Raumpatrouille Nebelwelt
Wunsch. Dieser tüchtige Mann hätte es kaum überwinden können, hinauskomplimentiert zu werden. Lieber ging er aus eigenem Antrieb.
Er fuhr sich mit der Hand über die Haare.
»Sie haben mich durchschaut, was? Haben Sie nun meine Gedanken gelesen, oder sind Sie nur ein guter Psychologe?«
»Das bin ich. Jeder GWA-Schatten muß es sein, oder er ist schon im ersten Einsatz verloren. Außerdem erkenne ich tatsächlich Ihre Gefühlsregungen.«
»In welcher Schärfe?«
»Klar genug, um zu erkennen, was in Ihnen vorgeht.«
»Phantastisch«, sagte er. »Bei Ihnen ist es sinnvoll, das Training fortzusetzen. Wenn ich hier Seelenarzt wäre, kämen Sie mir noch nicht aus dem Bau.«
»Ich befürchte, Ihre Kollegen von der Metapsychischen Fakultät liebäugeln mit ähnlichen Ideen«, beschwerte ich mich. »Unterstützen Sie die Leute nur nicht bei diesen Überlegungen.«
Er lachte mich an. Seine Verkrampfung lockerte sich. Als ich mir vornahm, seine Entlassung aus dem Institut zu bewirken, läutete das Bildsprechgerät. Auf dem Schirm erschien das Gesicht des diensthabenden Funkoffiziers. Natürlich standen wir mit dem Washingtoner Hauptquartier laufend in Verbindung. Unsere Funkstation war erstklassig.
»Sir, mir scheint, jemand hat Sehnsucht nach Ihnen«, meinte der ältere Captain. »Anruf für Sie unter Dringlichkeitsstufe eins. Der Automat ist noch auf Welle. Kann ich verbinden?«
Ich setzte das Glas hart auf die Tischplatte. Dr. Kulot wurde ernst. Er erhob sich.
»Bleiben Sie, Samy«, hielt ich ihn zurück. »Auf Henderwon-Island gibt es keine Geheimnisse, wenigstens nicht unter uns. Sie gehören zu den wenigen Männern, die mein Gesicht unmaskiert gesehen haben.«
»Große Ehre«, spöttelte Kulot.
Der Funkoffizier schaltete um. Die Direktverbindung mit Washington wurde hergestellt. Das Gerät lief auf der streng geheimen GWA-Sup-Ultrawelle, die ein Abhören der Sendung unmöglich machte.
Auf dem Bildschirm erschien das Identifizierungsmuster des Anruf-Roboters.
»Oberstleutnant HC-9, bitte melden«, quäkte es blechern aus dem Lautsprecher. »Oberstleutnant HC-9, bitte melden.«
Mein Herz begann zu klopfen. Seit elf Monaten hatte ich vom Hauptquartier nichts mehr gehört. Mir waren nur einige Routineberichte zugeleitet worden, damit ich auf dem laufenden blieb. Sonst hatte man es vermieden, mich mit dienstlichen Dingen zu belästigen.
Ich meldete mich mit meiner Kodebezeichnung. Augenblicke später wechselte das Bild.
Vier-Sterne-General Arnold G. Reling, Chef der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr und Generalsekretär der Internationalen-Abwehr-Koalition, war höchstpersönlich am Apparat.
»Konnat, Sie sind es persönlich?« klang seine polternde, rauhe Stimme aus dem Gerät.
»Ganz persönlich, Sir«, bestätigte ich hastig. »Es hat sich niemand bemüht, meine Person zu imitieren.«
In seinem Gesicht regte sich kein Muskel. Nur schien sich die Strenge seines Blickes etwas zu mildern. Reling war ein Mensch, der alles forderte. Er war oft verletzend in seinen Äußerungen, doch wenn man ihn genauer kannte, wußte man, daß er es ehrlich meinte. Nie hatte es einen Mann gegeben, der höchsten Politikern und Militärs so klar seine Meinung sagte.
»Okay, ich glaube Ihnen. Wer sitzt da auf der Couch?«
Ich gab die verlangte Erklärung.
»Er kann bleiben. Kommen Sie mit Ihrer Ausbildung weiter, Doc?«
Samy Kulot trat näher vor die Aufnahme meines Visiphons.
»Keine Spur, Sir. Ich habe HC-9 soeben gebeten, meine Entlassung zu bewirken. Ich bin mit den Nerven am Ende.«
Reling nickte nachdenklich.
»Wir sprechen noch darüber. Jetzt aber zu Ihnen, Konnat. Nehmen Sie sich eine
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