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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Klingeln.“
    „Total umsichtig, Karl.“ Tim
nickte. „Noch was: Ist euch aufgefallen, dass sich der Opa beinahe versprochen
hat.“
    Seine Freunde schüttelten den
Kopf.
    „Als er von dem nächtlichen
Anschlag erzählte. Er sagte: Aber Ro... äh... ich konnte ihn niederschlagen.
Für meine Ohren, Amigos, klang das so, als gebühre Rody die Heldentat. Aber
irgendwie geht mir das nicht in den Geist. Denn eine vollbrachte Heldentat
ließe sich Rody nicht wegnehmen. Auch nicht vom Opa, den er wohl eines Tages
beerben wird. Nee, Rody wäre mit großem Foto in allen hiesigen Zeitungen und
würde am Erscheinungstag — was ja die morgige Samstags-Ausgabe wäre — ja, da
würde er stundenlang durch die Innenstadt spazieren. Sich im Ruhm sonnen, sich
ansprechen lassen, vielleicht sogar Autogramme geben. Rody, der Held.“
    „Wie ich aus erster Quelle
weiß, Tim“, sagte Gaby, „hat Hubert Mierling dem Täter von hinten eins drauf
gehauen. Mit seinem Krückstock. Und der sieht schwer aus. Häuptling, du hast
dich verhört. Oder der Opa denkt so ununterbrochen an seinen Enkel, dass er den
Namen ständig auf der Zunge hat.“
    Tim brummelte ein ,Hm!’, und
nickte ohne Überzeugung. Verhört hatte er sich nicht. Das wusste er. Instinktiv
spürte er, dass seine Beobachtung eine Bedeutung hatte. Aber welche?
    Angenommen, überlegte er, der
Opa nimmt den Niederschlag auf sich, obwohl es der Enkel war. Was könnte der
Grund sein? Will er Rody den Presserummel ersparen? Nebbich! Der Schnösel wird
bald 18. Dann ist er volljährig und darf Verantwortung übernehmen, falls er das
will. Schützt ihn der Opa mit dem eventuellen Rollentausch vor irgendwas? Das
hätte dann so viel Gewicht, dass Rody sogar seine peinliche Eitelkeit außen vor
lässt — sein ständiges Bemühen, im Mittelpunkt zu stehen.
    Tim beleuchtete den Gedanken
von allen Seiten, aber er fand keine Erklärung.
    In diesem Moment sah Gaby die
Ratte.
    „Seht mal!“, rief sie. „Eine
Ratte! Eine Ratte läuft in das Haus. Ein Riesenvieh.“
    Sie deutete zu dem —
bescheidenen — Nachbarhaus, vor dem TKKG jetzt waren. Die Haustür stand immer
noch offen, ebenso die Garage. Eben verschwand die Ratte in der Eingangsdiele,
ein in der Tat mächtiges Tier mit struppigem Fell, glitzernden Augen und
haarlosem Schwanz. Sie hatte kleine Ohren. Also eine Wanderratte, dachte Tim.
    „Wo kommt die denn her?“,
staunte Klößchen. „Dies ist doch ‘ne vornehme Gegend. Aber“, gab er sich selbst
die Antwort, „Ratten sind ja bekanntermaßen rattenschlau. Die wissen, wo
Edelabfall in die Mülltonnen wandert.“
    „Es sind bewundernswerte
Tiere“, sagte Karl. „Doch ins Haus gehören sie nicht. Es sei denn, sie sind
zahm und werden gehalten an Stelle von Hund oder Katze.“
    „Die dort kommt ungebeten“, meinte
Tim. „Ich sage den Leuten Bescheid.“
    Klößchen hielt Tims Bike. Der
TKKG-Häuptling öffnete die Pforte und lief zur Haustür. Dort spähte er durch
den Türspalt in eine wohnliche Diele. Die Wände waren mit dunklem Holz
getäfelt, der Boden war altes Parkett. Ältliche, gediegene Möbel. Ein großer
venezianischer Spiegel neben der Treppe. Von der Ratte keine Spur. Entweder sie
war die Treppe hinauf oder durch die Tür dort, die ebenfalls spaltbreit
geöffnet war.
    Tim entschied sich fürs
Klingeln. Ein Ding-Dong hallte durchs Haus. Nichts rührte sich, niemand kam.
    „Hallo!“, rief Tim. „Ist jemand
zu Hause?“
    Keine Antwort. Er drehte sich
um zu seinen Freunden, die am Tor standen und gespannt herblickten.
    „Ich gehe mal rein. Da stimmt
doch was nicht.“
    Drei Augenblicke später fand er
Ronald Zaunig. Der 74-Jährige lag in seinem Arbeitszimmer. Das Fenster zur
Rückfront stand offen und wies auf einen blühenden Garten. In die linke Wand
war ein kleiner Safe eingelassen. Er war geöffnet worden. Dokumente waren über
den Boden verstreut. Ronald lag bäuchlings, war gefesselt und geknebelt und
außerdem bewusstlos. Der oder die Täter hatten ausschließlich ein rissfestes
Klebeband benutzt.

    Tim handelte blitzschnell.
Klappmesser auf! Er säbelte das Knebelband durch. Es führte rund um den Kopf.
Vorsichtig den Mund befreien, ohne dem Gentleman — denn so sah er aus — die
Lippen zu verletzen oder Zähne zu lockern. Er atmete. Hand- und Fußfessel ab!
Tim fühlte den Puls. Schwach, aber regelmäßig. Am Hinterkopf hatte der Mann
eine Beule. Tim brachte ihn in eine bequeme Seitenlage, wie es erste Hilfe
empfiehlt — damit der

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