Raubzug mit dem Bumerang
Hand darunter. Er
stieß auf lockere Erde. Er buddelte und spürte, wie seine Fingernägel
Trauerränder ansetzten. Aber dafür war ja hier der richtige Ort.
Tims Finger berührten Metall.
Er strich daran entlang. Eine lange Kante ließ sich fühlen.
„Da unten ist eine ziemlich
große Blechschachtel. Vielleicht sogar eine Kiste. Bevor ich hier den wilden
Maulwurf mache, stemme ich lieber die Platte hoch. Ihr nehmt die Kiste raus.“
„Die Platte ist doch viel zu
schwer“, hauchte Tanja.
„Unterschätzen Sie Tim nicht“,
lachte Karl. „Er trägt Gaby auf Händen. Dadurch ist er gut trainiert.“
Tanja seufzte. Tim ging in die
Hocke, schob die Hände unter die Grabplatte und richtete sich auf. Für einen
Moment spürte er einen stechenden Schmerz im unteren Rücken, aber dann war die
Wirbelsäule in der richtigen Position und die Grabplatte stand hochkant..
Karl und Klößchen rissen eine
mittelgroße Blechkiste aus dem Erdreich und hüpften beiseite. Tim legte die
Steinplatte ab.
„Hast du dir was getan?“ Gaby
trat besorgt zu Tim und rieb seinen Rücken.
„Nichts, Pfote. Alles okay.“
„Aber du hast das Gesicht
verzogen. Ich dachte, jetzt springt gleich eine Bandscheibe über den Weg. Wenn dich das schon anstrengt — wie hebt dann dieser schmächtige Fenloh die
Steinplatte hoch?“
„Der hat Geräte“, erklärte Tim.
„Ich habe sie sogar gesehen: hinter dem Fahrersitz in seinem Pick-up. Einen
großen, dicken Holzkeil und einen schweren Holzhammer. Logo! Fenloh zwängt den
Keil unter die Platte und hat dann genug Platz, um die Kiste rauszuziehen.“
Sie war stabil. An der Seite
hatte sie ein Vorhängeschloss. Dunkle Erde klebte an allen Seiten. Klößchen
wischte sie weg, als wäre das wichtig. Karl stocherte mit einem Sperrhaken, der
dünner war als eine Häkelnadel, im Schloss herum. Dann ließ es sich abnehmen.
Zu fünft umstanden sie die
Kiste. Gaby hielt jetzt die Taschenlampe und hatte am Strahler gedreht, um den
Lichtkegel zu vergrößern. Die Kiste sah aus wie eine Schatztruhe. Alle hielten
den Atem an, als Tim den Deckel hochklappte.
Beute!, dachte der
TKKG-Häuptling. Beute, Beute, Beute.
Tanja stöhnte auf. Gaby sog die
Luft ein. Klößchen grunzte. Karl klackte mehrmals die Zähne aufeinander, was
irgendwie schaurig klang in dieser Umgebung.
Die Kiste enthielt
Brieftaschen; Armbanduhren; zwei goldene Armbänder und zwei Paar Ohrringe —
denn auch Frauen, drei insgesamt, gehörten zu den Opfern des Bumerang-Täters;
vier wertvolle Sonnenbrillen; ein dickes, von einem Gummiband umschlungenes
Geldbündel; drei weitere, die dünner waren; viele Portemonnaies und ein großes,
braunes Kuvert mit der gekritzelten Aufschrift Zaunig.
„Wir sind am Ziel“, sagte Tim.
„Fenloh ist tatsächlich der Bumerango. Das ist sensationell. Ein Umweg hat uns
ans Ziel geführt. Wir suchen den Gangster, der Zaunig beraubt hat, und finden
den Bumerango. Beide in einer Person.“
„Wahnsinn!“, murmelte Karl.
Tanja begann wieder zu heulen.
„Ich... ich hasse ihn“, schluchzte sie. „Jetzt... jetzt macht mich der Gedanke
fertig, dass ich... dass ich achteinhalb Wochen mit einem Verbrecher zusammen
war.“
„Sie haben es doch vorher nicht
gewusst.“ Gaby versuchte Tanja zu umarmen. Aber dazu hätte sie Arme gebraucht
wie ein Orang-Utan.
Tim bückte sich und nahm den
braunen Umschlag aus der Kiste. Dabei riss das Papier auf. Etwas Schweres fiel
heraus und landete auf dem Kiesweg, ehe Tim zugreifen konnte.
Ich glaub’s nicht!, dachte er
und starrte auf eine... Pistole.
Sie war klein. Sie sah neu aus.
Später würde sich herausstellen, dass die Waffe 50 Jahre alt war. Eine silbrig
vernickelte 6.35er — eine Damenpistole mit braunen Griffschalen aus irgend
einem edlen Holz.
Hm! Tim legte sie erst mal in
die Kiste zurück. Dann sah er in den Umschlag.
„Ein kariertes Kopftuch aus
Seide. Nanu! Ein Geldbündel. Das sind natürlich die 20 000. Eine Armbanduhr aus
— ist wohl Platin.“ Er nahm sie heraus. „Ja, eine Maurice Hitman. Auf der
Rückseite ist die Gravur. Das ist al... Moment, da ist noch was.“
Tim fischte die Pistolenkugel
aus dem Umschlag und hielt sie auf der flachen Hand.
Tanja hatte sich gefangen und
schniefte nur noch. „Was ist ‘n das?“
„Ein Projektil. Eine
Pistolenkugel.“
„Ah so. Und warum?“
„Sie meinen, warum die hier
drin ist?“ Tim hob die Schultern. „Keine Ahnung.“ An seine Freunde gewandt fuhr
er fort: „Ich vermute fast, Waffe und
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