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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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und Bein zuckten immer noch außer Kontrolle hin und her. Sie war so gut wie verkrüppelt –
    nein, sie war ein Krüppel, ein widerlicher Anblick.
    »Ich möchte, daß Forister einen guten Blick darauf hat«, teilte er ihr höflich mit. »Prothesen blockieren!«
    Das war an den Computer gerichtet; ein Signal an die
    Hyperchips preßte Micayas künstlichen Arm und das Bein zusammen.
    »Wenn Sie Mic auch nur anfassen…«, drohte Forister und kämpfte dabei vergeblich gegen die Wirkung des Paravenin an.
    »Das brauche ich gar nicht«, erwiderte Polyon mit
    strahlendem Lächeln. »Ich kann alles von hier aus erledigen.«
    Eine Reihe mündlicher Befehle und eingetippter Codes
    bewegten den durch Polyon kontrollierten Schiffscomputer dazu, alle früheren aufhebende Instruktionen an die
    Hyperchips zu senden, die Micayas innere Ersatzorgane
    steuerten. Die Veränderungen brauchten eine volle
    Transitionsschlaufe, bis sie Wirkungen zeigten. Als sie schließlich wieder in den Normraum einkehrte, war die Farbe aus Micayas Gesicht gewichen, und Schweißperlen bedeckten ihre Stirn.
    »Es ist erstaunlich, wie schmerzhaft einige wenige, einfache organische Veränderungen wirken können«, kommentierte
    Polyon fröhlich. »Kleine Sachen, beispielsweise eine
    Manipulation des Blutkreislaufs. Wie geht es der Hand, Mic, Baby? Macht sie Ihnen ein bißchen zu schaffen?«
    »Kommen Sie doch etwas näher«, lud Micaya ihn ein, »und stellen Sie es selbst fest.« Doch inzwischen hatte Polyon die Aufmerksamkeit auf ihre verbliebene Hand gelenkt; alle konnten sehen, wie sie sich verfärbt hatte. Die Fingernägel waren fast schwarz angelaufen, die Haut violett und
    geschwollen.
    »Eine Woche in diesem Zustand«, bemerkte Polyon, »und es gibt einen herrlichen Wundstarrkrampf. Nun haben wir
    natürlich keine volle Woche Zeit. Ich könnte auch noch mehr Blut in der Hand stauen und damit die Venen zum Platzen bringen, aber das würde sie zu schnell umbringen. Also belasse ich es für eine Weile dabei, damit Sie es sich noch einmal überlegen können, Forister, vielleicht machen wir uns ja auch noch über den Fuß her. Das Herz ist glücklicherweise eines ihrer Cyborgersatzteile, deshalb brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, daß es unter diesen erhöhten Belastungen versagen könnte; es wird immer weiter arbeiten… solange ich das möchte. Wollen Sie einmal hören, wie gut es jetzt schon arbeitet?«
    Ein gesprochener Befehl verstärkte deutlich das Geräusch von Micayas künstlichem Herzschlag, machte den gesteigerten Puls offenbar, den Polyon durch die zusätzliche Belastung ihres Systems in die Höhe getrieben hatte. Der verzweifelte, abgehackte Doppelschlag hallte durch die Kabine, dröhnte und hämmerte und schrillte durch eine vollständige
    Transitionsschlaufe, und niemand sagte auch nur einen Ton oder bewegte sich.
    Für die Dauer eines Herzschlags, doch um keinen Deut
    länger, empfand Nancia die Stille und die Dunkelheit als willkommene Befreiung von dem stechenden Schmerz des
    Inputs ihrer wildgewordenen Sensoren. Fühlt sich für Normalpersonen so die Singularität an? Aber nein, es war schlimmer als das. In den verwirrten Augenblicken, bevor sie alle bewußten Funktionen abgeschaltet und ihre eigenen Sensorverbindungen deaktiviert hatte, hatte sie etwas sehr viel Schlimmeres als die Farbverschiebungen und
    Raumverzerrungen der Singularität wahrgenommen: die
    Mißgunst eines anderen Geists, der aufs engste mit ihr verschlungen war und sie mit gezielter Bösartigkeit
    heimsuchte.
    Er will mich in den Wahnsinn treiben. Wenn ich meine Sensoren wieder aktiviere, wird er es tun. Und wenn ich weiterhin in dieser Dunkelheit umherschwebe, wird es ebenfalls passieren. Die blanke Verzweiflung in diesem Gedanken stammte irgendwo aus den Tiefen ihrer
    Erinnerungen. Wann, wie hatte sie sich jemals so durch und durch verlassen gefühlt? Nancia griff ohne nachzudenken hinaus, um ihre Speicherbanken zu durchsuchen – dann
    bremste sie sich selbst, bevor die Verbindung vollständig hergestellt worden war. Wenn die Sensoren als Waffe gegen sie eingesetzt werden konnte, ließen sich dann nicht auch die Speicherbanken infiltrieren?
    Wenn sie sich Zutritt zu den Speicherbanken des Computers verschaffte, könnte es sein, daß sie plötzlich alles »wußte«, was immer dieser andere Geist sie glauben machen wollte.
    Ist es ein anderer Geist? Oder ein Teil meiner selbst?
    Vielleicht bin ich ja schon verrückt und das hier ist nur das erste Symptom.

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