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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ausstreckend.
    Das Klingen der Hämmer brach ab, als wäre ein Schalter umgelegt worden.
    „Jetzt“, äußerte der Nonhumanoide, „können wir reden.“
    Wie das Mädchen sprach er Shainsa, und er akzentuierte die Silben besser als irgendein nichtmenschliches Geschöpf, das ich bis dahin erlebt hatte. Ich war nicht so betäubt, daß ich nicht in der gleichen Zunge geantwortet hätte.
    „Was ist geschehen? Wer seid Ihr? Was ist dies für ein Ort?“
    Der Nonhumanoide kreuzte die Hände und beugte sich vor.
    „Tadelt Miellyn nicht, sie hat auf Befehl gehandelt. Die Lage erforderte gebieterisch, daß Ihr heute nacht hierhergebracht wurdet.
    Ihr habt Euch mit großer Schlauheit unserer Überwachung eine Zeitlang entzogen. Aber es hätte nicht zwei Dürrstädter in Charin gegeben, die dem Geisterwind zu trotzen wagten. Euer Ruf wird Euch gerecht, Rakhal Sensar.“
    Rakhal Sensar! Wieder – Rakhal!
    Erschüttert zog ich einen Lumpen aus der Tasche und wischte das Blut von meinem Mund. Ich hatte mir in Shainsa klargemacht, weshalb der Irrtum logisch war. Und hier in Charin hatte ich mich in Rakhals alten Schlupfwinkeln aufgehalten und war seine alten Wege gegangen. Wieder schien die Verwechslung nur zu natürlich.
    Auf keinen Fall würde ich sagen, wer ich war. Waren diese Leute Rakhals Gegner, konnte ich meine wahre Identität als Trumpf in Reserve halten, der mir das Leben zu retten vermochte. Waren sie seine Freunde, so blieb mir nur die Hoffnung, daß niemand hereinkam, der ihn von Angesicht kannte.
    So nickte ich, verzog meine aufgerissenen Lippen zu der höflichen Grimasse, die auf Wolf als gute Sitte gilt, und wartete.
    Der Nonhumanoide fuhr fort: „Wäret Ihr geblieben, wo Ihr wart, hätte der Terranische Euch verhaftet. Wir kennen Eure Fehde mit Cargill, aber wir erachten es nicht für notwendig, daß Ihr ihm im Augenblick in die Hände fallt.“
    Ich empfand Verwirrung. „Ich verstehe Euch immer noch nicht. Wo befinde ich mich jetzt?“
    „Dies ist der Hauptschrein Nebrans.“
    „Nebrans!“
    Die verstreuten Mosaiksteinchen fügten sich plötzlich zusammen.
    Wie jeder Erdenmensch, der längere Zeit auf Wolf gelebt hat, hatte ich bei der Erwähnung des Krötengottes Gesichter ausdruckslos werden sehen. Das Gerücht machte seine Spione allgegenwärtig, seine Priester allwissend, seinen Zorn allmächtig. Ich hatte ein Zehntel oder weniger von dem geglaubt, was ich gehört hatte. Das Terranische Imperium kümmert sich wenig um planetarische Religionen, und der Nebrankult ist trotz der Straßenschreine an jeder Ecke mit einem Schleier des Geheimnisses umgeben. Nun saß ich in einem Schrein, und die Vorrichtung, die mich hierhergebracht hatte, bestand zweifellos in dem funktionierenden Modell eines Materietransmitters.
    Ein Materietransmitter – das funktionierende Modell – die Gedanken ließen eine Saite meines Gedächtnisses anklingen. Rakhal jagte ihm nach.
    „Und wer“, fragte ich langsam, „seid Ihr, Herr?“
    Die grüngekleidete Kreatur krümmte ihre Schultern in einer zeremoniellen Bewegung. „Mein Name lautet Evarin. Demütiger Diener Nebrans und Eurer selbst, ehrenwerter Herr“, setzte er hinzu, aber es lag keine Demut in seinem Verhalten. „Man nennt mich den Spielzeugmacher.“
    Evarin. Hier hatte ich einen zweiten Namen vor mir, den man flüsternd nannte; ein gehauchtes Wort auf den Diebesmärkten, gekritzelte Lettern auf schmutzigem Papier. Eine leere Akte beim Terranischen Geheimdienst – eine neue Lücke schloß sich in dem Zusammensetzspiel.
    Der Spielzeugmacher!
    Das Mädchen auf dem Diwan richtete sich auf und fuhr mit den schmalen Händen durch sein aufgelöstes Haar. „Bin ich in Ohnmacht gefallen, Evarin? Ich mußte mit ihm kämpfen, um ihn auf den Stein zu zerren, und die Bahnen stimmten nicht in der Station – Ihr müßt einen der Zwerge hinschicken, um sie zu reparieren – Spielzeugmacher, Ihr hört mir nicht zu!“
    „Höre auf zu schwatzen, Miellyn“, entgegnete Evarin gleichgültig, „Du hast ihn hierhergebracht, und das ist alles, worauf es ankommt. Du bist nicht verletzt?
    Miellyn schmollte und betrachtete kläglich ihre bloßen, wunden Füße, zupfte an den Falten in ihrem zerrissenen Kleid. „Meine armen Füße“, wehklagte sie, „sie sind blau und grün von den Pflastersteinen, und mein Haar ist staubig und strähnig. Spielzeugmacher, was war das für eine Art, mich auszuschicken, um einen Mann herbeizulocken? Jeder wäre mir rasch gefolgt, hätte er mich

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