Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raue See

Raue See

Titel: Raue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
Vom Netzwerk:
in Wiebke aus. Natürlich würde sie den Job zu Ende machen. Sie würde ermitteln, wer Markus Höhn warum getötet hatte. Doch dann war es erst einmal an der Zeit, ihr Privatleben zu ordnen.
    Als Schleicher bald darauf die Übereinstimmung der Fingerabdrücke des Toten mit denen aus dem Golf und dem Mietwagen in Philippsreut bestätigen konnte, fuhr sie nach Hause und legte sich mit Kleidung und Schuhen auf ihr Bett. Draußen wurde es bereits hell. Sie war seit vierundzwanzig Stunden auf den Beinen, in denen sie mit ihrem Chef geschlafen, ihre Ehe endgültig zerstört und einen Serienmörder gefangen hatte. Mehr passte beim besten Willen nicht in einen Tag.

DREIZEHN
    Draußen war es so drückend heiß wie selten in diesem kühlen und verregneten Sommer. Wiebke saß schwitzend in ihrem Büro. Sie las noch einmal die Untersuchungsergebnisse vom Tatort Markus Höhn, soweit diese schon vorlagen. Vier Tage waren seit dem Zugriff am Sonntag vergangen, doch bei der Menge an sichergestellten Spuren würde es noch Wochen dauern, bis alles kriminaltechnisch einwandfrei untersucht worden war.
    Dass der Tote aus dem Appartement in der Husumerstraße der Serienkiller war, stand inzwischen einwandfrei fest, nicht nur wegen der Fingerabdrücke. Von dem PC in Höhns Appartement waren, wie die Spezialisten im LKA festgestellt hatten, diverse Angriffe auf Fremdrechner getätigt worden, um mittels gestohlener Identitäten über das Internetportal DateYourLove.de die Beziehung zu seinen Opfern aufzubauen. Darauf fanden sich auch diverse E-Mails, die die Geschichte von Katharina Shkarupa belegten. Außerdem war der gestrige Tag verstrichen, ohne dass eine weitere Nachricht von Max und Moritz eingegangen war. Die Frist bis zum vierten Streich, der die Ukrainerin hatte treffen sollen, war ohne Konsequenzen abgelaufen.
    Nur die Feststellung der Identität des Täters erwies sich als schwierig. Weder die Fingerabdrücke noch die DNA von Markus Höhn waren im System gespeichert. In seiner Wohnung hatten sie diverse Pässe, Führerscheine und Mitgliedsausweise gefunden, darunter auch die eines gewissen »Maximilian Wilhelm Busch«. Es war unwahrscheinlich, dass einer davon die wahre Identität des Mörders preisgab. Es wäre jedoch sehr unbefriedigend, wenn die »Bestie von Rostock«, wie die Presse ihn nannte, ein namenloses Phantom bliebe.
    Sie hatten, seit sie den Toten gefunden hatten, in den Medien öffentlich nach Bekannten, Freunden und Verwandten gesucht. Doch bislang hatte sich niemand gemeldet. Sie schaute auf die Uhr. Es war kurz vor zwölf, und Reinhard Bergmüller hatte zu einem kleinen Umtrunk nebst Imbiss im Konferenzzimmer geladen, da musste sie hin. Am Montag hatte er den Mitgliedern der Soko eröffnet, dass er ihnen nur noch bis heute zur Verfügung stehen würde, und tatsächlich Wiebke die Leitung der Soko übertragen. Diese sollte, wenn auch nicht mehr im selben Umfang wie bisher, bestehen bleiben, bis erstens die Leichen gefunden waren und zweitens der Mörder von Markus Höhn ermittelt war.
    Sie ging in den Konferenzraum und sah in erleichtert wirkende Gesichter der Kollegen. Sie spürte förmlich, dass jetzt, wo die größte Anspannung von ihnen allen abgefallen war, einige Mitleid mit ihr hatten, weil der Täter sie unschuldig in den Mittelpunkt gerückt hatte.
    Bergmüller kam zu Wiebke und drückte ihr ein Glas Sekt in die Hand.
    Als um zwölf Uhr dreizehn, tausend Entschuldigungen murmelnd, schließlich auch Zielkow erschienen war, schlug Bergmüller mit einem Löffel gegen sein Glas. »Liebe Kollegen und Kolleginnen! Noch vor zwei Monaten hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich in dieser schönen Stadt nach zwanzig Jahren noch einmal ermitteln würde. Dazu in so einem Fall. Sie alle haben in den vergangenen Wochen Übermenschliches geleistet. Dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Ich weiß, dass ich das viel zu selten sage. Ich weiß auch, dass ich gelegentlich ein Ekel sein kann. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich wünsche Ihnen allen alles Gute. Es war mir eine Ehre, mit so ausgezeichneten Ermittlern zusammengearbeitet zu haben. Zum Wohl!«
    Auch Zielkow fand ein paar nette Worte. Schließlich ging die Veranstaltung in die übliche Plauderei in kleinen Grüppchen über.
    Wiebke gesellte sich zu Bergmüller und Zielkow. »Gern, Eberhard«, hörte sie Bergmüller sagen. »Dann also um zwanzig Uhr zum Essen bei dir.«
    »Was wirst du eigentlich als Nächstes machen?«, fragte sie

Weitere Kostenlose Bücher