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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Das Blitzen, die desorientierenden Lichter und die verzerrten Geräusche, die übelkeiterregenden
    Strudelgefühle, sogar die Überzeugung, daß sie von einem anderen Geist angegriffen wurde – waren das nicht alles Symptome einer jener Erkrankungen der Alten Erde, die einst so viele Menschen dahingerafft hatten, bevor die moderne Elektrostimulations-und Drogentherapie das Gleichgewicht ihrer gemarterten Gehirne wiederherzustellen vermochten?
    Nancia sehnte sich danach, wenigstens einen einzigen der Enzyklopädieartikel in ihren Speicherbanken zu lesen; doch dieses Werkzeug war ihr für den Augenblick verwehrt.
    Paranoide Schizophrenie, das war es – eine Abspaltung des Geists von der Wirklichkeit.
    Mal sehen, überlegte sie. Wenn ich verrückt bin, dann kann es nicht schaden, die Symptome abzufragen und zu dem Schluß zu gelangen, daß ich verrückt bin, nur daß ich dann vermutlich das Beweismaterial nicht akzeptieren werde. Und wenn ich nicht verrückt bin, darf ich es nicht wagen, meinen Speicher zu überprüfen, um es nachzuweisen. Deshalb sollten wir besser die Hypothese akzeptieren, daß ich geistig gesund bin, um von dort aus weiterzumachen. Der trockene Humor dieses Syllogismus trug einiges dazu bei, ihr emotionales
    Gleichgewicht wiederherzustellen. Wie lange ich allerdings unter diesen Umständen noch bei geistiger Gesundheit bleiben kann…
    Lieber nicht darüber nachdenken. Besser sich nicht an Calebs ersten Partner zu erinnern, der lieber in ein unumkehrbares Koma eingetreten war, als sich der Leere auszuliefern, die ihn umhüllte, nachdem die synaptischen Verbindungen zwischen seiner Schale und der Außenwelt zerstört worden waren. Im Interesse ihrer geistigen Gesundheit wie auch ihres
    Überlebens, entschied Nancia, würde sie von der Annahme ausgehen, daß irgend jemand ihr dies zugefügt hatte, um sich dann auf die Lösung des Rätsels zu konzentrieren, wer das
    getan hatte und wie man ihn aufhalten konnte.
    Ein naheliegender erster Schritt würde darin bestehen, einen einzigen Sensor zu reaktivieren, um die Energiestöße zu untersuchen, die ihr Nervensystem beinahe zerrüttet hätten…
    Das kann ich nicht! schrie das Kind in ihr, fast in Panik. Du kannst mich nicht zwingen, ich will nicht, ich will nicht, hier kann ich für immer in Sicherheit bleiben.
    Das ist keine Option, sagte Nancia sich streng. Sie wollte es laut aussprechen, um sich selbst mit dem Klang ihrer eigenen Stimme Sicherheit zu geben; doch war sie ebenso stumm wie taub und blind und gefühllos, schwebte in absoluter Finsternis.
    Irgendwie mußte sie diese Panik in ihrem Inneren in den Griff bekommen.
    Manchmal half die Poesie. Etwa dieser Dramatiker der Alten Erde, den Sev und Fassa so gern zitierten – sie hatte zahlreiche seiner Reden in ihren Speicherbanken aufbewahrt. In einer Nacht wie dieser… Ohne nachzudenken, griff Nancia nach ihrem Gedächtnis, unterbrach den Impuls gerade noch
    rechtzeitig. Sie kannte diese Rede nicht wirklich, sie hatte sie nur in ihrem Gedächtnisspeicher untergebracht. Das war eine völlig andere Sache. Dann also der Versuch mit etwas
    anderem. Ich könnte in einer Nußschale gefesselt sein und mich doch König des unendlichen Raums heißen, wären da nicht meine Alpträume… Keine gute Wahl, unter den gegebenen Umständen. Vielleicht… kannte sie noch etwas?
    Was war sie ohne ihre Speicherbanken, ihre Sensoren, ihre mächtigen Triebwerke? Existierte sie überhaupt?
    Dieser Weg führt in den Wahn. Natürlich existierte sie.
    Gezielt erfüllte Nancia sich selbst mit ihrem eigenen echten Erinnerungen. Das Jagen durch die Korridore der Laborschule, Verstecken und Stromsuche mit ihren Freunden. Die Beste im Schlußexamen Mathematik, von Lobatschewskis Geometrie
    bis zur Dekompositionstopologie, wieder ein Spiel, mit all den wunderbaren Räumen aus Zahlen und Flächen und Punkten, zwischen denen man umherwandern konnte. Stimmtraining mit Ser Vospatrian, dem Schauspiellehrer der Laborschule, der ihnen beigebracht hatte, ihre Lautsprechervokalisation durch das gesamte Spektrum menschlicher Sprache mit allen ihren emotionalen Untertönen zu modulieren. An jenem ersten Tag waren sie alle schüchtern und nervös gewesen, hatten die aufgezeichnete Wiedergabe ihrer eigenen blechernen,
    künstlichen Stimmen verabscheut. Vospatrian hatte sie
    Limericks und Nonsensgedichte aufsagen lassen, bis sie in Kichern ausbrachen und ihre Verlegenheit vergaßen. Du liebe Güte, sie konnte sich immer noch an diese

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