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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Bewusstlose, falls er erbrach, nicht daran erstickte.
    Tim holte seine Freunde.

8. Unbekannter im grünen Pick up
     
    Vor dem Fenster flatterten
bunte Falter vorbei. Tim sah ein Tagpfauenauge, einen Admiral, einen kleinen
Fuchs und zwei Zitronenfalter, die hingebungsvoll miteinander tanzten. Die
Pflanzen im Garten verströmten offenbar lockenden Duft.
    Ronald Zaunig lag auf einer
schmalen Couch. Er war bei Bewusstsein und hatte es nicht gewollt, dass TKKG
den Notarzt verständigen.
    „Mir geht’s schon wieder gold“,
meinte er. „Nur etwas Kopfweh.“
    „Sie sehen aber schei...
schwach aus“, sorgte sich Klößchen.
    Trotzdem: Ronald wollte keinen
Arzt. Vielleicht würde er sich später von seinem alten Freund, dem Dr. med.
Melchhüter untersuchen lassen. Der praktizierte zwar nicht mehr mit seinen 85
Jahren, wisse aber immer noch die besten Arzneien.
    „Der ist aus einer
medizinischen Zeit“, erklärte er, „als Ärzte und Apotheker ihre eigenen
Rezepturen brauten. Da hatten noch nicht die Pharma-Konzerne den Daumen auf
allem mit ihren zweifelhaften Hits, die sie gnadenlos und global an die Kranken
ranbringen — einschließlich katastrophaler Nebenwirkungen, die leider gar nicht
so selten sind. Naja, die Sammelklagen der geschädigten Medizinschlucker — das
ist ja ein Thema für sich.“
    Tim nickte. „Pharma- und
Tabakkonzerne — die sorgen dafür, dass die Themen heiß bleiben.“
    „Und die Gesundheit nicht um
sich greift“, lachte Karl.
    Ronald grinste. Er hatte eine
Kompresse auf der Stirn — ein in kaltes Wasser getauchtes und mehrfach
gefaltetes Handtuch. Gaby hatte das veranlasst und meinte, es könne nicht
schaden. Ronald sagte, es nütze, die Kopfschmerzen ließen schon nach.
    „Wir wollen ja nicht drängen“,
sagte Tim. „Aber eins interessiert uns heftig: Wer hat Sie überfallen?“
    „Keine Ahnung“, murmelte
Ronald.
    „Wieso das?“
    „Er kam von hinten.“
    „Von hinten?“
    „Ich stand hier am Tisch. Als
ich am Fenster ein Geräusch hörte — ein Schaben — , wollte ich mich umdrehen.
Zu spät. Der Schlag war fürchterlich. Dann weiß ich nichts mehr.“
    „Also ist der Täter durchs
Fenster herein gestiegen?“ Ronald nickte vorsichtig. „Was ja kein Kunststück
ist.“
    „Wie hat er den Safe
aufgekriegt?“
    „Der war offen. Ich wollte was
nachsehen.“
    „Eine Menge Papierkram ist
drin. Der hat den oder die Täter nicht interessiert. Aber wahrscheinlich war’s
nur einer. Solche Tageseinbrecher, die an chicen Villen die Rückfronten
absuchen, ob sie was abgreifen können — diese Typen sind immer solo. Was fehlt
denn?“
    „Wenn kein Geld mehr im Safe
ist“, er hatte den Inhalt nicht überprüft, „dann hat der Schweinekerl 20 000
Euro erbeutet.“
    „Also schwerer Diebstahl“,
mischte sich Karl ein, „dazu schwere Körperverletzung. Wenn der erwischt wird,
ist er dran.“
    „Was war sonst noch im Safe?“,
fragte Tim.
    Ronald schien zu zögern. Aber
nur für eine Sekunde. Oder ein Schmerz stach ihn. Oder die Konzentration ließ
kurz nach, denn so ein Schlag auf den Hinterkopf ist ja keineswegs förderlich
fürs Denkvermögen, wie ein blöder Spruch behauptet. Jedenfalls war da ein
Zögern. Und Tim fiel’s auf.
    „Nichts.“
    „Nichts?“, fragte Tim nach.
Ronalds einsilbige Antwort klang etwas zu betont.
    „Nichts. Nur meine Akten. Die
Dokumente. Und das Geld.“
    „Kein Schmuck? Keine Sammlung
wertvoller Münzen oder goldener Armbanduhren?“
    „Nein. Ich habe nur eine
Armbanduhr, eine... O Verdammt!“
    Er hatte den Arm gehoben und
starrte auf sein leeres Handgelenk.
    „Der Typ hat Ihnen die Uhr
geraubt“, stellte Klößchen fest.
    Ronald verzog das Gesicht. Für
einen Moment sah’s aus, als würde er in Tränen ausbrechen. Aber er konnte sich
beherrschen. Nur seine Stimme war nicht unter Kontrolle und bebte.
    „Es ist... eine Maurice Hitman.
Platin. Sehr wertvoll. Meine Frau hat sie mir 1966 geschenkt. Zu unserem
zehnten Hochzeitstag. Es ist meine schönste Erinnerung an Julia.“
    Nach einem Moment des
Schweigens fragte Klößchen instinktlos. „Sie sind wohl geschieden?“
    „Verwitwet.“
    „Bitter!“, meinte Gaby. Und
meinte damit sowohl Ronalds Witwerschaft wie auch den Raub.
    Der alte Mann richtete sich
auf. „Die will ich zurückhaben. Dafür setze ich eine Belohnung aus. Verkaufen
kann er sie nicht. Auf die Rückseite ist was eingraviert: für Roni. Damals
haben wir uns noch gelie... Ja, die Gravur wird es möglich machen, dass

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