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Raue See

Raue See

Titel: Raue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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Sie wollte unbedingt verhindern, dass sie irgendetwas übersahen, nur weil die Indizienlage so eindeutig erschien.
    Bergmüller schüttelte den Kopf. »Es wurde damals mehrfach gecheckt, ob auch wirklich alle Kunden bearbeitet wurden. Er ist also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mal erfasst worden. Irgendwer hat dann später den Datensatz gelöscht.«
    Wiebke nickte. Dennoch waren ihre Zweifel nicht völlig beseitigt.
    »Fahr fort, Herbert.«
    »Derjenige, der den Datensatz gelöscht hat, muss zu dieser Zeit, Anfang der Neunziger, die Berechtigung dazu gehabt haben.«
    »Nein«, widersprach Wiebke, »die Berechtigung kann er auch später erhalten und erst nach … sagen wir zehn Jahren den Datensatz gelöscht haben.«
    »Das ist möglich, aber unwahrscheinlich«, erwiderte Bergmüller. »Lass uns bitte den Gedanken zu Ende führen: Unsere Liste enthält drei Namen von Beamten, die damals die fragliche Berechtigung hatten. Eberhard Zielkow ist einer davon.«
    »Eben, auf der Liste stehen drei, warum konzentrieren wir uns hierbei nur auf ihn?«, fragte Wiebke mehr aus Trotz, denn sie kannte die Antwort bereits.
    »Zwischen Max und Moritz muss es eine Verbindung geben. Mit anderen Worten: Die Lebensläufe der beiden müssen sich irgendwann gekreuzt haben. Das ist unseren bisherigen Erkenntnissen zufolge nur bei Zielkow der Fall. Selbst wenn wir den gesamten Zeitraum zugrunde legen, haben wir niemanden in Rostock, bei dem beides zutrifft. Und es spricht gegen deine These, ›Moritz‹ könnte erst nach zehn Jahren den Datensatz gelöscht haben, Wiebke. Außerdem ist in diesem Zusammenhang noch ein anderer Fakt von Interesse«, sagte Bergmüller vieldeutig.
    »Was denn?«, fragte sie.
    »Es ist kein Geheimnis, dass Zielkow und ich damals befreundet waren. Als ich beim LKA in Kiel richtig Karriere machte, überlegte ich, Eberhard nachzuholen. Ich habe das meinem damaligen Chef vorgeschlagen, und wir haben wie üblich den Charaktertest gemacht.«
    »Charaktertest?«, fragte Streicher. »Wie darf ich das verstehen?«
    »Wisst ihr«, sagte Bergmüller gedehnt, » LKA -Beamte sind grundsätzlich sehr anfällig für Bestechung und insbesondere Erpressung. Wir haben es mit den ganz, ganz schweren Jungs zu tun. Wenn die eine offene Flanke bei einem Ermittler spüren, nutzen sie das gnadenlos aus. Einem Spieler wird so viel Geld geliehen, dass er gar nicht mehr anders kann, als Geheimnisse zu verraten. Ein Familienvater mit einem Hang zu jungen Mädchen wird gefilmt, wenn er eine Sechzehnjährige vernascht, und erpresst. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Deshalb überprüfen wir unsere Kandidaten genau.«
    »Ihr spioniert sie aus«, sagte Wiebke angewidert.
    »Ist das legal?«, wollte Streicher wissen.
    »Nein, das ist es nicht. Aber die Kandidaten merken nichts davon, und niemandem wird Schaden zugefügt«, rechtfertigte sich Bergmüller.
    »Irgendwie gibt es die Methoden der Stasi wohl immer noch. Nur die Rechtfertigungen sind andere«, sagte Wiebke.
    »Mir machen solche Bespitzelungen von Kollegen aus Gründen der Staatsräson gewiss keinen Spaß. Aber ich möchte auch nicht mit jemandem an den brisantesten Fällen arbeiten, um hinterher feststellen zu müssen, dass mein Partner ein Verräter ist – aus welchen Gründen auch immer.«
    »Sei’s drum. Was habt ihr über Zielkow erfahren?«
    »Er hat einen Hang zu Gewalt-Sex, besucht regelmäßig einschlägige Etablissements und hat dort über die Jahre ein mittleres Vermögen gelassen. Damit war er für die ihm zugedachte Position ungeeignet. Dass seine Neigung aber zum Täterprofil passt, ist wohl unbestritten. Es ist nicht auszuschließen, dass ihm die käufliche Variante irgendwann erstens zu teuer wurde und zweitens mit zu wenig … nennen wir es mal ›Kick‹ verbunden war.«
    »Und warum sagst du uns das erst jetzt?«, fragte Wiebke, die spürte, dass sie langsam, aber sicher eine Abneigung gegen Bergmüller entwickelte.
    »Liebe Wiebke«, antwortete er. »Grundsätzlich ist es doch wohl seine Privatsache, wie er mit seinen sexuellen Bedürfnissen umgeht. Solange er nicht verdächtig war, ging dieses Wissen wirklich keinen was an.«
    Wiebke schwieg zwar. Doch ihre Augen sandten gefährliche Blitze aus.
    »Können wir jetzt bitte aufhören, uns selbst zu zerfleischen?«, ermahnte Streicher die beiden. Seine Worte wirkten auf Wiebke wie ein Eimer kaltes Wasser.
    »Was tun wir jetzt also mit unserem Verdacht?«, fragte sie.
    »Wir informieren den

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