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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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geradlinigen Kurs übergegangen, aber mein Geschützoffizier hat sie noch einmal erwischt. Das hat ihnen den Rest gegeben. Als wir ihnen zufunkten, daß wir sie mit einem Prisenkommando entern wollten, haben sie ihr Schiff selbst gesprengt.« Der Admiral streckte die Hände aus, als wollte er nach etwas Unsichtbarem greifen. »Ich war so nah dran! Es ist noch keinem Captain gelungen, ein Piratenschiff zu entern. Vielleicht schmeichele ich mir damit, aber wenn ich es nicht geschafft habe, dann schafft es keiner.«
    »Sie schmeicheln sich nicht, Admiral«, bemerkte Sharu vorlaut. »Aber sehr wahrscheinlich haben Sie recht.«
    Nachdem sie ihren Ambulanzdienst absolviert hatte, gesellte Lunzie sich abends gern zu dem Admiral und seinem Adjutanten im Holosaal. Coromell hatte zwei Lieblingshologramme, die er in dem kleinen Nebenraum abrief, in dem er und Don die Stunden bis zum Schlafengehen verbrachten. Das erste war die Brücke seines Flaggschiffs, der Federation. Das zweite schien er vorzuziehen, wenn Lunzie den Eindruck hatte, daß er in einer nachdenklichen Stimmung war. Es stellte ein prasselndes Feuer in einem breiten, gekachelten Kamin mit verziertem Kupferabzug in einer Backsteinmauer dar.
    Die leistungsfähige holografische Anlage war sowohl mit visuellen wie auch mit Geruchs- und Temperaturkomponenten ausgestattet. Lunzie konnte die brennenden Hartholzscheite riechen und die Hitze der Flammen spüren, als sie in dem dritten der drei tiefen, gepolsterten Armstühle Platz nahm, die in dem Nebenraum standen. Don stand auf, als er sie kommen sah, und bedeutete einem Kellner, ihr einen Drink zu bringen. Wie sie erwartet harte, saß Coromell ruhig da, hatte einen Ellbogen aufs Knie gestützt, ein Weinglas in der anderen Hand, starrte in das Licht- und Schattenspiel und lauschte der leisen Musik im Hintergrund. Er hatte ihr Erscheinen nicht bemerkt. Lunzie wartete eine Weile und beobachtete ihn. Er sah nachdenklich und ziemlich traurig aus.
    »Woran denken Sie, Admiral?« fragte Lunzie mit weicher Stimme.
    »Hm? Ach, Doktor. An nichts. Nichts Wichtiges. Ich habe nur an meinen Sohn gedacht. Er ist im Dienst. Er muß auch weit raus, und er macht seine Sache gut.«
    »Sie vermissen ihn«, sagte sie, weil sie instinktiv spürte, daß der alte Mann reden wollte.
    »Verdammt, ja. Er ist ein prächtiger junger Mann. Sie sind ungefähr in seinem Alter, würde ich sagen. Sie … haben Sie auch Kinder?«
    »Nur eins, eine Tochter. Ich treffe sie auf Alpha Centauri.«
    »Ein kleines Mädchen, was? Sie sehen so jung aus.« Coromell hustete in einem Anfall von Selbstverachtung. »Natürlich, in meinem Alter sieht jeder jung aus.«
    »Admiral, ich bin eher in Ihrem Alter als im Alter Ihres Sohnes.« Lunzie zuckte die Achseln. »Es steht alles in den Schiffsdateien, wenn Sie mehr wissen wollen. Ich habe im Kälteschlaf gelegen. Mein kleines Mädchen wird an ihrem nächsten Geburtstag achtundsiebzig.«
    »Na so was! Deshalb verstehen Sie also die ganzen historischen Anspielungen, die ich von mir gebe. Sie waren dabei. Wir sollten uns mal über alte Zeiten unterhalten.« Der Admiral warf ihr einen Blick einsamer Qual zu, der Lunzie ans Herz ging. »Es gibt nur noch wenige Menschen, die sich an damals erinnern. Ich würde es als einen persönlichen Gefallen betrachten.«
    »Admiral, ich würde es aus reinem Eigennutz tun. Ich bin erst seit zwei Jahren in diesem Jahrhundert.«
    »Hm! Ich habe das Gefühl, als sei ich schon so lang auf diesem Schiff. Wohin sind wir unterwegs?«
    »Zum Planeten Sybaris. Es ist eine Luxus …«
    »Ich weiß Bescheid«, unterbrach Coromell sie ungeduldig. »Noch so ein Abstellplatz für nutzlose Reiche. Pah! Wenn ich einmal so hilflos sein sollte, können Sie einen Nachruf auf mich schreiben.«
    Lunzie lächelte. Der Kellner verbeugte sich neben ihr und hielt ihr ein tiefes, rundliches Weinglas hin, das dem des Admirals ähnelte und einen Fingerbreit mit einer aromatischen, bernsteinroten Flüssigkeit gefüllt war. Es war ein hervorragender, seltener Weinbrand. Aus dem Glas stiegen ihr zarte Düfte in den Kopf, als die Hitze des Feuers das Getränk aufwärmte. Lunzie kostete einen Schluck und hatte das Gefühl, daß die Hitze ihre Kehle hinabfloß. Sie schloß die Augen.
    »Schmeckt’s Ihnen?« knurrte Coromell.
    »Sehr gut. Normalerweise trinke ich solche starken Sachen nicht.«
    »Mhm. Um ehrlich zu sein, ich auch nicht. Ich habe nie im Dienst getrunken.« Coromell bedeckte das Glas mit seiner großen

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