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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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wechselten.
    »Nein«, antwortete Shof locker. »Du siehst nur nicht aus wie sechsundneunzig. Ich habe erwartet, daß du wie meine Großmutter aussiehst.«
    »Oh, vielen Dank. Und du siehst nicht alt genug aus, um schon auf die Universität zu gehen, mein Junge«, revanchierte sie sich amüsiert. Sie überlegte, ob sie die Registratorin nicht bitten sollte, ihre Unterlagen mit einer kurzen Erklärung zu versehen.
    Shof seufzte gequält. Er hörte das offensichtlich nicht zum ersten Mal. »Ich kann nichts dafür, daß ich in so zartem Alter schon so überragend bin.« Lunzie grinste ihn an. Er war hoffnungslos süß und wahrscheinlich daran gewöhnt, auch mit den größten Dummheiten durchzukommen.
    Pomayla stieß Shof mit dem Ellbogen in die Rippen, und er gab ein gepreßtes Uff! von sich. »Er ist die Bescheidenheit in Person. Leider bekommen angehende Computerwissenschaftler keinen Benimmkurs, weil die Maschinen sich nicht an schlechten Manieren stoßen. Ich nehme am Programm für interplanetares Recht teil. Und was studierst du?«
    »Medizin. Ich mache einige Auffrischungskurse. Ich war … die letzten Jahres etwas weg vom Schuß.«
    »Darauf könnte ich wetten. Aber das ist kein Problem, alte Dame«, sagte der Junge und strich sich eine Locke aus der Stirn. »Wir fangen augenblicklich an, dich wieder auf den neusten Stand zu bringen.«
    »Shof!« Pomayla schob ihren unverschämten Mitbewohner durch die Tür. »Wie war das mit deinem Benehmen?«
    »Habe ich schon etwas Falsches gesagt?« fragte Shof in aller Unschuld, während er in den Turbolift bugsiert wurde.
    Lunzie folgte ihnen mit einem Kichern.
     
    * * *
     
    In den nächsten Wochen förderte der GBI nichts Nennenswertes zutage. Lunzie vertiefte sich in ihre neuen Seminare. Ihre Mitbewohner waren gesellig und freundlich und bestanden darauf, daß Lunzie an allem teilnahm, was sie interessierte. Ohne es recht zu wollen, wurde sie von ihnen und ihrer ›Bande‹, wie sie sich selbst nannten, zu studentischen Feiern und Konzerten mitgeschleift. Die ›Bande‹ war ein loser Haufen von Studenten aller Altersstufen und aller Rassen aus der ganzen Universität. Sie schienen nichts gemeinsam zu haben als ihre gute Laune und ihre Neugier. Ihre Ausflüge waren für Lunzie eine willkommene Erholung von den langen Studienstunden.
    Kein Thema war der Bande heilig, weder die physische Erscheinung, noch das Verhalten, das Alter oder die Gewohnheiten eines anderen. Lunzie war es bald über, von Wesen als Oma bezeichnet zu werden, die selbst mit Sicherheit nicht einmal ihre vierunddreißig Standardjahre erreicht hatten. Ihr Kälteschlaf und die anschließende Suche waren immer noch ein zu traumatisches Thema, um es öffentlich zu diskutieren, deshalb lenkte sie das Gespräch immer von persönlichen Angelegenheiten ab. Sie fragte sich, ob Shef von ihrer Suche wußte. Schließlich hatte er schon in ihre Bewerbungsunterlagen Einsicht genommen. Wenn er davon wußte, verhielt er sich ungewöhnlich taktvoll und brachte die Sache nicht zur Sprache. Vielleicht war es Lunzie auch gelungen, ihre GBI-Datei vor seinen neugierigen Augen zu verbergen. Vielleicht hielt er die Sache auch einfach nicht für interessant genug. Wenn jemand versuchte, sie auszufragen, lenkte sie das Gespräch, zur Belustigung der Bande, die Lunzie gern in Aktion erlebte, immer wieder geschickt auf private Aspekte im Leben ihres Gegenübers.
    »Du hättest Strafrecht studieren sollen«, meinte Pomayla. »Ich würde ungern im Zeugenstand sitzen, wenn ich etwas vor dir verbergen müßte.«
    »Nein, danke. Ich bin lieber Doktor McCoy als Rumpole von der Bailey.«
    »Wer?« fragte Cosir, der ein Seminar mit ihr belegte, ein affenähnlicher Brachianer mit weichem, pupurrotem Fell und funkelnden weißen Pupillen. »Wer ist dieser Rompul?«
    »Wahrscheinlich jemand aus einem 3d-Film«, spekulierte Shof.
    »Vielleicht eine historische Gestalt«, beschwerte sich Frega, die ebenfalls zur Bande gehörte, und polierte ihre schwarzlackierten Fingernägel am Ärmel ihrer Jacke.
    »Jedenfalls keine, von der ich schon gehört habe«, erwiderte Cosir. »Dieser Name ist im Forum seit mindestens hundert Standardjahren nicht mehr gefallen.«
    »Da liegt ihr nicht ganz falsch«, sagte Lunzie ernst. »Man könnte sagen, daß ich etwas von einem Altertumsforscher habe.«
    »Und das in deinem Alter!« lachte Shof. Er verschränkte die Hände über seinem flachen Bauch, schlug mit einer Faust auf die Bauchdecke und tat so, als

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