Raumschiff 2 - Nancia
Stellung studieren können, um herauszufinden, was für eine böse Falle du uns gerade einmal wieder stellst.«
»Naja…«
Das Holohexaeder klappte zusammen und wurde zu einer
Fläche, dann einer Linie, dann zu einem Punkt aus blendendem blauen Licht, der schließlich erlosch. »Also gut. Wir nähern uns ohnehin dem Singularitätspunkt. Ich sollte jetzt eigentlich keine Spiele mehr spielen. Muß doch meine mathematischen Fertigkeiten noch einmal überprüfen«, sagte Nancia fröhlich.
»Sorg dafür, daß du rechtzeitig zurück bist, um dich
anzuschnallen. Ihr Normalpersonen seid ja immer so
desorientiert in der Singularität.«
»Und ihr Hüllenmenschen werdet deswegen immer gleich so hochnäsig«, entgegnete Forister. »Na gut. Ich nehme an, du wirst uns rechtzeitig vorwarnen?«
»Und euch überwachen, solange du in der Kabine bist«, antwortete Nancia. »Schau mich nicht so an, es dient
ebensosehr Blaizes Schutz wie deinem. Wenn du mit ihm
allein gelassen würdest, könnte die Verteidigung versuchen, deine Aussage in Zweifel zu ziehen, sie könnte behaupten, daß du bestochen oder eingeschüchtert wurdest.«
»Sie werden ohnehin nicht viel Respekt für die Bürgschaft seines Onkels hegen«, meinte Forister düster und ging den Gang entlang, um festzustellen, was Blaize auf dem Herzen hatte. Nancia löste den Verschlußmechanismus der
Kabinenluke gerade lang genug, daß er hineinschlüpfen
konnte.
»Ich glaube, Polyon führt etwas im Schilde«, sagte Blaize sofort, als Forister in die Kabine kam. Er saß gerade an der Kabinenkonsole, eine Hand über dem Handbrett schwebend, ohne jedoch ein Programm zu starten.
»Was denn?«
»Ich weiß es nicht. Er will aus seiner Kabine raus. Er teilt uns unentwegt mit, daß er alles hinbekommen könnte, wenn man ihn nur ein paar Minuten rausließe. Hör zu!« Blaize ließ den Daumenballen über das Handbrett gleiten und holte eine Aufzeichnung der letzten Züge der SPACED-OUT-Spieler auf den Schirm. Von der Kabinenkonsole aus verfügte er
allerdings nicht über genügend Arbeitsspeicher, um sowohl Grafiken als auch Bilder abzuspeichern, und so knisterten die Worte der Spieler körperlos und sinnentleert aus dem
Lautsprecher. Forister lauschte dem aufgezeichneten Gespräch und schüttelte den Kopf.
»Klingt nur wie irgendwelche Züge in diesem blöden Spiel, das ihr da spielt, Blaize.«
»Ein Zug im Spiel ist es schon«, meinte Blaize grimmig,
»aber er spielt nicht dasselbe Spiel wie wir anderen.
Verdammt! Ich wünschte, ich wäre in der Lage gewesen, die Grafiken und die Iconbewegungen abzuspeichern. Dann
würdest du es sehen.«
»Was würde ich sehen?«
»Daß das, was Polyon sagte, im Kontext des eigentlichen Spiels keinerlei Bedeutung hatte.« Blaize ließ die Hände in den Schoß sinken und sah zu Forister auf. »Kann Nancia Polyon unter Schlafgas setzen, bis wir die Zentrale erreicht haben?«
»Das kann sie zwar«, erwiderte Forister, »aber ich müßte erst noch einen Grund dafür sehen, weshalb sie es auch tun sollte.
Dieser Fall wird ohnehin dazu führen, daß sämtliche
Hochfamilien aufschrecken und einen Stunk machen werden wie entwurzeltes Stechkraut; wenn wir ihnen da noch einen Vorwand für die Behauptung liefern, die Gefangenen seien mißhandelt worden, wird das die Sache nur verschlimmern.«
»Aber du hast ihn doch gehört!«
»Ich konnte darin nicht viel Sinn erkennen«, räumte Forister ein, »andererseits macht meiner bescheidenen Meinung nach nichts an diesem albernen Spiel überhaupt Sinn. Komm schon, Blaize. Stellst du dir ernsthaft vor, daß ich irgendeinem Richter am Obersten Gerichtshof erkläre, daß ich einen Gefangenen zwei geschlagene Wochen lang betäubt und bewußtlos
gehalten habe, weil er im Laufe eines Kinderspiels irgend etwas sagte, was mich nervös machte?«
»Nein, wahrscheinlich nicht«, stimmte Blaize zu. »Aber… du wirst doch vorsichtig sein?«
»Ich bin immer vorsichtig«, versetzte Forister.
»Und… ich meine, du solltest nicht mit ihm sprechen. Der Mann ist gefährlich.«
»Ich weiß, wie sehr ihr vier ihn fürchtet«, bestätigte Forister,
»aber ich denke, das liegt wohl eher daran, daß ihr schon solange von der Zentrale weg seid. Er ist nichts anderes als ein arrogantes Balg, dem man mehr Macht übertragen hat, als ihm guttat. Genau wie gewisse andere Leute, deren Namen ich hier auch nennen könnte. Wenn du mich jetzt entschuldigen
möchtest, es wird Zeit, sich für den Singularitätssprung
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