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Raue See

Raue See

Titel: Raue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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die Gespenster der Vergangenheit, die Schürmann soeben heraufbeschworen hatte, wieder zu vertreiben.
    »Was hat ein Suizid denn mit der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu tun?«, fragte Streicher verwirrt.
    Schürmann holte tief Luft, sagte dann aber nur: »Juristisch ist das so, das muss Ihnen als Erklärung reichen.«
    * * *
    Schürmann besprach sich mit den beiden Kollegen vom SEK über das taktische Vorgehen. Bergmüller, Streicher und Wiebke standen etwas abseits.
    »Ist er auch sicher zu Hause?«, vergewisserte sich Schürmann noch einmal.
    Der befragte Beamte nickte. »Mehrere Nachbarn sagten übereinstimmend, dass er gegen siebzehn Uhr nach Hause gekommen ist. Danach hat ihn niemand mehr das Haus verlassen sehen.«
    »Dann mal los«, sagte Schürmann, und die beiden Beamten zogen ihre Waffen aus dem Holster und entsicherten sie. Sie gingen zur Haustür und schellten. Doch niemand öffnete. Schürmann drückte noch mehrmals die Klingel, aber es war keinerlei Reaktion festzustellen.
    Einer der beiden SEK -Leute hechtete zurück zum Einsatzwagen und kam mit Werkzeug wieder. Binnen Sekunden hatte er es geschafft, mit wenig Lärm die Haustür zu öffnen.
    Sie suchten zunächst das Erdgeschoss ab, doch erst im Schlafzimmer im Obergeschoss wurden sie fündig. Dort lagen Zielkow und seine Frau schlafend im Ehebett.
    Schürmann machte das Licht an. Dann rief er laut: »Herr Zielkow!«
    Langsam erwachte er. Er wirkte benommen.
    »Ja?« Er griff neben sich, öffnete die Schublade seines Nachtschränkchens und hatte gleich darauf eine Waffe in der Hand. »Wer sind Sie, und was wollen Sie?«, fragte er und blinzelte gegen das Licht.
    Nun erwachte auch Frau Zielkow, die sofort hysterisch anfing zu schreien.
    »Waffe weg!«, befahl einer der SEK -Beamten.
    »Wer sind Sie?«, wiederholte Zielkow an Schürmann gerichtet.
    »Ich bin Oberstaatsanwalt Dr.   Schürmann und hier, um Sie zu verhaften«, erklärte der.
    »Was?«, fragte Zielkow baff und vollkommen verwirrt. Dies nutzten die beiden Polizisten aus, um ihn zu entwaffnen und ihm Handschellen anzulegen.
    »Wir hatten geklingelt«, sagte Schürmann. »Aber es hat uns niemand geöffnet.«
    »Meine Frau und ich hatten jeder eine Schlaftablette genommen«, antwortete Zielkow. Er erblickte aus müden Augen Bergmüller und Wiebke. »Reinhold, Frau Menn! Was soll das? Seid ihr verrückt geworden?«
    »Es besteht der dringende Verdacht«, sagte Schürmann, bevor Bergmüller und Wiebke auch nur Luft holen konnten, »dass Sie zusammen mit einer vorverstorbenen, inzwischen als Theodor Schmidt-Geerling identifizierten weiteren Person vier Frauen sowie als Alleintäter zwei Polizistinnen ermordet haben. Ferner stehen Sie im dringenden Tatverdacht, Ihren Komplizen zur Verdeckung der genannten Morde erschossen zu haben.«
    Zielkow nahm wegen der Handschellen beide Arme hoch und tippte sich vielsagend an die Stirn. »Sie spinnen ja völlig! Reinhard, was soll der Unsinn?«
    Wiebke bemerkte, dass nun auch die Kollegen von der Spurensicherung eingetroffen waren und bereits begannen, das Haus systematisch auf den Kopf zu stellen. Sie hatte eine unbeschreibliche Panik, dass sie mit ihrem Verdacht gegen Zielkow doch danebenliegen könnten. Denn eines war sicher: Sein Leben würde niemals wieder das sein, was es bis vor einer guten halben Stunde gewesen war.
    »Ich darf Sie bitten, dieses Verhör nur mit mir zu führen«, beschied Schürmann Zielkow schroff. »Ab sofort leite ich die Ermittlungen. Ich habe die Kollegen Bergmüller und Menn von diesem Fall abgezogen.«
    Gut, dass wir das auch erfahren, dachte Wiebke, hielt es aber für schlauer, diese Bemerkung für sich zu behalten.
    »Wie kann ich der Täter sein?«, fragte Zielkow. »Ich hatte weder Zeit noch Gelegenheit!«
    »Das bleibt zu prüfen«, fuhr Schürmann äußerlich unberührt fort. »Angesichts des derzeit nicht genauer bestimmbaren Tatzeitraums von jeweils vier Tagen hatten Sie reichlich Gelegenheit, diese Morde zu begehen, sogar während der Dienstzeit. Als Leiter einer Behörde sind Sie in der Gestaltung ihrer Arbeitszeit frei und niemandem zur Rechenschaft verpflichtet.«
    »Dann verhaften Sie mir bitte auch jeden Richter in dieser Stadt. Bei denen ist das nämlich auch so!«, blaffte Zielkow.
    »Denen fehlt aber jede Beziehung zum Mittäter«, entgegnete Schürmann sachlich. Wiebke war beeindruckt, mit welcher Rationalität dieser Mann das Verhör führte. »Theodor Schmidt-Geerling wurde seinerzeit durch Sie

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