Raumschiff 2 - Nancia
dieses Display mußte Nancia sich etwas stärker
konzentrieren, doch nach einem Augenblick intensiver
Rechenarbeit schimmerte, wälzte sich und tänzelte der
Holowürfel um seinen Innenkern, als Holohexaeder
umgestaltet, mit drei separaten Dreierreihen von Spielfiguren, die einander gegenüberstanden.
Und in seiner Kabine hörte Polyon de Gras-Waldheim damit auf, den Gesprächen der Zentralkabine zu lauschen und setzte das SPACED-OUT-Spiel fort, das seinen Mitgefangenen dabei half, ihre Sorgen zu vergessen. Sein erster Schritt hatte darin bestanden, Nancia zu überreden, das Kommunikationssystem zu öffnen, damit die fünf in ihren Kabinen an dem Spiel teilnehmen konnten. Jetzt konnte er wenigstens mit den anderen sprechen. Doch bisher hatte er nicht gewagt, irgend etwas über die üblichen Spielzüge Hinausgehendes zu sagen, solange Nancia sie gewissenhaft überwachte.
Der Schirm zeigte, daß drei der Spielcharaktere es bereits geschafft hatten, sich in den Tunnels der Trolle zu verirren.
Polyons eigenes Spielicon stand immer noch am Eingang der Tunnels und wartete auf seinen Befehl. »Ich weiß, wie wir aus den Tunnels herauskommen«, sagte er.
»Wie denn? Ich habe es mit jedem Ausgang versucht, den das System anzeigt. Sie sind alle blockiert«, klagte Alpha.
»Es gibt einen Geheimschlüssel«, teilte Polyon ihr mit. »Ich besitze ihn. Aber ich komme von hier aus nicht an die Tür heran, die damit aufgeschlossen werden kann.«
»Ich habe noch nie etwas von einem Geheimschlüssel
gehört«, verkündete Darnell. »Ich glaube, du bluffst nur.« Sein Spielicon sprang zornig einen der Trolltunnel zurück und sprühte dabei Funken.
»Das kannst du auch gar nicht«, erwiderte Polyon aalglatt.
»Ich bin schließlich der Spielmeister. Dieser Geheimschlüssel kann sogar deine Figur übertrumpfen, Fassa.«
Fassa hatte für diese Partie das Schifficon gewählt.
»Ich wüßte nicht, wie«, erwiderte Fassa. »Zeig es mir.«
»Ich habe es dir doch schon gesagt. Ich komme nicht an die Stelle, wo ich ihn benutzen kann. Aber wenn einer von euch mir durch diese Sackgasse hilft, dann…«
»Du bist doch gar nicht in einer Sackgasse!« unterbrach ihn Darnell. »Du stehst direkt vor dem Eingang zu den Tunnels der Trolle! Warum bewegst du dein Icon nicht hinein?«
»Um mich dann dort zu verirren, wie der Rest von euch?
Nein, danke.« Polyon fuhr mit der Hand über das Handbrett und schaltete die meckernden Stimmen der Spieler ab.
Schweigend brütete er vor sich hin. Weshalb hatte er sich nur jemals mit einem derartig unfähigen Haufen von Verschwörern abgegeben? Sie waren viel zu dumm, um seine versteckten Andeutungen zu begreifen. Sie glaubten tatsächlich, daß er sich für ein Spiel interessierte!
Also gut, dann eben Blaize. Blaize war aufgeweckter als die anderen, und er hatte an dem kurzen Wortwechsel nicht
teilgenommen. Polyon gab eine Reihe von Befehlen ein, die ihm eine private Direktverbindung zu Blaizes Kabine
herstellten. Wenigstens konnte er sich von der Tastatur aus so weit in Nancias System einhacken. Es war allerdings kein Vergleich zu der Macht, die er erst besitzen würde, nachdem er sein Minihedron in einen Leseschlitz gegeben hatte.
Während er überlegte, wie er Blaize ansprechen sollte, erschreckte ihn ein Knistern. Der Idiot dachte wohl, er hätte seinen Privatkanal zum Aufenthaltsraum hergestellt! Und was hatte er damit vor? Polyon runzelte die Stirn, dann begann er aufmerksam zu lauschen. Es schien, daß Blaize doch zu
aufgeweckt war, um ein gutes Werkzeug abzugeben.
Aber er könnte immer noch hervorragend als Bauer dienen, in einem Spiel, von dessen Zügen er niemals erfahren würde…
»Onkel Forister?« Blaize wechselte den
Kommunikationskanal zum Aufenthaltsraum. »Ich muß mit dir sprechen.«
»Sprich«, knurrte Forister. Er war gerade damit beschäftigt, einer wahrhaft schönen Strategie den letzten Schliff zu geben, mit der Micayas und Nancias Schiffiguren gegeneinander gestellt werden sollten, während er selbst widerstandslos sämtliche Schnittflächen des Holohexaeders in seine Gewalt brachte.
»Unter vier Augen.«
»Also gut.« Forister stand auf und streckte sich. »Nancia, kannst du das Holohexaeder speichern, bis ich zurück bin? Ich möchte dich nicht ermüden, indem ich dich bitte, das Display aufrechtzuhalten, während wir gar nicht spielen.«
Nancia lachte. »Du meinst wohl, du möchtest das
Holohexaeder mit dem Spielstand nicht dort stehenlassen, wo wir die
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