Raumfahrergarn
Unschuld zu beteuern, und drehte den Spieß um.
»Vielleicht mache ich mich wirklich nur über Sie lustig«, sagte sie leichthin zu Coromell, der mitten in seinem Redeschwall verstummte und sie fassungslos anstarrte. »Ich habe schon Vorlesungen besucht, wo intensivere Wortwechsel geführt wurden, als Sie sie zulassen. Wir haben auch unsere Meinungen. Von Zeit zu Zeit würde ich meine gern äußern.«
»Oho, oho! Methinks I do protest too much, was?« lachte Coromell beifällig. »Das ist von Shakespeare, falls ihr zu jung seid und ihn nicht mehr gelesen habt. Nun gut. Vielleicht habe ich ein Alter erreicht, in dem ich vom Wohlwollen meiner Umgebung abhängig bin, in einer Welt, in der ich nicht mehr viel zu sagen habe, und es gefällt mir nicht. Ich komme mir vor wie diese armen Schwerweltler.«
Lunzie sprang sofort auf die Bemerkung an. »Was ist mit den Schwerweltlern, Admiral?«
»Bei meinem letzten Kommando haben ein paar unter mir gedient. Wie lang ist das her, Don? Acht Jahre? Zehn?«
»Vierzehn, Admiral.«
Coromell schob den Kiefer vor und zählte die Jahre an der Decke. »Genau. Diese verdammten Schreibtischjobs. Man verliert einfach jedes Zeitgefühl. Schwerweltler! Was für eine törichte Idee. Man sollte Menschen nicht an fremde Welten anpassen. Man sollte fremde Welten an Menschen anpassen. So hat Gott es schließlich gewollt!«
»Terraformen dauert zu lang, Admiral«, gab Sharu zu bedenken. »Von der Schwerkraft abgesehen, sind sie Welten, auf denen die Schwerweltler leben, gut für menschliche Besiedlung geeignet. Diese Menschen wurden dafür geschaffen, sich an solche Bedingungen anzupassen.«
»Ja, geschaffen! Es wurde eine Minderheit geschaffen, das ist alles«, ereiferte sich der Admiral. »Wir haben in der Politik schon genug Probleme mit Vetternwirtschaft. Gerade wenn man alle Gruppierungen unter einen Hut bekommen hat, kommt eine neue dazu, und der ganze Ärger fängt wieder von vorn an. Man hört die Leute über die Katastrophe auf Phoenix jammern, daß die Schwerweltler auf den Gräbern der Leichtgewichte tanzten, die vor ihnen dort waren, aber man kann darauf wetten, daß sie jedem einen beträchtlichen Obolus gezahlt haben, der ihnen bei der Landung geholfen hat – wahrscheinlich einen nennenswerten Prozentsatz ihres Exporteinkommens.«
»Ich habe gehört, daß die Planetenpiraten die erste Kolonie zerstört haben«, sagte Lunzie und dachte voller Groll an die qualvollen beiden Jahre zurück, die sie in der Annahme verbracht hatte, Fiona sei unter den Todesopfern auf Phoenix gewesen.
»Doktor, Sie können es glauben. Wahrscheinlich haben sie erst ihre Kommunikation zur Außenwelt abgeschnitten und dann ihre Lebenserhaltungsanlagen, Handelsschiffe und so weiter zerstört. Sobald die Bevölkerung eines Planeten sich nicht mehr selbst versorgen kann, gehen ihre Rechte an die nächste Gruppe über, die dazu imstande ist. Mein Schiff empfing einen Notruf von einem Handelsschiff, das außerhalb des Eridani-Systems von Piraten verfolgt wurde. Es war ziemlich schwer beschädigt, hatte aber immer noch Ionen im Schlepptau, als wir dazukamen. Mein Kommunikationsoffizier war drei Wochen lang ständig mit der Brücke in Kontakt, bis wir die Mannschaft retten konnten. Wer seinen Mut verliert, verliert den Krieg, sage ich immer!«
»Haben Sie die Piraten gefangengenommen?« fragte Lunzie interessiert und beugte sich vor.
Der Admiral schüttelte mit Bedauern den Kopf. »Zum Himmel, leider nicht. Das hätte mir einen schönen Stern auf dem Bug eingebracht. Wir haben sie in einen Kampf verwickelt, als sie gerade das Handelsschiff angreifen wollten. Die armen Teufel auf dem Handelsschiff haben dem Himmel dafür gedankt, daß wir aufgetaucht sind, und schnell das Weite gesucht, um nicht zwischen die Fronten zu geraten. Das Piratenschiff hatte keine Wahl. Es konnte uns nicht ignorieren. Es hat ein Loch in unser Schiff geschossen, aber wir hatten keine Verluste. Die Piraten hatten nicht so viel Glück. Ich habe Rumpfplatten und andere Bruchstücke mit ausgefransten, gewellten Rändern von ihrem Schiff wegfliegen sehen. Es muß eine Atmosphärenkammer explodiert sein, also hat es Besatzungsmitglieder erwischt. Ich bete zum Himmel, daß keine Gefangenen darunter waren.
Was immer sie in ihren Triebwerken hatten, unsere waren jedenfalls besser. Wir haben sie in den Strahlungsgürtel hinausgejagt, vorbei an den Kometen. Sie sind ein paar Runden auf einem Spiralkurs geflogen und dann wieder zu einem
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