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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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dafür wissen wir ja auch alle, daß ich nur das schwarze Schaf der Familie bin«, konterte Blaize. »Du
    dagegen solltest eigentlich der Stolz der de Gras-Waldheims sein, die letzte und hervorragendste Blüte dieses verästelten Familienbaums, überquellend von militärischem Potential und… hybrider Stärke.«
    »Wenigstens hat man mir auf der Akademie beigebracht,
    Bildbrüche zu vermeiden«, versetzte Polyon.
    »Es muß sich um irgendeine streng geheime Militärbasis handeln«, entschied Blaize lauthals. »Nichts anderes wäre der ersten Versetzung eines de Gras-Waldheim würdig. So
    geheim, daß nicht einmal das Drohnenschiff weiß, weshalb du dort hinfliegst.«
    Alpha bemerkte, daß sein Blick auf die zentrale Titansäule zuhuschte, als erwartete er eine Antwort aus den
    Schiffslautsprechern. Nun, räumte Alpha ein, es war ungefähr so wahrscheinlich, daß diese Drohne sich an der Konversation beteiligen würde, wie Polyon seinem Cousin irgend etwas mitteilen würde, was er nicht wollte. Wahrscheinlicher sogar.
    Alpha gähnte und spielte mit dem Joyball, verschob das SPACED-OUT-Display vom Gebirge der Schubkraft zur
    Asteroidenhalle und zurück. Diese Unterhaltung war wirklich langweilig. Polyon würde ihnen nichts mitteilen. Er würde nicht einmal seinen Cousin gegen die Wand schmettern. Keine Informationen, kein Amüsement. Alpha wollte schon gerade wieder in ihre Kabine zurückkehren und ein Nickerchen
    machen. Auf diesem dämlichen Drohnenschiff gab es ja auch kaum etwas anderes zu tun.
    »Keine militärischen Geheimpläne«, widersprach Polyon.
    »Überhaupt keinerlei Geheimnisse, Blaize, tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Aber wenn es bewirken sollte, daß du dann endlich den Mund hältst, will ich versuchen, das, was ich dort tue, in Begriffen zu umschreiben, die auch du verstehen kannst… Lassen wir einmal die technischen Einzelheiten beiseite und stellen wir einfach nur fest, daß ich die Metachip-Fabrik leiten soll, die dem Gefängnis von Shemali
    angeschlossen ist. Der Gouverneur Lyautey weiß nicht mehr weiter. Er weiß zwar, wie man ein Gefängnis führt. Aber von Metachip-Produktion versteht er nicht das geringste. Und die Produktionszahlen beweisen das auch. Ich soll dort nur für etwas Ordnung sorgen, mehr nicht.«
    Alpha seufzte. Die Diskretion dieses Mannes war so perfekt, daß sie ihm beinahe geglaubt hätte. Nur daß Blaize leider recht hatte: es gehörte sich einfach nicht für einen de Gras-Waldheim, eine Stelle als Fabrikdirektor anzunehmen.
    »Aha, jetzt begreife ich«, sagte Blaize fast schnurrend. »Der Gouverneur soll also von dir Nachhilfe auf dem Gebiet der Feinheiten der Chipherstellung bekommen, und du bekommst im Gegenzug Nachhilfe auf dem Gebiet der Feinheiten der…
    Folterung und Demütigung von Gefangenen? Oder habe ich da etwas falsch verstanden? Vielleicht verhält es sich ja auch genau andersherum.«
    Polyon lächelte. »Sollte der Gouverneur jemanden brauchen, der Experte darin ist, Gefangene zu Tode anzuöden, werde ich ihm raten, doch nach dir zu schicken.«
    »Trotzdem, was für ein Jammer«, setzte Blaize nach. »Diese ganze militärische Ausbildung für die Katz. Scheint mir doch, als hätte die Familie sich ruhig etwas mehr Mühe geben und etwas besorgen können, was ein kleines bißchen besser ist. Es sei denn, während deiner Akademiekarriere ist irgend etwas vorgefallen, was du uns nicht verrätst…«
    Polyons vollkommen geformte Ohren liefen rot an und Alpha hob, plötzlich wach geworden, den Kopf. Die Zornesröte verbesserte zwar Polyons Aussehen nicht gerade, doch das war ihr durchaus recht; in Gelassenheit sah sein Gesicht eher ein bißchen zu perfekt aus. Und nun wirkte er so, als würde er gleich jemanden umbringen – oder auspacken. Im Geist
    klatschte Alpha Applaus. Blaize hatte endlich den Finger auf die Wunde gelegt!
    »Und welche bessere Position hätte die Familie wohl erst für dich arrangieren können, lieber Cousin?« fragte Polyon. »Spar dir doch etwas von diesem Mitleid für dich selbst auf. Wenn dein Posten auf Angalia ausgelaufen ist, wird dir nichts anderes mehr bleiben als deine Ersparnisse. Gewiß, das könnte ein erkleckliches Sümmchen sein, da man dort ja praktisch kein Geld ausgeben kann, aber wieviel macht so ein PHD-17-Monatsgehalt schon her?«
    »Ungefähr so viel wie das eines Fabrikaufsehers, würde ich schätzen. Sehen wir der Sache doch ins Auge, Polyon. Wir sind beide von unseren jeweiligen Familien aufs Kreuz

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