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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Rascheln, Bewegungen erschollen in der Straße, die verlassen gelegen hatte. Scheinbar aus dem Nichts tauchten von überall her schattenhafte Gestalten auf, Humanoiden und – andere.
    Ich fühlte, wie mein Magen sich zu einem eiskalten Klumpen verkrampfte. Ich glaubte nicht, daß ich mich als Terraner verraten hatte. Der Maulheld bediente sich einer alten Taktik, um zu provozieren – aber das hinderte mich nicht, schnell nach einem Fluchtweg Umschau zu halten.
    „Töte ihn, Spilkar!“
    „Hai-ai! Erdenmensch! Hai-ai!“
    Der letzte Ruf war es, der mich zur Panik trieb. Durch das düstere Gehen am Ende der Straße konnte ich die gefiederten Umrisse der Ya-Wesen ausmachen, die durch die Rauchfahnen glitten. Die Menge brach auseinander.
    Ich fuhr herum, riß das Mädchen in meine Arme, hob sie hoch und rannte unmittelbar auf die vorrückenden Ya-Wesen zu. Niemand folgte mir. Ich vernahm sogar einen abgerissenen Ruf, der wie eine Warnung klang. Das kreischende Schreien der Ya-Wesen wuchs zu einem wilden Heulen an, und im letzten Augenblick, als ihre großen, steifen Federn sich nur wenige Meter entfernt abzeichneten, bog ich in eine Seitengasse ein, stolperte über einen Abfallhaufen und setzte das Mädchen nieder.
    „Lauf, Kleine!“
    Ihre schmalen Finger schlossen sich wie Stahlbänder um mein Handgelenk. „Hier entlang“, drängte sie hastig, und wir stürzten aus dem Ende der Gasse heraus und in den Schutz eines Straßenschreins.
    „Hierher“, keuchte sie, „stellt Euch neben mich – auf den Stein!“ Ich wich bestürzt zurück.
    „Widersetzt Euch doch nicht“, flehte sie. „Kommt hierher!“
    „Hai-ai! Erdenmensch! Dort steht er!“ Die Arme des Mädchens packten mich, und ihr leichter Körper riß mich buchstäblich zu dem Steinmuster im Zentrum des Schreines hin.
    Die Welt drehte sich um mich. Die Straße verschwand in einem Konus wirbelnder Lichter, und ich stürzte in einen Schlund leeren Raumes, der sich immer weiter ausdehnte. Das Kreischen der Ya-Wesen verklang in unermeßlichen Fernen, und eine Sekunde lang glaubte ich die schnelle, gnadenlose Bewußtlosigkeit der Beschleunigung zu erleben; Blut brach aus meiner Nase und lief mir in den Mund …

10. Kapitel
     
    Licht blendete meine Augen.
    Ich stand noch immer auf den massiven Steinen des Straßenschreins; aber die Straße war verschwunden. Weihrauchfäden durchzogen die Luft, der Gott hockte krötengleich in seinem Alkoven, und das Mädchen hing schlaff in meinen verkrampften Armen. Als der Boden meine Füße traf, taumelte ich vorwärts, von der plötzlichen Rückkehr der Last in meinen Armen aus dem Gleichgewicht gebracht, und griff blindlings nach einem Halt.
    „Gebt sie mir“, sagte eine Stimme an meinem Ohr, und der Körper des Mädchens wurde von meinen Armen gehoben. Eine kräftige Hand stützte meinen Ellbogen; ich fand einen Sitz unter meinen Knien und sank dankbar hinein.
    „Die Transmission zwischen entfernteren Punkten ist noch nicht völlig ausgeglichen“, bemerkte die Stimme. „Wie ich sehe, hat Miellyn wieder das Bewußtsein verloren.“
    Ich spie Blut aus und versuchte, durch den Schleier vor meinen Augen den Raum zu erkennen. Denn ich befand mich im Innern eines Raumes; einer Kammer aus transluzenter Substanz, fensterlos, aber mit hoher, transparenter Decke, durch die rötliches Tageslicht hineindrang. Tageslicht – und in Charin war Mitternacht! Ich hatte den halben Planeten in wenigen Sekunden umrundet.
    Ein hämmerndes Geräusch erfüllte von irgendwoher den Raum. Ich blickte auf und sah mein Gegenüber.
    Auf Wolf trifft man alle Arten menschlichen, halbmenschlichen und nichtmenschlichen Lebens an, und ich halte mich für einen Experten in ihrer Beurteilung. Aber ich hatte niemals jemand – oder etwas – zu Gesicht bekommen, das dem humanoiden Typus so ähnelte – und ihm doch so offensichtlich nicht angehörte. Er war von großer, hagerer Gestalt. Er trug grüne, enganliegende Hosen und eine Fellhemdbluse von gleicher Farbe, die ausgeprägte Muskeln enthüllte, wo sie nicht hingehörten, und flache Stellen, wo der Beschauer einen schwellenden Bizeps erwartet hätte. Seine Schultern waren hoch und nach vorn gekrümmt, sein Nacken unangenehm gewölbt, und in dem Gesicht lag Arroganz, vermischt mit wachsamer Bosheit, die den unmenschlichsten Zug an ihm bildete.
    Er bückte sich, hob den leblosen Körper des Mädchens auf einen Diwan und wandte ihm dann den Rücken zu, die Hand in einer ungeduldigen Geste

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