Raumfahrergarn
Injektionspistole, die sie Coromell auf den Arm drückte. Sie und Don warteten bang ab, während sie immer wieder auf ihrem Scanner nachschaute, ob seine Vitalwerte sich besserten. Plötzlich rührte der Admiral sich, stöhnte und schickte die beiden mit einem ungeduldigen Wink weg.
»Ich verabreiche ihm eine Vitamininjektion mit Eisen«, sagte Lunzie und griff nach einer anderen Phiole. »Er muß sich ausruhen!«
»Ich kann mich nicht ausruhen, wenn Leute in Gefahr sind«, brummte Coromell.
»Sie sind im Ruhestand, Sir«, sagte Don geduldig. »Ich werde Sie stützen.«
»Sie begeben sich jetzt besser in die Kapseln«, rief Sharu, die Erste Offizierin, ihnen zu.
»Ich steige in keine Kapsel«, schaufle Coromell.
»Ich bleibe hier und helfe, Sharu«, rief Lunzie zurück.
Shru nickte dankbar und gab den übrigen Kapseln ein Zeichen, die Türen zu schließen. »Captain«, sprach sie in ihren Armbandkommunikator. »Sie können den Befehl geben.«
»Was können wir tun?« fragte Don, als sie den Admiral zur Treppe brachten. »Diese Situation wird seinen Zustand nur verschlimmern. Er wird helfen wollen!«
»Bringen wir ihn in eine der kryogenischen Kammern. Ich werde ihm ein Sedativum verabreichen, und er und die anderen kritisch Verletzten können im Kälteschlaf verbleiben, bis wir gerettet werden.« Lunzie trug den alten Mann fast allein zur Krankenstation und machte sich Sorgen, daß er nicht mehr lang genug leben würde, um die kryogenische Droge zu erhalten.
Ein weiterer Ruck durchfuhr den Schiffsrumpf, und alle Lichter gingen aus. Diesmal blieben sie für einige Sekunden aus. Nur die Notleuchtfeuer in einer Ecke des großen Holosaals sprangen an.
»Das war’s dann«, knurrte Chibor. »Kein Antrieb mehr. Diese Lichter laufen auf Batterie.«
Ein Mann hämmerte seitlich gegen den Kontrollmonitor neben der Tür. »Die Steuercomputer sind abgestürzt. Wir müssen alle Programme wieder aus den keramischen Back-up-Speichern herunterladen. Es wird Monate oder Jahre dauern, um das ganze Schiff wieder in Gang zu bringen. Wir könnten alles verlieren, die Energieversorgung, die Lebenserhaltung …«
»Konzentrieren Sie sich erstmal auf eine Sektion des Schiffes, Nais, damit wir irgendwo überleben können«, befahl Sharu. »Ich schlage den hydroponischen Bereich vor. Dort gibt’s noch reichlich Sauerstoff für uns paar. Stellen Sie die Ventilatoren an, um für Luftzirkulation zu sorgen. Machen Sie ein Notsignalfeuer startklar.«
»Laut der Telemetrie sind wir dem Planeten zu nah. Niemand wird uns sehen können«, erwiderte Nais streitlustig. Seine Nerven lagen offensichtlich blank. »Wir dürften überhaupt nicht hier sein. Der Gasriese ist nur unser Orientierungspunkt in diesem System. Wir sind Millionen Kilometer von unserem avisierten Zwischenstopp entfernt.«
»Wollen Sie etwa nicht gefunden werden?« schnauzte Sharu zurück, packte ihn an der Schulter und schüttelte ihn durch. »Sprechen Sie mit Captain Wynline ab, was er unternehmen will. Er ist oben auf der Brücke.«
»Ja, Sharu«, keuchte Nais und hetzte zur Treppe.
»Es wird hier gefährlich sein, bis wir die Systeme wieder stabilisiert haben«, sagte Sharu zu Lunzie, die gerade in den Holosaal zurückkehrte. »Kann ich irgendwie helfen?«
»Bringen Sie mir eine batteriebetriebene Lampe hier herunter, dann kann ich weitermachen.« Lunzie war froh, daß sie sich von den technischen Spielzeugen der modernen Medizin nicht völlig abhängig gemacht hatte. Was würden ihre Ärztekollegen von Astris Alexandria jetzt ohne ihre elektronischen Skalpelle anfangen?
Sie arbeitete immer noch unter dem Einfluß des Adrenalinschubs, den sie ihrer mentalen Disziplin verdankte. Wenn er nachließ, würde sie fast hilflos sein. Bis dahin wollte sie den Verwundeten helfen.
Plötzlich hörte sie hinter sich ein Geräusch wie von einer gedämpften Explosion. Lunzie stand auf, um zu erkennen, was sich in dem Halbdunkel abspielte. Im düsteren Glühen konnte sie nur so eben ausmachen, wie die Metalltüren zuglitten und den leeren Speisesaal endgültig absperrten.
»Jetzt sind wir erledigt! Die Türen schließen sich!« schrie Chibor. »Paßt auf!«
Ein scharfkantiges Gewicht traf Lunzie an der Brust und warf sie um. Sie knallte gegen die Wand und sackte bewußtlos über einem Patienten zusammen. Chibor lief zu ihr, wischte ihr das Blut von den aufgesprungenen Lippen und fühlte nach ihrem Puls.
Sharu erschien wenige Minuten später und suchte mit dem Lichtkreis
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