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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Datenarchiven des Solaren Datennetzes nach änderte sich dies mit der Erfindung des Bergstrom-Antriebs drastisch. Die Menschheit wurde von einer Auswanderungswelle sondergleichen hinaus ins All gespült.
    Die Neueinwanderer stellten auch auf Second Earth bald die Mehrheit der Bevölkerung. Nach dem Tod des legendären Systempräsidenten Arthur Jennings II im Jahr 2219 wurde der Widerstand gegen Reformen nur noch vereinzelt geführt. Sein Sohn Arthur Jennings III, der Tau Ceti im Hohen Rat vertrat, versuchte durch einen Erlass den Bund zu beschwichtigen, der Tau Ceti IV zum Sperrgebiet erklärte. Man hatte dort Statuen mit hohem Siliziumgehalt entdeckt, bei denen es sich herausstellte, dass es sich um auf Silizium basierte Lebensformen mit einem extrem langsamen Stoffwechsel handelte, die möglicherweise auch intelligent waren.
    Allerdings gab es ohnehin kaum Siedler, die sich für eine Ansiedlung auf Tau Ceti IV interessierten. Das Ablenkungsmanöver schlug fehl, und nachdem das Star Corps gegründet und zu einer schlagkräftigen Raumflotte des Bundes ausgebaut worden war, hatte der Hohe Rat nicht nur juristisch und moralisch alle Trümpfe in der Hand, sondern im Einzelfall auch die Macht dazu, sich durchzusetzen.
    Dass dies nicht immer gelang, zeigt das Beispiel der Drei Systeme der Genetics, die von Anfang an eine Art Sonderexistenz führten.
    Aber während Genet und die anderen Genetikerwelten technologisch hochgerüstet waren und einem Eingreifen des Star Corps jederzeit hätten Paroli bieten können, war die Situation Tau Cetis in diesem Punkt weniger komfortabel, sodass man sich schließlich der Rechtsauffassung des Bundes anschließen musste.
    Heute leben die Beltrans in freien Herden auf den weiten Moosebenen von Second Earth. Die Bevölkerung ist zwar stark gewachsen und betrug im Jahr 2252 bereits über zehn Millionen Menschen. Aber die meisten davon leben in den wenigen Städten. Für die Beltrans ist Platz genug.
    Wohlgemerkt: Platz genug. Was die Nahrung anbetrifft, so wage ich da keine Prognose für die Zukunft. Ich bin nämlich der Frage nachgegangen, inwieweit die These von James Rüdiger Beltran, wonach die Laufvögel sich eine Schlachtung von Menschenhand geradezu wünschten, stichhaltig ist, und habe mich darüber unter anderem auch des Öfteren mit Miles Jennings unterhalten.
    Jennings – zu der Zeit, als ich ihn kennenlernte erster Professor für Exomedizin an der Far Horizon -Akademie auf Sedna – ist einer von zwei Söhnen des Ratsmitgliedes Arthur Jennings III, mit dem er sich wohl vollkommen überworfen hat.
    Miles – ich habe das Recht, ihn beim Vornamen zu nennen, was unter Menschen ein Zeichen dafür sein kann, dass man sich nahesteht – hat mir im Übrigen ausdrücklich erlaubt, seine Äußerungen hier auch unter Nennung seines Namens wiederzugeben.
    Ob das für ihn nicht Komplikationen familiärer Art mit einschließe, so fragte ich ihn. Daraufhin machte er eine Geste, die man in solchen Fällen ab und zu nicht nur bei Menschen, sondern auch bei anderen Humanoiden wie zum Beispiel den J'ebeem beobachten kann. Sie sieht aus, als würde der Betreffende etwas wegwerfen oder von sich stoßen. Kridan vermeiden derart heftige Bewegungen, und ich kann es jedem Angehörigen meines Volkes, der sich unter die Menschen begibt, nur raten, dies auch nicht etwa deswegen aufzugeben, weil der kridanische Gesprächspartner etwa irrigerweise glaubt, er müsse die menschliche Gestik nachahmen.
    Zumeist ist ein solcher Versuch eher sozial kontraproduktiv, als dass er geeignet wäre, für ein besseres gegenseitiges Verständnis zu sorgen.
    Man sehe sich nur einmal eine kridanische Krallenhand an und vergleiche diese durchaus als Waffe taugliche Extremität mit der eher harmlosen menschlichen Variante dieses Organs, dann wird einem schnell und auch ohne besondere Kenntnis humanoider Gestik klar, dass selbst die harmloseste mit einer Krallenhand ausgeführte Geste ganz anders wirkt, als wenn sie mit einer menschlichen Hand ausgeführt wird.
    Auf meine Frage hin führte Miles Jennings diese Geste aus und meinte dann: »Was meine Familie betrifft, ist die Situation schon so kompliziert, dass es nicht mehr schlimmer werden kann.«
    »Ein Kridan hätte große Scheu, sich gegen seine Eifamilie zu stellen«, sagte ich. »Und dass Sie solches Ihrer Überzeugung wegen tun, nötigt mir großen Respekt ab!«
    Miles Jennings lächelte .
    (Ich habe an anderer Stelle erläutert, was Lächeln unter den Menschen bedeutet

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