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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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jemals auf die vergleichsweise trivialen Probleme der Subraumnavigation hatte verwenden müssen. Nancia erinnerte sich an Sev Bryleys Entspannungstraining und begann damit, sich langsam gezielt zu beruhigen, Energie aus ihren Extremitäten abzuziehen und ihr Bewußtsein auf den inneren Lichtkern zu konzentrieren, in dem sie unabhängig von Computer und Schale und Schiff
    existierte. In einem abgelegenen Teil ihres Bewußtseins spürte sie das Versagen des Gravitationssystems und die Dämpfung der Beleuchtung, den Schock und die Sorge ihrer Passagiere, doch konnte sie es sich nicht leisten, ihr Bewußtsein jetzt auf diese halbautomatischen Funktionen zu lenken.
    Die automatischen Datenaufzeichnungsroutinen, die Nancia angelegt hatte, operierten weiter, als Polyon mit Micayas Folterung begann. Nancia konnte seinen Befehlen nichts entgegensetzen, ohne ihre Trance zu brechen; sie konnte nicht einmal die Gravitation und die Beleuchtung wiederherstellen, um Forister zu beruhigen. Micayas Schmerz zu ignorieren war die schwierigste Aufgabe, vor der sie je gestanden hatte. Im Augenblick existiert Micaya nicht. Nichts existiert außerhalb von diesem Ort, diesem Moment, dieser Mitte. Da war der Piratenkode. Sie vernichtete ihn in einem lodernden
    Energiestoß, zerstörte dabei Tiefengedächtnisspeicher. Es war wie eine Amputation, dachte sie, erst der Pfahl der Pein, danach der nagende Schmerz. Und jetzt die zerstörten
    Funktionen wiederherstellen… gnadenlos beschnitt sie alle Schnörkel und jeden Luxus ihrer Programmierung, reduzierte die Energie, die normalerweise ihre automatischen Funktionen speiste. Die Beleuchtung in der Kontrollkabine wurde noch matter, und die Normalpersonen machten Bemerkungen über einen stechenden Geruch, der in der Luft hing. Damit würden sie sich abfinden müssen; Nancia brauchte diese
    Rechenleistung, um ihre verkrüppelten Navigationsprogramme wiederherzustellen. Drei der vier mathematischen
    Hauptkoprozessoren waren verloren; dafür mußte eben der Grafikprozessor einspringen. Das würde zwar nur einen von ihnen ersetzen, aber sie hatte jetzt keine Zeit, um noch lange über die anderen nachzudenken. Nancia löschte unnötige Programme und speicherte andere auf Datahedron ab, schuf Platz in dem wenigen verbliebenen Arbeitsspeicher, den sie für die erforderlichen Prozesse benötigte. Ob das genug sein würde? Es gab keine Möglichkeit für Tests, keine Zeit zum Zögern. Sie schlug zurück, mit allem, was sie aufzubieten hatte. Fühlte, wie die Hyperchips zu blanken Stücken
    Permalegierung zusammenschrumpften, spürte, wie die
    deaktivierten Sensoren und Prozessoren aus lebendigen
    Systemen zu totem Ballast wurden.
    Manche Tiere nagen ihre eigenen Gliedmaßen ab, um sich aus einer Falle zu befreien…
    Es gab auch keine Zeit für Trauer. Mit dem ›Tod‹ der
    Hyperchips in Nancias System endeten auch die
    Übertragungen, die Micayas Cyborgorgane gequält hatten.
    Von einem Trommelschlag zum nächsten setzte das Geräusch ihres verstärkten Herzschlags aus. Forister stöhnte auf. Er denkt, ich wäre tot. Im nächsten Augenblick würde er neuen Trost finden. Nancia aktivierte die volle Gravitation. Darnell stürzte von seinem Sitz an der Wand aufs Deck, Fassa ging in die Knie. Polyon geriet zwar ins Schwanken, blieb aber aufrecht stehen. Nancia strahlte Befehle an die
    Fesselfelddrähte ab. Darnell, Polyon und Fassa erstarrten, Gespinste aus umherhuschenden Lichtern umhüllten die
    Fesselfeldtasten an ihren Hand-und Fußgelenken und am Hals.
    Schließlich zapfte Nancia etwas Energie ab, um die
    Kabinenbeleuchtung zu verstärken und die Atemluft zu
    erneuern.
    »FN-035 meldet sich zum Dienst«, sagte sie. »Ich bedaure etwaige vorübergehende Unannehmlichkeiten…«
    »Nancia!« rief Forister, den Tränen nahe.
    »Generalin Questar-Benn, würden Sie bitte den Pilotensessel einnehmen?« bat Nancia. »Es könnte sein, daß ich etwas Unterstützung brauche, um uns aus der Singularität
    hinauszunavigieren.«
    »Werde mein Bestes tun.« Micayas Atem ging noch immer
    abgehackt, und sie lehnte sich auf den neben ihr stehenden Sessel, humpelte aber ohne Unterstützung zum Pilotensitz, während ihre Prothesen einmal mehr auf die elektrischen Impulse ihres eigenen Gehirns reagierten. »Was kann ich tun?«
    »Ich operiere zur Zeit nur mit einem einzigen
    mathematischen Koprozessor«, teilte Nancia ihr mit, »und meine Navigationseinheiten sind nicht mehr funktionstüchtig.
    Wenn ich die Triebwerke

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