Raumpatrouille Nebelwelt
haben Sie mich geortet?«
»Vor etwa drei Minuten.«
»Da war ich noch auf dem Korallenweg hinter dem Springbrunnen. Mann, wie machen Sie das?«
Ich sah, daß er verwundert den Kopf schüttelte. Seine blonden, immer zerzaust wirkenden Haare fielen ihm dabei in die hohe Stirn.
Dr. med. Kulot war eine hagere, drahtige Erscheinung mit wasserblauen Augen. Er war vor acht Monaten nach Henderwon gekommen, da man ihm nachsagte, der fähigste Hypnotiseur unter den beamteten Ärzten der Wissenschaftlichen Abwehr zu sein.
Nun versuchten die Parapsychologen, Samys Fähigkeiten ins Uferlose zu steigern, obwohl er mehr als einmal deutlich gesagt hatte, seine Hypnoseerfolge beruhten nicht auf einer besonderen Gabe, sondern lediglich auf einer ausgefeilten Technik.
Ich erwartete ihn in der Diele und bat ihn ins große Wohnzimmer. Langsam, die knochigen Hände in den Taschen seiner zerbeulten Segelruchhose verborgen, trat er näher. Mißmutig sah er sich um, ehe er sich seufzend auf die Couch setzte. Ich tippte auf den Wählschalter der Getränkeautomatik. Die Erfrischung kam Augenblicke später aus dem Schlitz.
»Wo brennt es, Samy?« eröffnete ich das Gespräch.
»Überall und nirgends, wie Sie es auslegen wollen. Mir ist, als wären meine Nerven verknotet und die Gefühlszentren durch einen Mixer gelaufen. Kennen Sie das?«
Er fixierte mich scharf. Ich nickte zustimmend. Und ob ich das kannte! Samy bewegte nichtssagend die Hände.
»Dann fragen Sie um Himmels willen nicht, wo es bei mir brennt. Ich komme soeben vom Willenstraining. Nach der Detektoraufladung sollte ich einen Eingeborenen suggestiv beeinflussen. Es gelang mir nicht. Konnat, ich bin ein Versager auf der ganzen Linie. Weshalb bin ich eigentlich hier?«
Er stand auf und ging erregt zur Terrassentür. Seine Lippen zuckten. Ohne sich zu mir umzuwenden, fuhr er etwas leiser fort:
»Ich bin mir völlig darüber im klaren, daß ich am Ende bin. Ich gehe jeden Tag voller Angst ins Institut. Ich bin innerlich verkrampft. Das führt zu nichts. Ich staune nur noch über Ihre Fortschritte. Können Sie etwas für mich tun?«
Er kam zur Couch zurück und setzte sich. Ich schob ihm wortlos das Glas hin.
»Was, Samy?«
»Holen Sie mich aus diesem verkappten Irrenhaus heraus! Ich bin weder ein Mutant, noch besitze ich ausbildbare Eigenschaften. In Ihrem Falle ist das völlig anders. Sie haben die Horamsche Lobotomie überlebt. Außerdem sind Sie gut durch den marsianischen Quotendetektor gekommen. Sie haben 52,4 Neu-Orbton-Einheiten aufzuweisen, ich nur 36,1. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Holen Sie mich hier heraus!«
»Das ist nicht so einfach, Samy«, entgegnete ich zurückhaltend. »Sie vergessen dabei, daß ich selbst zur Insel befohlen wurde. Ich bin ein relativ kleiner Offizier der Abwehr.«
»Oberstleutnant, erfolgreichster Spezialagent und Chef der GWA-Raumpatrouille. Sie kennen den Chef besser als mancher General.«
»Stimmt, aber deshalb kann ich Reling doch nicht davon überzeugen, daß Sie ein parapsychischer Versager sind. Samy, Sie sind ein großartiger Arzt, wissen Sie das?«
Er winkte heftig ab. Da wußte ich endgültig, daß wir ihn tatsächlich entlassen mußten. Er war seelisch instabil. Es war sinnlos, ihn noch weiter zu quälen.
»Lassen Sie mich ins Normalleben zurückkehren und Mensch sein«, forderte er. »Konnat, die Versuche führen in meinem Fall zu nichts! Ich weiß genug über die hier angewendeten Techniken, um mir keine Chance mehr auszurechnen. Besorgen Sie für mich den Entlassungsbefehl, ehe ich wegen Geistesspaltung heimgeschickt werde.«
Er verstand mein Lächeln richtig! Das war also der tiefere Grund für seinen
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