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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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Techniker packten die Türen und zogen sie auseinander.
    Langsam und widerwillig rollten die Metalltüren in ihren Schienen zurück. Die Menge, die inzwischen noch erregter war, strömte vorbei an Perkin, der zusammengebrochen war, in den Speisesaal. Sobald die Türen aufgestemmt und die Schienen mit Klemmen blockiert waren, eilte Lunzie Perkin zu Hilfe und zog ihn aus dem Weg. Er konnte kaum noch laufen und wog gut die Hälfte mehr als sie, doch in ihrer Trance konnte Lunzie ihn ohne Mühe tragen.
    Sie öffnete seine Uniformjacke, um seine Brust zu betasten, und schnaufte mitfühlend bei dem Anblick. Ihre Finger bestätigten, was ihre gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit schon registriert hatte: die linke Hälfte des Brustkorbs war eingedrückt und gefährdete seine Lunge. Wenn sie schnell arbeitete, konnte sie die Rippen richten, bevor dieser Lungenflügel kollabierte.
    »Lunzie! Wohin gehen Sie?« rief Coromell ihr hinterher, als sie zur Treppe eilte, die auf die Oberdecks führte.
    »Ich muß einen Gipsverband aus meinem Büro holen. Perkin wird sterben, wenn ich seine Rippen nicht fixiere.«
    »Admiral! Wir gehen jetzt auch besser«, rief Don und schob ihn auf die Türen zu.
    Coromell stieß die Hand seines Adjutanten weg. »Auf keinen Fall! Ich laß mich nicht in ein winziges Rettungsboot stecken, wo hundert hysterische Weiber über ihren Schmuck jammern! Es werden alle Hände gebraucht, damit dieser Kahn nicht in den Planeten trudelt. Wir können Leben retten. Ich bin vielleicht alt, aber ich kann immer noch meinen Teil tun. Der Captain hat noch nicht den Evakuierungsbefehl erteilt.« Plötzlich faßte er sich an die Brust und holte mit schmerzverzerrtem Gesicht tief Luft. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. »Nein, nicht jetzt! Wo sind meine Medikamente?« Mit zitternden Fingern knöpfte er seinen Kragen auf.
    Don führte ihn zu einem Sofa am Rande des Saals. »Setzen Sie sich, Sir. Ich gehe die Frau Doktor holen.«
    »Belästigen Sie sie nicht, Don«, schnauzte Coromell, als Don ihn auf die Sitzfläche hinunterdrückte. »Sie ist beschäftigt. Es ist alles in Ordnung mit mir. Ich bin nur alt.«
     
    * * *
     
    Lunzie rannte die Treppe hinauf. Als sie den ersten Absatz erreicht hatte, kam ihr ein weiterer Pulk aufgebrachter Passagiere entgegen, die aus ihren Kabinen in den Speisesaal hinunterliefen. Sie versuchte sich am Geländer festzuhalten, wurde aber von den Beinen gerissen und niedergetrampelt. Lunzie packte die Beine der Leute, die an ihr vorbeiliefen, und versuchte sich wieder hochzuziehen, aber man schüttelte sie ab. Ihre Trance verschaffte ihr noch so viel Kraft, daß sie sich zur Wand durchkämpfte und die Hände daran hochschob, bis sie wieder stand. An die Wand gelehnt, versuchte Lunzie, ihr Gleichgewicht zu halten, während sie sich durch den Mob schob, und gab nichts um die Proteste der Leute, die ihr im Weg standen. Noch ein Schub Menschen wälzte sich an ihr vorbei, so in Panik, daß sie übereinander hinwegkletterten, um sich in Sicherheit zu bringen. Lunzie hatte so viel Angst wie alle anderen, aber ihr Pflichtgefühl und ihre mentale Disziplin gestarteten ihr nicht, sie zu empfinden.
    Das nächste Deck war praktisch verlassen. Die gewöhnlich versiegelte Notluke zum Methanmilieu war aufgedrückt worden und hatte die ekelerregende Atmosphäre ins übrige Schiff hinausdringen lassen. Die Rettungskapseln dieses Decks waren fort. Lunzie würgte und hustete von dem Geruch, während sie in ihr Büro lief.
    Die Stromversorgung dieses Bereichs war mehrfach ausgefallen und wieder angesprungen. Luken, die von magnetischen Siegeln arretiert wurden, hatte ihre Kohäsionskraft verloren, waren heruntergefallen und hatten Boden und Wände zerbeult. Lunzie sprang über sie hinweg und stieß die Tür zum Behandlungsraum auf.
    Weil sich die Korridore geleert hatten, konnte sie feststellen, daß es weitere Opfer der Tragödie gab. Nachdem sie Perkins Rippen ordentlich gerichtet und verbunden hatte, war er außer Gefahr. Sie ließ ihn auf dem weichen Sofa ausruhen. Unermüdlich suchte sie nach anderen verletzten Mannschaftsmitgliedern.
    »Hierher, Lunzie!« Don winkte sie in die dunkle Ecke, wo der Admiral bewußtlos auf dem Sofa lag. »Es ist sein Herz.«
    Als sie das verkniffene Gesicht des Alten sah, keuchte sie auf. Selbst im roten Licht konnte sie erkennen, daß seine Hautfarbe von einem käsigen zu einem blaugetönten Weiß überging. Sie fiel auf die Knie und kramte in ihrer Medikamententasche nach der

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