Raumfahrergarn
Ein hübscher, inexistenter, aber äußerst ansteckender Erreger, der unvermeidlich zu einem schmerzhaften Tod führt. Vielleicht können wir die Piraten auf diese Weise hinhalten. Zumindest werden sie eine Weile zögern, wenn wir überzeugend genug sind.« Dann lachte sie. »Wenn wir aus dieser Sache lebend herauskommen, fragen wir besser bei der alten ARCT nach, ob jemand ins Behandlungszimmer gekrochen ist und gegen eine schwere Lungenkrankheit behandelt werden muß.«
Zebara und Bringan lachten, und als der Rest der Mannschaft merkte, daß sie nur eine Lüge ausgesponnen hatte, erhielt Lunzie allgemeinen Applaus. Das Lachen löste die Spannung und verlieh neue Hoffnung.
»Das könnte tatsächlich funktionieren«, sagte Bringan, nachdem er für einige Sekunden angestrengt nachgedacht hatte. Er gönnte Lunzie ein warmes Lächeln. »Aber könnte es nicht sein, daß die Piraten das medizinische Kauderwelsch gar nicht verstehen?«
Lunzie zuckte die Achseln. »Wenn ich euch für ein paar Minuten an der Nase herumführen kann, dann auch die Piraten. Bringan ist ja nur ein Xeno-Mediziner. Er hat die Krankheit als ein Urlaubsfieber diagnostiziert: er glaubte, das Personal habe sich nur krank gemeldet, um faul in der Sonne liegen zu können. Doch nachdem wir mit mir, einer auf Menschen spezialisierten Ärztin, hier eingetroffen waren, dämmerte mir der Verdacht, daß ein ernstes medizinisches Problem vorlag. Aber da war es bereits zu spät, um das Bakterium zu bekämpfen. Es hatte sich bereits zu sehr ausgebreitet. Und nach allem, was ich weiß, ist es auch auf der ARCT-10 freigesetzt worden.
Es tut mir zwar leid, Leute, aber ich werde eine Behauptung aufstellen müssen, die euch sicher nicht gefällt: Schwerweltler sind von der Krankheit am schwersten betroffen.« Sie mußte sich gegen heftige Proteste verteidigen, bis Zebara lautstark um Ruhe bat.
»Sie hat einen triftigen Grund, auf uns anzuspielen.«
»Ich sagte schon, es tut mir leid, Schwerweltler. Ich will euch nicht verunglimpfen, aber es ist eine Tatsache, daß die Piraterie viele Schwerweltler angezogen hat. Hört zu, ich will keinen Streit vom Zaun brechen …«
»Und ich werde ihn gleich wieder beenden«, sagte Zebara und zeigte seine Haifischzähne. Das Gemurmel verstummte augenblicklich. »Was Lunzie sagt, klingt vernünftig. Wir werden in den sauren Apfel beißen.«
»Woher wissen Sie soviel über die Planetenpiraten?« wollte Dandara wissen. Er hatte die Augen mißtrauisch zusammengekniffen.
»Ich habe mich nicht darum gerissen, so viel über sie zu erfahren. Tut mir leid.«
»Ich verzeihe Ihnen, wenn es funktioniert«, sagte Dondara, lächelte sie aber schief an.
»Ich glaube, sie hat die beste Idee gehabt«, sagte der Xenobiologe anerkennend. »Es sei denn, jemand hat sich inzwischen noch etwas Besseres einfallen lassen. Wer überbringt den Piraten die verhängnisvolle Nachricht?« Er sah Zebara an.
»Ich würde sagen, ich mache es«, erwiderte Zebara. »Damit will ich Lunzies schauspielerische Fähigkeiten nicht in Frage stellen, aber der Bericht eines Schwerweltlers wird den Piraten glaubhafter erscheinen als alles, was ein Leichtgewicht sagen könnte.«
»Mir sind solche Finten zuwider.« Mit zornigem Gesichtsausdruck sprang Dondara auf die Füße. »Müssen wir wirklich alle ehrbaren Schwerweltler beleidigen, die die Praxis der Piraterie verabscheuen?«
Mit traurigem Gesicht sah Zebara den Geologen an und schüttelte den Kopf. »Don, wir wissen beide, daß einige von Diplos Kindern in den Dienst skrupelloser Verbrecher getreten sind, damit die Bevölkerungen unserer Heimatwelten schneller anwachsen können.« Dondara wollte protestieren, aber Zebara schnitt ihm das Wort ab. »Das reicht! Solche Schwächlinge machen uns allen Schande, und die anständigen Schwerweltler sind ebenfalls mit diesem Makel behaftet, bis die wahren Schuldigen gefunden werden. Ich will an dieser Enthüllung beteiligt sein. Und diese List in ein Schritt in die richtige Richtung.« Er wandte sich Lunzie zu. »Sagen Sie mir, wie sie’s machen wollen, Doktor.«
Der Plan durchlief, wie es bei Plänen so üblich ist, beträchtliche Korrekturen, bis man sich endlich auf ein glaubhaftes Vorgehen einigte. Mit Hilfe eines Gewebesynthesizers und Flors umfangreichen historischen Datenbanken wurde Zebara als ein Attaché von Diplo hergerichtet, der Heimatwelt der Schwerweltler. An eine einfache blaue Uniformjacke brachte Flor silberne Schulterbände und einen steifen,
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