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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gefunden?“
    „Nein“, erwiderte Kyral und spuckte aus. „Nein, ich habe sie nicht gefunden. Was führt Euch nach Shainsa?“
    Ich gluckste. „Um bei der Wahrheit zu bleiben, ich reise dorthin, um einen Angehörigen meiner Familie zu suchen.“
    Er verengte die Augen, als argwöhnte er, ich wollte ihn verspotten, aber Unverletzlichkeit der privaten Sphäre zählte zu den strengsten Konventionen der Dürrstädte, und er fragte nicht weiter. „Ich brauche noch einen Mann, der sich um die Ladung kümmert. Könnt Ihr mit Packtieren umgehen? In diesem Fall seid Ihr willkommen, wenn Ihr Euch meiner Karawane anschließen wollt.“
    Ich willigte ein. Dann, in der Erwägung, daß Juli und Rakhal letztlich in Shainsa bekannt sein mußten, erkundigte ich mich: „Kennt Ihr einen Händler namens Rakhal Sensar?“
    Er zuckte kaum merklich zusammen und musterte meine Züge; ich sah, wie seine Augen über die Narben glitten. Dann senkte sich Reserviertheit einem Vorhang gleich über sein Gesicht. „Nein“, entgegnete er kurz und stand auf.
    „Wir brechen bei Tagesanbruch auf.“ Er warf mir etwas zu, und ich fing es in der Luft auf. Es war ein Stein, der Kyrals Namen in der ideografischen Schrift Shainsas trug. „Ihr könnt bei der Karawane schlafen, wenn Ihr wollt. Weist Cuinn dieses Zeichen vor.“ Er entfernte sich, ohne zurückzublicken.
    Kyrals Karawane lagerte vor dem fernsten Tor der Kharsa auf einem umzäunten Platz. Ungefähr ein Dutzend Männer waren eifrig mit dem Beladen der Packtiere beschäftigt, Pferde, die von Darkover eingeführt waren und wenigstens die dreifache Größe derer aufwiesen, die ich auf Terra gesehen hatte. Ich fragte den ersten Treiber, auf den ich stieß, nach Cuinn, und er zeigte auf einen untersetzten, kräftigen Mann in rotem Kittel, der einen Jungen für die Art zusammenstauchte, in der er seinen Packsattel einem Tier aufgeschnallt hatte.
    Im Schein des Feuers konnte ich ihn gut erkennen und sah, was ich halb erwartet hatte; er war der zweite der drei Dürrstädter. Cuinn schenkte dem Stein kaum einen Blick, gab ihn mir zurück und wies auf eines der Packpferde. „Ladet Eure eigenen Sachen auf, und dann zeigt diesem Dummkopf, wie man einen Gurt festschnallt.“ Er schöpfte Atem und begann den unglücklichen Jungen von neuem zu beschimpfen, und ich entspannte mich – er hatte mich ebenso wenig erkannt. Ich nahm den Gurt in die Hände und führte ihn durch die Sattelschlaufen. „So“, erklärte ich dem Jungen, und Cuinn unterbrach sich lange genug, um mir ein kurzes Nicken der Anerkennung zuzuwerfen und auf einen Stapel von Kisten und Behältern zu deuten.
    „Helft ihm beim Aufladen. Wir wollen morgen früh das Lager verlassen“, befahl er und ließ uns allein, um jemand anders zu verfluchen.
    Kyral stellte sich in der Dämmerung ein; wenige Minuten später waren nur noch Abfälle von dem Lager übrig, und wir hatten uns auf den Weg gemacht.
    Trotz der hitzigen Art Cuinns wurde Kyrals Karawane sachverständig geführt und gehandhabt. Die Männer waren ausnahmsweise Dürrstädter, elf an der Zahl, schweigsam, fähig und zum größten Teil sehr jung. Unterwegs waren sie fröhlich, behandelten die Packtiere während des Tages sachverständig, saßen nachts um das Feuer und ließen die kristallenen Prismen rollen, die sie an Stelle von Würfeln benutzten.
    Nach drei Tagen begann ich mir erneut über meine Verkleidung Sorge zu machen. Es war natürlich seltenes Pech, bei Kyrals Karawane auf alle drei Dürrstädter zu treffen, mit denen ich in dem Raumhafen-Café zusammengestoßen war. Kyral selbst hatte mich offenbar nicht erkannt, und der zweite der drei war ein schmächtiger Junge, der mir keinen zweiten Blick, geschweige denn einen dritten schenkte. Anders Cuinn. Mehr als einmal gewahrte ich, wie er mich mit seltsamem Ausdruck musterte. Ich stufte Cuinn als mögliche Gefahr ein und erwog die Möglichkeit, daß ich ihn töten mußte, bevor ich Shainsa erreichte.
    Wir durchquerten die Vorberge und begannen ins Gebirge aufzusteigen. Die ersten Tage bereiteten mir Atembeschwerden, während wir uns in dünnere Luft hinaufarbeiteten; dann akklimatisierte ich mich in dem monotonen Rhythmus der Tage und Nächte des Karawanenweges.
    Als wir die Pässe überquert hatten und den langen Weg hinunterzusteigen begannen, der durch dichten Wald in die Tiefen des einstigen Ozeans führte, kamen wir in nichtmenschliches Land. Vor dem Geisterwind herfliehend, umgingen wir Charin und die Wälder, die

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