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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ärgerte mich. Ich hatte keine Ahnung, wo er aufgeschnappt hatte, dass die Invasionsflotte zur Errichtung eines Brückenkopfes sofort nach der Zerstörung der örtlichen Verteidigungsanlagen eintreffen sollte. Davon war nie die Rede gewesen. Zumindest nicht in den Gesprächen, die ich geführt hatte.
    Fest stand lediglich, dass eine Flotte materialisieren sollte und zwar möglichst bevor sich die militärischen Kräfte der Menschheit in diesem Sektor wieder erholt hatten.
    Genau koordinierbar war ein solcher Einsatz ohnehin nicht, da für die SCHNABELWEISER ja absolutes Funkverbot gegolten hatte.
    Also musste das Zeitfenster zur Durchführung großzügig bemessen sein. Mich wunderte es daher überhaupt nicht, dass unsere Invasionsflotte noch nicht im Tau Ceti-System angelangt war.
    Die SCHNABELWEISER hatte ihre Sabotagemission erfüllt und konnte nun nach Hause fliegen. Die Flotte war längst unabhängig von uns auf dem Weg hier her und musste eigentlich jeden Moment aus dem Zwischenraum materialisieren.
    »Du kannst den Kurs getrost ändern, Rudergänger«, traf ich eine Entscheidung. »Vorher setzen wir noch den gesamten Rest unserer Drohnen ab, dann wird das Beschleunigungsmanöver eingeleitet.«
    »Jawohl, Kommandant«, bestätigte der Rudergänger.
    Ich wandte mich an den Ersten Offizier.
    Der Tugendwächter fühlte sich dabei wohl etwas übergangen, und ich gestehe, dass eine gewisse Absicht dahintersteckte. Diese Geringschätzung konnte er nur schwer ertragen. Es musste das tiefe Bewusstsein dafür sein, dass er eigentlich am Erfolg dieser Mission nicht den geringsten Anteil gehabt hatte, das ihn so quälte.
    »Sehen wir zu, dass wir nicht in die Reichweite der Wuchtgeschosse des Menschenschiffs geraten«, sagte ich.
    Der Erste Offizier teilte meine Sorge, war allerdings recht zuversichtlich. »Wenn wir schnell genug in die Beschleunigungsphase kommen, hat das Menschenschiff keine Chance, uns einzuholen«, sagte er. »Jedenfalls wenn wir den Ausweichkurs klug wählen – und zwar so, dass für den Feind ein größtmöglicher Energieaufwand bei der Kursänderung entsteht!«
    »Lass die für uns günstigste Variante vom Bordcomputer berechnen«, lautete meine unmissverständliche Anweisung.
    »So wahr mir der Herr zur Seite stehe!«, gab der Erste Offizier zurück und benutzte damit eine alte, in letzter Zeit etwas aus der Mode gekommene Bestätigungsformel unter Tanjaj.
     
     
    Wir führten das Manöver durch. Der Energieaufwand war dabei so hoch, dass man den Tarnflug praktisch aufgab.
    Warum hätten wir uns auch weiter tarnen sollen? Es war so gut wie alles zerstört, was wir hatten zerstören sollen.
    Einzig und allein dieses hartnäckige Menschenschiff, das sich an unsere Fersen zu heften versuchte, war im Moment noch von der Streitmacht des Gegners übrig.
    Aber dieses Schiff jetzt anzugreifen, wäre reine Dummheit gewesen.
    Die SCHNABELWEISER beschleunigte.
    Das Menschenschiff holte allerdings schnell auf. Unserer Projektion nach gab es einen Zeitkorridor von einer halben Stunde, in der wir in die Reichweite ihrer Wuchtgeschütze gerieten. Später sollte ich erfahren, dass man sie Gauss-Geschütze nennt.
    Die Menschen haben die Angewohnheit, Gegenstände, Erfindungen, Länder und ganze Planeten nach Personen zu benennen, die irgendeine besondere Leistung erbracht haben. Ein gläubiger Kridan würde das als ungebührliche Zurschaustellung von Eitelkeit bezeichnen – oder als Personenkult, wenn die betreffende Person auf die Benennung keinerlei Einfluss hatte. Aber Menschen messen dem Einzelnen ohnehin eine höhere Bedeutung zu. Für meinen Geschmack eine zu hohe. Das führt häufig zu Selbstüberschätzung – und zur Geringschätzung dessen, was die Gemeinschaft für den Einzelnen leistet.
    Gewisse Tendenzen in diese Richtung stelle ich übrigens auch innerhalb des Heilige Imperiums fest, und ich frage mich manchmal, ob diese Strömung vielleicht ein kultureller Reflex auf unser Zusammentreffen mit der Menschheit ist. Ich weiß, dass dieser Gedanke unter Kridan weder populär ist, noch plausibel erscheint, aber die menschliche Wissenschaft hat den Gedanken einer gegenseitigen Wechselwirkung sehr kultiviert und es lohnt sich vielleicht auch für Kridan, sich damit etwas genauer zu beschäftigen.
    Dass die Gläubigen einen kulturellen Einfluss auf die Ungläubigen ausüben, ist innerhalb des kridanischen Glaubens ein Axiom, an dem nicht gezweifelt werden kann. Aber könnte es nicht auch eine gegenteilige

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