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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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meine Niederlage zu bekennen?“
    Sie erwiderte ruhig: „Ihr habt vermutlich ein Recht, argwöhnisch zu sein. Aber wenn ich Euch berichte, was ich von Rakhal weiß, traut Ihr mir dann?“
    Ich blickte sie an und entgegnete offen: „Nein!“
    Zu meiner Überraschung warf sie den Kopf zurück und lachte. Ich bewegte vorsichtig meine Gelenke. Die Haut war abgescheuert, und meine Arme schmerzten.
    „Vor Sonnenuntergang habe ich allerdings kein Recht, von Euch Vertrauen zu fordern“, versetzte Dallisa, „und da shegri Euch verpflichtet, mir bis zum letzten Sonnenstrahl zu gehorchen, befehle ich Euch, den Kopf wieder auf meine Knie zu legen.“
    In plötzlichem Ärger murrte ich: „Ihr verhöhnt mich.“
    Ihre Lippen bewegten sich kaum. „Ist das nicht mein Privileg? Weigert Ihr Euch?“
    „Weigern?“ Noch war die Sonne nicht hinter den Horizont gesunken. Dies mochte sich als verhülltere Marter erweisen denn diejenigen, die den Anfang gemacht hatten. Das Glitzern ihrer Augen verlieh mir das Gefühl, daß sie mit mir spielte. Mein vernarbter Mund verzog sich in einer Grimasse der Demütigung, während ich mich gehorsam zurücksinken ließ, so daß mein Kopf auf ihrem Pelzkleid ruhte.
    Sie murmelte: „Ist diese Lage so unerträglich?“
    Ich gab keine Antwort. Niemals, keinen Augenblick lang konnte ich vergessen, daß – mochte sie auch menschlich und fraulich erscheinen – Dallisas Rasse schon alt und ausgelaugt war, als das Terranische Imperium erst eine einzige Welt umspannte. Das Hirn Wolfs, das sich seit Anbeginn der Zeiten mit dem Nichtmenschlichen vermischt hat, ist für den Außenseiter unergründlich. Ich war besser als die meisten Erdenmenschen dazu ausgerüstet, seine Wege zu verfolgen, aber mochte ich auch an der Oberfläche mit ihm Schritt halten, so konnte ich doch niemals vorgeben, seine tieferliegenden Motivationen zu verstehen.
    Und so konnte ich Dallisa keinen Augenblick trauen. Sie klammerte sich plötzlich an mich. Zerbrechlich, wie sie erscheinen mochte, besaßen ihre Arme die Stärke von Stahl, und brennender Schmerz durchflutete meine ausgerenkten Schultern, dann vergaß ich ihn.
    Irgendwann während der Nacht erwachte ich und starrte in die Dunkelheit. Ihr dunkler Kopf lag reglos auf ihrer Schulter.
    Einer der kleinen Monde leuchtete durch den Fensterschlitz. Ich erinnerte mich zusammenhanglos an meine Räume in der terranischen Geschäftsstadt, sauber und hell und warm, und an die Nächte, in denen ich sie rastlos durchmessen hatte, von Haß und Bitterkeit erfüllt, von Verlangen nach den winddurchsungenen Nächten der Dürrstädte, dem salzigen Geruch ihrer Luft und dem klirrenden Gang der geketteten Frauen durchdrungen – schuldbewußt erkannte ich, daß ich Juli und das Versprechen, das ich ihr gegeben hatte, ihr Unglück, das mich hierherführte, halb vergessen hatte.
    Aber ich hatte gesiegt, und Dallisas Kenntnisse über Rakhal gehörten jetzt mir. Was Dallisa mir erzählt hatte, beschränkte meine planetenweite Suche bereits auf einen einzigen Punkt; Rakhal hatte Charin aufgesucht.
    Ich war kaum überrascht. Charin bildet die einzige Stadt Wolfs mit Ausnahme der Kharsa, in der das Terranische Imperium tiefer Wurzel gefaßt, eine Geschäftssiedlung und einen kleineren Raumhafen erbaut hat. Gleich der Kharsa liegt es im Machtbereich terranischer Gesetze – und zugleich eine Million Meilen davon entfernt. Zum großen Teil von Chaks bewohnt, verkörpert es Kern und Zentrum der Widerstandsbewegung, ein geräuschvoller, unablässiger Unruheherd – und ein logischer Platz, um nach Rakhal zu suchen. Und doch – ich drehte mich so, daß die Schmerzen mich weniger quälten, und murmelte unterdrückt: „Weshalb Charin?“
    So leise die Bewegung erfolgt war, sie weckte Dallisa. Sie stützte sich auf die Ellbogen und zitierte: „Der sicherste Platz für die Beute ist des Jägers Tür.“
    Ich forschte: „Welche Beute und welcher Jäger?“
    Dallisa antwortete nicht. Ich hatte auch keine Entgegnung erwartet. Nach einer Minute stellte ich die Frage, die mich tatsächlich beschäftigte: „Warum haßt Kyral Rakhal Sensar?“
    „Aus verschiedenen Gründen“, erwiderte sie finster. „Einer davon liegt in der Person Miellyns – meiner Zwillingsschwester. Kyral erklomm die Stufen des Großen Hauses dadurch, daß er uns beide als Gemahlinnen beanspruchte.“
    Das erklärte manches, dachte ich. Es erklärte Dallisas höhnische Worte. Es enthüllte nicht Rakhals Zusammenhang mit der

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