Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Wirkung geben? Könnte es nicht auch sein, dass wir von den Ungläubigen geprägt werden – und zwar in einem Maß, das weitaus stärker anzusetzen ist, als dies unserer bisherigen Einschätzung entspricht?
    Die Umwälzungen, die durch die Machtergreifung des Predigers Satren-Nor vonstatten gingen, nahmen ihren Anfang zwar in einer weit entfernten Exklave des kridanischen Reiches, die wir vielleicht besser nie erobert hätten. Dass diese Exklave nicht auf der dem Menschheitsterritorium zugewandten Seite des Heiligen Imperiums liegt, tut in der Frage des kulturellen Einflusses nichts zur Sache, denn Hunderttausende von Tanjaj, die in dieser Exklave beheimatet sind, dienten im ersten und zweiten Krieg zwischen Kridan und Menschen und hatten auf die eine oder andere Weise Kontakt zu ihnen.
    Und sei es nur durch das Abhören von Funkbotschaften und das Anzapfen öffentlich zugänglicher Datennetze und Medien.
    Der Gedanke, dass der Einzelne sich nicht mehr in erster Linie seinem Glauben und dem Dienst an Gott und der Gemeinschaft, sondern seinem eigenen Glück verpflichtet fühlen sollte, hat sich in die Gesellschaft des Heiligen Imperiums gemogelt. Und dieser Gedanke wirkt wie ein Krebsgeschwür. Dieser Gedanke hat der Ketzerei die nötige Kraft gegeben, um schließlich an die Macht zu gelangen!
    Aber was beklage ich dies.
    Habe ich nicht auch selbst davon profitiert?
    Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann bin ich selbst zumindest teilweise auch mit diesem Virus infiziert.
    Ich kann nur hoffen, dass der Gedanke von der Autonomie des Einzelnen nicht am Ende zu einem Phänomen kollektiver Hybris führt und es uns so geht wie den legendären Gambano, dem zuerst von Gott erwählten Volk, dessen Schicksal uns immer eine Warnung sein sollte. Denn schließlich hat Gott es vom Antlitz des Universums getilgt und ein zweites Volk erwählt, um seine Göttliche Ordnung zu errichten.
    Ehrlich gesagt sehe ich keinen Grund, weshalb etwas Ähnliches nicht von Neuem geschehen und Er ein drittes Volk erwählen sollte, das besser als seine beiden Vorgänger geeignet ist, Seine Pläne zu verwirklichen.
    Und die müssen, wie jeder Gläubige ja weiß, keineswegs mit den unseren identisch sein.
     
     
    »Menschenschiff kommt in Feuerweite«, meldete der Erste Waffenoffizier. Er drehte sich zu mir um und erwartete eine Reaktion. Für die drei ihm untergeordneten Waffenoffiziere auf der Brücke der SCHNABELWEISER galt dasselbe.
    »Feuer frei!«, befahl ich.
    Wir hatten jetzt für eine kurze Zeit den taktischen Vorteil auf unserer Seite, denn die Geschütze der Menschenschiffe waren auch schon während des ersten Krieges zwischen unseren Völkern an Durchschlagskraft nicht zu übertreffen. Es gab nichts, was ihnen standhalten konnte. Keine Panzerung, kein Schutzschirm – gar nichts. Dafür ließ ihre Treffgenauigkeit vor allem bei größerer Reichweite doch erheblich zu wünschen übrig. Hunderttausende von Geschossen mussten abgefeuert werden, um auch nur einen einzigen Treffer zu erzielen. Der allerdings hatte dann zumeist auch eine so katastrophale Wirkung, dass es danach für das betreffende Schiff keinerlei Rettung mehr gab. Gehässige Schnäbel sagten oft, dass jemand, der gegen diesen Gegner ins Gefecht flog, sich Rettungskapseln oder eine Vorrichtung zur Notausschleusung von Beibooten gleich sparen konnte.
    Das entsprach zwar nicht der Wahrheit, aber Tatsache ist und bleibt auch, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit auf einem von Gauss-Geschossen getroffenen Schiff äußerst gering ist.
     
     
    Unsere Waffenoffiziere schossen aus allen Graser-Mündungen.
    Mit etwas Glück konnten wir einen Treffer landen, der den Gegner zumindest so weit außer Gefecht setzte, dass er die Verfolgung aufgab und uns in Ruhe die Eintrittsgeschwindigkeit in den Zwischenraum erreichen ließ. Aber noch hatten wir das Menschenschiff nicht getroffen.
    Die wahrscheinliche Trefferquote der Gauss-Geschütze war aufgrund der Entfernung noch so schlecht, dass der Feind lieber gar nicht erst seine Munition verschwendete.
    Aber das sollte sich ändern.
    Je weiter das Menschenschiff aufholte und je geringer die Distanz zwischen ihnen und uns wurde, desto mehr schwand unser taktischer Vorteil dahin, verkehrte sich ins Gegenteil.
    »Es handelt sich bei dem Schiff übrigens um einen guten alten Bekannten«, stellte der Erste Offizier fest.
    Ich sah ihn an und gab ein erstauntes, tief aus der Kehle kommendes Gurren von mir, das nur der Ranghöhere gegenüber einem

Weitere Kostenlose Bücher