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Raue See

Raue See

Titel: Raue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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Reinhard.
    »Übermorgen in aller Herrgottsfrühe geht mein Flieger nach Sydney.«
    »Was willst du denn in Australien?«
    »Ich war noch nie dort. Und einen Urlaub habe ich mir doch schließlich verdient, oder?«
    »Natürlich, das hast du.« Sie lächelte. »Apropos, Herr Zielkow?«
    »Ja?«, antwortete der vorsichtig.
    »Ich hatte Ihnen versprochen, die Sache hier zu Ende zu führen. Den Mörder unseres Täters und die Leichen finden. Aber ich möchte vorher ein paar Tage weg. Ich muss mal ausspannen.«
    »Wie lange denn?«
    »Nur über das verlängerte Wochenende«, meinte Wiebke. »Nach Paris fliegen. Da war ich schon ewig nicht mehr.«
    »Genehmigt«, sagte Zielkow gönnerhaft. »Wann sind Sie wieder da?«
    »Nächsten Dienstag, in alter Frische.«
    »Na dann viel Spaß in der Stadt der Liebe«, erwiderte Zielkow. Gleich darauf rieb er sich verlegen das Kinn. Offenbar sah er Wiebkes sauertöpfischer Miene an, dass er sich mitten in einem riesigen Fettnapf befand.
    »Wo ist eigentlich deine Kollegin, die dir bei der Identifikation der Opfer ausgeholfen hat?«, versuchte Bergmüller abzulenken.
    »Lena?«
    »Genau. Ich vermisse sie hier.«
    »Lena ist wieder im uniformierten Dienst. Sie hat mir gesagt, dass sie die Straße vermisst. Zum Aktenwälzen sei sie auf Dauer nicht geboren.«
    »Da gibt es einige Kollegen, die so denken«, warf Zielkow ein. »So mancher hat den Vorschlag, Kriminaler zu werden, mit genau diesem Argument abgelehnt.«
    Gegen halb zwei verabschiedete sich Bergmüller noch einmal persönlich von jedem Einzelnen. Was Wiebke erstaunte, war, dass er jeden Namen parat hatte. Er winkte noch einmal in den Raum und verschwand. Langsam löste sich die Runde auf, und auch Wiebke ging wieder in ihr Büro.
    Sie ordnete die Akten und ging ins Netz. Das mit Paris war ein spontaner Einfall gewesen. Und dass sie schon ewig lange nicht mehr da gewesen sei, eine Lüge. Sie war noch nie da gewesen. Aber sie fand, dass sie sich, genau wie Bergmüller, ein paar Tage Urlaub und ein bisschen Abstand verdient hatte. Nicht nur wegen der Anstrengung der letzten Wochen. Sondern auch, um sich in privater Hinsicht über einige Dinge klar zu werden. Sie vermisste ihren Sohn, war aber noch nicht bereit, sich mit ihrem Mann auseinanderzusetzen. Vorher musste sie überlegen, wo sie als Paar und als Familie standen. Oder wo sie wollte, dass sie standen. Sie brauchte Zeit und Ablenkung, um wieder zu sich zu kommen. Der Fall lastete wie ein Gebirge auf ihren Schultern. Schließlich war sie über Wochen die Gejagte eines Wahnsinnigen gewesen.
    Sie fand tatsächlich eine Städtekurzreise. Der Flieger würde morgen, am Freitag, um sechs Uhr vierzig ab Hamburg gehen. Sie wäre am Dienstag um fünfzehn Uhr zurück und könnte daher erst Mittwoch wieder arbeiten. Wegen des einen Tages würde Zielkow sie aber sicher nicht umbringen. Kurzerhand zückte sie ihre Kreditkarte und buchte.
    * * *
    Lena saß am Steuer und fuhr, ihre Kollegin Silke Meier saß neben ihr auf dem Beifahrersitz. Die beiden waren schon vor Lenas Abstecher zur Kripo Partnerinnen gewesen, und Silke hatte sich froh gezeigt, wieder mit ihr Streife fahren zu können. Mit der anderen Kollegin sei sie überhaupt nicht zurechtgekommen.
    »Na, wie war’s bei der Kripo?«, fragte sie.
    »Na ja, was soll ich sagen? Erst war ich stolz wie Oskar, dass Wiebke mich gefragt hat. Aber ich sage dir eins: Das Aktenfressen geht dir nach ein paar Wochen gehörig auf den Zeiger.«
    »Verstehe. Und die Menn? Wie ist die denn so?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, ist die wirklich bekloppt?«
    »Wer sagt denn so was?«, fragte Lena leicht gereizt.
    »Komm, du weißt doch genau, was man sich erzählt. Wenn man versucht hätte, mich zu ersäufen, würde ich auch bekloppt. Sie soll einen Putzfimmel gekriegt haben.«
    »Wiebke ist eine ganz tolle Kollegin, die das alles prima weggesteckt hat. Könnt ihr die Lästerei nicht einfach mal sein lassen?«
    »Sonst bist du doch auch nicht so empfindlich«, wehrte sich Silke.
    Lena wollte gerade etwas erwidern, als eine Stimme aus dem digitalen Funkgerät ertönte.
    »Robbe 13?«
    »Robbe 13 hört«, antwortete Silke.
    »Spielende Kinder in der Industrieruine Petridamm. Bitte überprüfen und gegebenenfalls einschreiten.«
    »Robbe 13 verstanden.«
    Lena gab Gas. Schon viele Kinder hatten sich beim Spielen in der Ruine des ehemaligen VEB Kooperation Schiffbau erheblich verletzt, daher war Eile geboten.
    * * *
    Digitaler Funk ist sicher? Von

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