Raumfahrergarn
die Mahlzeiten mit importierten Gewürzen und exotischen Zutaten aus allen Teilen der Galaxis zubereitet wurden. Als sie an Bord gekommen war, hatte Lunzie die Lagerräume besichtigt, und sie staunte noch mehr als ihre Tischgenossen darüber, daß zum Salat Morcheln gereicht wurden, denn sie wußte, daß es sich um echte handelte.
Das vielfältige und reich garnierte Menü kam ihr wie ein verkleinertes Abbild des Schiffs selbst vor. Die verschiedenartigen Unterkünfte, die an Bord zur Verfügung standen, reichten von winzigen Kabinen der Touristenklasse, die tief im Innern des Schiffs lange Korridore säumten, bis zu ganzen Suiten aus eleganten Zimmern, die über große Bullaugen, durch die man ins All hinaussehen konnte, und 3d-Unterhaltungsanlagen verfügten und von eigenen Dienstboten betreut wurden.
Lunzie fand die Ausstattung ihrer eigenen Kabine phantastisch, um so mehr, weil sie nur ein Mitglied der Mannschaft war, eine von mehreren Ärzten an Bord der Destiny. Der Zahlmeister erklärte ihr, daß die Gäste auch außerhalb ihrer Dienstzeiten ihre Hilfe benötigen könnten. Die Illusion eines unerschöpflichen Reichtums durfte auf keinen Fall beeinträchtigt werden, und sei es um den Preis, daß man den Ärzten eine luxuriöse Unterkunft zubilligte, damit die reichen Passagiere nicht den Eindruck gewannen, es werde an irgendeiner Stelle gespart. Das war billiger, als mit den möglichen Folgen ihrer Verwirrung fertigwerden zu müssen. Lunzie war erstaunt, als sie feststellte, daß die Unterhaltungssysteme in ihrem Quartier ebenso komfortabel waren wie in den Kabinen der Ersten Klasse. Ihr stand eine Bar mit echten Weinbränden sowie ein Getränkesynthesizer zur Verfügung.
Das Computerterminal im angrenzenden Behandlungsraum war so programmiert, daß er ihr regelmäßig die medizinischen Profile aller Mannschaftsmitglieder und Gäste präsentierte. Obwohl es unwahrscheinlich war, daß sie einen nichtmenschlichen Passagier behandeln würde müssen, stand ihr ein vollständiger Satz von Schutzanzügen in ihrer Größe zur Verfügung, die es ihr bei Bedarf ermöglichten, sich in den verschiedenen Milieus zu bewegen, die man für Methanatmer, Wasserarmer und in extrem hohen oder extrem niedrigen Temperaturen lebende Spezies eingerichtet hatte. Natürlich gehörten auch die entsprechenden Übersetzungscomputer dazu.
Dr. Root hätte der Behandlungsraum gefallen. Er war mit sämtlichen Geräten ausgestattet, die Lunzie im medizinischen Katalog aufgelistet gesehen hatte. Ihr eigener Kolibri und ihre Sammlungen von Spezialinstrumenten waren in dieser Anhäufung von Technik überflüssig, und sie ließ beides in dem Koffer im Spind in ihrer Kabine liegen. Sie war begeistert von dem hochmodernen Chemielabor, das sie sich mit den anderen acht medizinischen Offizieren teilte. Die Destiny war sechs Tage in Astris’ Orbit geblieben, nachdem Lunzie und fünfzehn andere Mannschaftsmitglieder an Bord gekommen waren, deshalb hatte sie reichlich Zeit gehabt, die Profile ihrer Kollegen und der Gäste zu studieren. Die Dateien erwiesen sich als eine faszinierende Lektüre. Die Besitzer des Schiffs gingen keine Risiken ein, was Notfälle während einer Reise anging, und führten deshalb ausführliche medizinische Unterlagen. Sobald ein neuer Passagier an Bord kam, wurde ein vollständiges Profil an die persönliche Computerkonsole jedes Arztes übermittelt.
Lunzie wandte sich Baraki Don zu, dem persönlichen Adjutanten des Admirals, einem gutaussehenden Mann zwischen siebzig und achtzig, dessen silbergraues Haar sich über erstaunlich strahlend blauen Augen und schwarzen Augenbrauen wellten. »Ich will damit nicht andeuten, daß ich den Eingriff vornehmen will, aber hätte man sein Innenohr nicht wiederherstellen sollen? Wenn jemand seine Zuhörer anschreit, ist das gewöhnlich ein deutliches Anzeichen dafür, daß sein eigenes Gehör versagt. Wenn ich mich recht entsinne, wird in der Datei des Admirals erwähnt, daß er über hundert Standardjahre alt ist.«
Don tat die Bemerkung mit einem Wink ab und zog ein Gesicht, als blicke er auf lange, leidvolle Erfahrungen zurück. »Das hat nichts mit dem Alter zu tun. Er hat immer so gebrüllt. Wenn er auf der Brücke war, konnte ich ihn ohne Gegensprechanlage im Maschinenraum hören.«
»Was für ein alter Langeweiler«, sagte eine ihrer Tischgenossinnen in einem der seltenen Momente, wenn sich der Admiral mit seinem Essen beschäftigte. Sie war eine Menschenfrau mit schwarzem,
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