprach dann.
    „Ich vergesse niemals eine Stimme, obgleich ich mich an Euer Gesicht nicht zu erinnern vermag. Sind wir uns schon einmal begegnet? Schulde ich Euch einen Dienst?“ Ich hatte das Mädchen im Jargon der Kharsa angeredet, aber der Mann hatte sich in dem rhythmischen Singsang Shainsas an mich gewandt. Ich bedeutete ihm, sich auf dem Diwan niederzulassen; auf Wolf erfordert die Sitte eine Reihe höflicher Redewendungen, und während eine unmittelbare Frage lediglich an Grobheit grenzt, bildet eine direkte Antwort das Kennzeichen des Tropfes. „Etwas zu trinken?“
    „Ich habe mich unaufgefordert zu Euch gesetzt“, gab er zurück und winkte dem langhaarigen Mädchen. „Bringe uns besseren Wein als diesen Spülicht!“
    Bei diesen Worten und der Bewegung erkannte ich ihn, und meine Zähne knirschten hart aufeinander. Er gehörte zu den drei Dürrstädtern, die sich in dem Raumhafen-Café gegen mich gewandt hatten und dann vor dem rotäugigen Mädchen mit dem Zeichen Nebrans auf dem Gewand geflohen waren.
    Aber augenscheinlich hatte er mich nicht erkannt. Das Licht war schlecht. Ich rückte bewußt in den vollen roten Glanz. Wenn er mich nicht für den Terraner nahm, den er vergangene Nacht in dem Café beleidigt hatte, dann war es unwahrscheinlich, daß jemand anders es tun würde.
    Er starrte mich so lange an, daß ich nervös zu werden begann. Aber zuletzt zuckte er nur die Schultern und goß Wein aus der Flasche ein, die er bestellt hatte.
    Drei Krüge später wußte ich, daß sein Name Kyral lautete und er in den Dürrstädten mit Kameras und geschmiedetem Stahl handelte. Ich nannte meinerseits den Namen, unter dem ich einst in Shainsa bekannt gewesen war: Rascar.
    Er forschte: „Habt Ihr im Sinn, nach Shainsa zurückzukehren?“
    Auf der Hut vor einer Falle, überlegte ich; aber die Frage erschien harmlos genug, und so konterte ich: „Hat Euer Aufenthalt in der Kharsa sich länger hingezogen?“
    „Mehrere Wochen.“
    „In Geschäften?“
    „Nein.“ Er konzentrierte sich auf den Wein und sagte schließlich: „Ich war auf der Suche nach einer Angehörigen meiner Familie.“
    „Habt Ihr sie

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