Raumfahrergarn
schickte sofort eine Kopie von Lunzie Zeugnissen und Referenzen, die an die Personalabteilung weitergereicht wurden. Sie wurde am selben Tag zu Gesprächen über das FTL-Komnetz mit dem Einsatzbüro, dem Captain des Schiffs und dem leitenden medizinischen Offizier eingeladen. Die Gespräche verliefen gut, und Lunzie wurde eingestellt. Das Schiff würde sie in weniger als einem Monat aus dem Orbit von Astris Alexandria abholen.
sechstes kapitel
»Passen Sie bitte auf, liebe Gäste. Diese Informationen könnten Ihnen eines Tages das Leben retten.«
Ein allgemeines Aufstöhnen ging durch den verschwenderisch ausgestatteten Speisesaal, als der Steward, ein Mensch, seinen oft gehaltenen Vortrag über Sicherheitsvorkehrungen und Evakuierungspläne an Bord eines Raumschiffs wiederholte. Er zeigte auf die Notausgänge, die zu den hinter Vakuumluken verankerten Rettungsbooten auf den Backbord- und Steuerbordseiten des luxuriösen Linienschiffs Destiny Calls führten. Auf holographischen Monitoren zu seiner Rechten und Linken wurde gezeigt, wie die Notbeatmungsausrüstung von den verschiedenen menschlichen und nichtmenschlichen Rassen benutzt werden mußte, die an Bord der Destiny reisten.
Keiner der fein herausgeputzten Gäste der Frühbewirtung für Sauerstoffatmer schien ihm nennenswerte Aufmerksamkeit zu widmen, mit Ausnahme einer Anzahl erschrocken wirkender, zweibeiniger Humanoider, die Lunzie von ihren Dienstbesprechungen als Stribaner kannte. Die meisten interessierten sich mehr für die in ihre Tische eingesetzten, rotierenden Holozylinder, in denen es solche erstaunlichen Dinge zu sehen gab wie Buketts, die binnen weniger Minuten von Knospen zu Blumen erblühten, einen Zauberstab, der Tricks vorführte, oder an Lunzies Tisch einen Bildhauer, der mit Hammer und Meißel an einer Alabasterstatue herumhämmerte. Der Steward hob die Stimme, um sich gegen das Gemurmel durchzusetzen, aber es wurde nur noch lauter. Lunzie mußte zugeben, daß der junge Mann sich gut in Szene setzte und eine angenehme Stimme hatte, aber die Rede war Wort für Wort dieselbe, die auf jedem Schiff beim Start gehalten wurde, und jeder, der häufig reiste, hätte sie mitsprechen können. Er beendeten sie mit dem ironischen Satz: »Danke für Ihre Aufmerksamkeit.«
»Dem Himmel sei Dank, daß es vorbei ist!« sagte Coromell, Admiral im Ruhestand, laut genug, daß der Steward es hören konnte. An den umstehenden Tischen kicherten einige. »Den Quatsch hört sich sowieso keiner mehr an. Für solche Vorträge kriegt man überhaupt nur noch beim Essen genug Leute zusammen. Da läuft keiner davon. Es sollten sowieso nur die überleben, die sich solche Informationen von allein beschaffen können. Die Schwachköpfe, die darauf warten, daß sie ein anderer rettet, sind sowieso so gut wie tot.« Er widmete sich wieder seiner vernachlässigten Vorspeise und kostete einen Löffel Fruchtsalat mit gesüßten Körnern. Der junge Mann packte seine Geräte zusammen und zog sich mit verstörtem Gesicht an einen Tisch im hinteren Teil des Saals zurück. »Wo war ich stehengeblieben?« fragte der alte Mann.
Lunzie legte ihren Löffel weg und rief ihm etwas ins Ohr. »Sie haben gerade von Ihrer Auseinandersetzung mit den Grünen Truppen aus dem antarischen Bürgerkrieg erzählt.«
»Ja, genau. Es gibt keinen Grund, zu schreien.« In großer Ausführlichkeit und mit entsprechender Lautstärke erzählte der Admiral den sieben Mitreisenden am Tisch von seinen Abenteuern. Coromell war ein großer Mann, der in seiner Jugend eine außerordentlich kräftige Figur gehabt haben mußte. Sein lockiges Haar war zwar grau und schütter, aber immer noch dicht. Er neigte dazu, die statistischen Daten jedes Manövers pedantisch zwei- oder dreimal zu wiederholen, damit die anderen ihn auch verstanden, ob sie nun an seiner Erzählung interessiert waren oder auch nicht. Er beendete seine Geschichte gerade noch rechtzeitig mit einer ausgiebigen Schilderung seines Triumphs, als die Suppe serviert wurde.
Lunzie war erstaunt, wieviel Arbeit noch von Kellnern aus Fleisch und Blut geleistet wurde statt von Servomechanismen und den Luken von Nahrungssynthesizern in der Tischplatte. Offensichtlich legten die Flugdirektoren wert darauf, daß niemand übersah, wie gründlich sie alles vorbereitet hatten, bis hin zu den Zutaten der einzelnen Gänge. Selbst wenn die Zutaten außer Sichtweite in der Küche synthetisiert wurden, gab eine persönliche Bedienung den Kunden das Gefühl, daß
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