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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die Uhr
zu mir zurückkommt.“
    „Das müssen Sie alles der
Polizei erklären“, sagte Tim. „Sie ist gleich hier.“
    Gaby hatte im Präsidium
angerufen, allerdings ihren Vater nicht erreicht. Kommissar Bienert, Wespe
genannt, wollte einen Streifenwagen vorbeischicken.
    Nach dem zehnten Honigmond,
dachte Tim, war’s wohl nichts mehr mit der Liebe zwischen Roni und Julia. Das
hätte er jetzt beinahe rausgelassen. Trotzdem — er glorifiziert die Erinnerung.
Und Liebe kann ja auch einseitig sein. Vermutlich kommt das sogar häufiger vor
als innige Erwiderung. Ganz schlimm ist es natürlich, wenn ein Partner stirbt.
Nichts kann mehr gesagt werden. Keine Erklärung, keine Entschuldigung, keine
Richtigstellung. Einer bleibt zurück und kämpft mit seinen Schuldgefühlen.
    „Ihre Frau ist verstorben?“,
fragte er mitfühlend.
    „Sie hatte einen tödlichen
Unfall. 1973.“
    Tim horchte nach draußen, ob
der Streifenwagen kam. Aber auf der Fundsbrötter-Allee herrschte immer noch
Mittagsstille.
    „Ist Ihnen vielleicht
irgendwann — heute oder in den letzten Tagen jemand aufgefallen“, fragte Tim,
„jemand, der in dieser ländlichen Nobelmeile rumstrich, aber nicht hierher
gehört?“
    Tim fragte eigentlich nur. weil
das zur Checkliste gehört, und erwartete keine positive Antwort, sah sich aber
getäuscht.
    Ronald schürzte die Lippen und
bewegte den Mund, als prüfe er den Gedanken mit der Zunge. „Ja. Heute. Mir ist
jemand aufgefallen. Allerdings nicht hier. Sondern am Westfriedhof. Und dann in
der Stadt vor dem Bioladen in der Kleinklotz-Straße. Kann Zufall sein. Aber
vielleicht ist mir dieser Mensch gefolgt.“
    „Welcher Mensch?“
    „Ihn habe ich nicht gesehen.
Nur seinen Wagen. Einen Lieferwagen. Ich glaube, man nennt sie Pick-up.
Dunkelgrün. Mit offener Ladefläche. Auf der hat er Gartengeräte transportiert.
Hacke, Schaufel, Rechen und Säcke mit Pflanzerde. Könnte ein Gärtner sein,
dachte ich. Vielleicht vom Friedhof. Das Nummernschild weiß ich nicht. Der
Wagen war auch nicht beschriftet. Als ich aus dem Bioladen kam, saß der Fahrer
am Lenkrad. Aber er las Zeitung, war regelrecht dahinter versteckt. Natürlich
hat mich das nicht beunruhigt. Ich ahnte ja nicht, dass ich eine halbe Stunde
später überfallen werde.“
    Interessant!, dachte Tim.
Solchen Zufällen muss man nachgehen.
    „Ist Ihnen der Wagen hierher
gefolgt?“
    „Ich habe nichts bemerkt.“
    „Sie waren auf dem
Westfriedhof?“
    Ronald nickte. Er nickte knapp.
Hm! Tim hatte inzwischen gemerkt, dass die Antworten immer dann so ausfielen —
nämlich knapp — , wenn dem alten Herrn etwas unangenehm war. Also nachstoßen!
    „Sie haben das Grab Ihrer
verstorbenen Gattin besucht?“
    „Ja. Habe ich.“
    Logo!, dachte Tim. Aber wieso
guckt er weg und verkrampft sich?
    „Vielleicht, Herr Zaunig, hat
Sie der Täter dort ausgeguckt. Und ist Ihnen gefolgt. So was gibt’s. Mich
wundert es trotzdem. Sie sehen zwar wohlständig aus, aber doch nicht so, als
würden bei Ihnen daheim die Millionen nur so rumliegen. Haben Sie vielleicht,
unabsichtlich, auf dem Friedhof irgendwie diesen Eindruck erweckt?“
    „Natürlich nicht! Ich war am
Grab meiner Frau und bin dann wieder gegangen.“
    Er kann nicht lügen, dachte
Tim. Jetzt würde sogar ein Einfaltspinsel merken, dass uns Ronald was
auftischt. Also müssen wir uns auf dem Friedhof umhören. Aber das ist erst mal
unsere Privatsache.
    Tim nickte, grinste entspannt
und tat, als hätte er alles geschluckt.
    Dann hatte Gaby einen
brillanten Einfall. Ihr hübscher Daumen, der linke, wies in Richtung Safe,
meinte aber das Mierling-Anwesen, wie ihr Text deutlich machte.
    „Der Enkel Ihres Nachbarn, Rody
Mierling, Herr Zaunig, ist Schüler unserer Schule. Natürlich kein
Klassenkamerad, denn dann wäre er ja ein Senior-Mittelstufler mit seinen 17
Jahren. Manchmal gibt er schaurig an und behauptet, er könne großartig mit dem
Bumerang werfen. Hat’s uns aber nie vorgemacht. Haben Sie mal was beobachtet —
drüben auf der großen Wiese?“
    Ronald nickte. „Das kann er
wirklich. Er wirft mit dem Bumerang, dass ich oft dachte, gleich landet das
Ding bei mir auf dem Dach. Aber der Bumerang macht dann eine Kurve und fliegt
zu ihm zurück. Roderich fängt ihn auf. Sehr geschickt.“
    Das zieht mir die Socken aus!
Nur mit Mühe konnte Tim cool bleiben. Seine Freunde staunten ohne Hemmung, aber
daran war nichts verdächtig, denn Gaby hatte ja Rodys Fähigkeiten in Zweifel
gezogen.
    In diesem Moment

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