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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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entfernen könnte … Also, ich glaube, dann würde ich glatt meinen hypokratischen Eid vergessen.« Lunzie schob den Kiefer vor, und Tee sah ihr an, daß in ihr wilder Haß tobte.
    »Aber du würdest es nicht tun«, sagte Tee überzeugt und drückte ihre Hand. »Ich kenne dich.«
    »Nein, würde ich nicht«, gab sie resigniert zu und ließ ihren Zorn abflauen. »Aber ich würde mit mir kämpfen müssen. Und ich würde nie die Sorgen und die Frustration vergessen. Und die Einsamkeit.« Sie warf Tee einen dankbaren, liebevollen Blick zu. »Aber jetzt bin ich ja nicht mehr allein.«
    Tee blieb beharrlich. »Aber du wirst doch fliegen, ja? Nach Alpha Centauri, meine ich.«
    »Es würde ein Vermögen kosten.«
    »Wen kümmert das Geld? Du hast viele Monate lang nur Geld dafür ausgegeben, um Fiona zu suchen, obwohl du gute Einkünfte hattest. Fast alles andere hast du gespart. Und wofür?«
    Lunzie biß sich auf die Lippe, starrte in eine Zimmerecke und dachte nach. Sie hatte fast Angst, Fiona nach all den Jahren wiederzusehen, denn was sollte sie ihr sagen? Die ganze Zeit, in der sie nach ihr gesucht hatte, hatte sie im Kopf viele Möglichkeiten durchgespielt, wie ein glückliches, tränenreiches Wiedersehen aussehen könnte. Aber jetzt wurde es Wirklichkeit; sie würde Fiona tatsächlich wiedersehen. Was würde die echte Fiona zu ihr sagen? Fiona hatte ihr gesagt, als sie abreiste, daß sie fürchtete, ihre Mutter würde nie wiederkommen. Nachdem sie ihren Zorn überwunden hatte, mußte sie schon vor langer Zeit die Hoffnung aufgegeben und sich damit abgefunden haben, daß ihre Mutter tot war. Lunzie dachte über den Schmerz nach, den sie Fiona zugefügt hatte. Sie stellte sich eine wütende Fiona mit geröteter Nase und zusammengebissenen Zähnen vor, wie an jenem letzten Morgen auf Tau Ceti. Lunzie wurde blaß. Es war nicht ihre Schuld, daß der Raumfrachter einen Unfall gehabt hatte, aber hatte sie Fiona überhaupt verlassen müssen? Sie hätte einen Posten in geringerer Entfernung antreten können, der weniger gefährlich war, auch wenn er schlechter bezahlt wurde. Aber nein: trotz aller Selbstzweifel und späten Einsichten kam sie zu dem Schluß, daß zu dem Zeitpunkt, als sie Tau Ceti verlassen hatte, der Job bei Descartes die besten Zukunftsaussichten geboten hatte. Sie hatte nicht vorhersehen können, was geschehen würde.
    Sie vermißte Fiona, aber für sie selbst hatte die Trennung nur einige Jahre gedauert. Sie versuchte sich vorzustellen, welch ein Gefühl es gewesen wäre, wenn sie, so wie ihre Tochter, ein ganzes Leben verloren hätte. Lunzie war nach all den Jahren eine Fremde geworden. Sie mußten sich wieder ganz neu kennenlernen. Würde sie die neue Fiona mögen? Würde Fiona sie nach all den Jahren, die hinter ihr lagen, noch gern haben können? Sie würde es einfach abwarten müssen.
    »Lunzie?« Tees sanfte Stimme brachte sie wieder zu sich. Sie bemerkte, daß Tee sie mit seinen dunklen Augen besorgt ansah.
    »Woran denkst du, meine liebe Lunzie? Du bist immer so beherrscht. Ich würde es vorziehen, wenn du weinen, lachen oder schreien könntest. Deine privaten Gedanken sind zu privat. Ich weiß nie, was in deinem Kopf vor sich geht. Habe ich dir keine guten Nachrichten überbracht?«
    Sie holte tief Luft und zögerte mit einer Antwort. »Was … was ist, wenn sie mich nicht sehen will? Nach all den Jahren haßt sie mich vielleicht.«
    »Sie wird dich lieben und dir verzeihen. Es war nicht deine Schuld. Du hast angefangen, nach ihr zu suchen, sobald es dir möglich war«, stellte er nüchtern fest.
    Lunzie seufzte. »Ich hätte sie nie verlassen dürfen.«
    Tee faßte sie an den Armen und drehte sie so, daß er ihr in die Augen sehen konnte. »Du hast das Richtige getan. Du mußtest dein Kind ernähren. Du wolltest, daß sie das Leben genießt und nicht nur das Nötigste hat. Sie wurde der besten Obhut anvertraut. Mach dem Schicksal Vorwürfe. Mach Vorwürfe, wem du willst, aber nicht dir selbst. Also, wirst du sie besuchen? Willst du deine Tochter und deine Enkelkinder sehen?«
    Lunzie nickte schließlich. »Ich werde sie besuchen. Ich muß einfach.«
    »Gut. Dann haben wir einen Grund zum Feiern!« Er wandte sich dem Paket zu, das er mitgebracht hatte, und entnahm ihm eine Flasche seltenen cetianischen Wein und ein Paar langstielige Gläser. »Es ist unser gemeinsamer Triumph, und ich will mit dir darauf anstoßen. Du solltest wenigstens so tun, als wenn dir zum Feiern wäre.«
    »Aber mir ist

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