Raumschiff 2 - Nancia
lächerlich! Sie ließ sich von ihren Passagieren
korrumpieren, verirrte sich in vorschriftwidrigem Denken. Der Himmel wußte, zu welchen Indiskretionen Blaize sie noch verlocken würde, wenn sie diese Konversation fortsetzten.
»Spielst du SPACED OUT?« Sie füllte die drei wandgroßen Schirme mit den Displays, die Polyon und Darnell zu ihrem Spiel verlockt hatten. »Allerdings wirst du wohl allein spielen müssen, fürchte ich.«
»Weshalb?«
»Weil ich die darunterliegende Struktur einfach nicht nicht-wissen kann«, entschuldigte sich Nancia. »Verstehst du, das Spiel ist jetzt Bestandteil meines Speichers. Und ich habe nie gelernt, mein Bewußtsein teilweise abzuschalten, wie ihr Normalpersonen das tut.« Und sie würde es auch gar nicht erst versuchen. Aber sie könnte, teilte sie Blaize mit, das Einzelspiel etwas interessanter gestalten, indem sie das Tunnellabyrinth und die Singularitätsknoten, die einen Teil der SPACED-OUT-Galaxie mit dem anderen verbanden,
umdefinierte.
»Regeln, die sich beim Spielen ändern?« Blaize summte vor Entzücken. »Großartige Idee! Und Polly wird es
verabscheuen.«
Der Gedanke daran schien seine Freude am Spiel deutlich zu steigern. Während er glücklich ein einzelnes Spielericon durch die von dem Entwickler aufgestellten Fallen und
Überraschungen führte, dachte Nancia über die gewaltige Einsamkeit der Sterne um sie herum nach und über die
Strecke, die sie erst würde zurücklegen müssen, bevor sie wieder mit einem anderen Hüllenmenschen in privaten
Kontakt treten konnte.
KAPITEL 3
ALPHA
Als sie nach der Abschluß-»Party« erwachte, begab sich Alpha bint Hezra-Fong zur Hauptkabine und fand ihre Reisegefährten dort bei einem dieser albernen Rollenspiele vor. Das
Medizinstudium und ein anspruchsvolles
Forschungsprogramm hatten ihr nie genug Zeit gelassen, die sie auf solche Frivolitäten hätte vergeuden können. Aber dort, wo du hingehst, könnte es sehr viel Zeit dafür geben. Alpha verdrängte diesen Gedanken wieder. Sie würde schon etwas Produktives zu tun finden; das war immer so. Möglicherweise würde sie sogar irgendwie ihre Forschungsarbeit fortsetzen können.
Im Augenblick beobachteten ihre Gefährten die
Spielmonitore – und Alpha wiederum die anderen. Die waren erheblich amüsanter als das Spiel; vor allem Blaize und Polyon, die einander in einem unentwegten verbalen Kampf zusetzten. Blaize war offensichtlich wild darauf zu erfahren, weshalb jemand wie Polyon, der von Herkunft und Ausbildung her doch eigentlich für einen hohen Kommandoposten
prädestiniert zu sein schien, zu Beginn seiner Karriere ausgerechnet auf einem abgelegenen Planeten ohne jede
militärische Bedeutung eingesetzt wurde.
Auch Alpha hätte die Antwort auf dieses kleine Rätsel nur zu gern gewußt. Als Teil des mächtigen und hochrangigen Klans der de Gras-Waldheim wäre Polyon eigentlich jemand, dessen Bekanntschaft man kultivieren sollte. Und in gewisser Weise, dachte Alpha, wäre es auch vergnüglich, sich mit Polyon anzufreunden. Er war mit Abstand der attraktivste Mann an Bord dieses Schiffs, der einzige, der ihre Aufmerksamkeit verdient hätte. Aber wenn er sich an der Akademie in Ungnade gebracht hatte und von seiner eigenen Familie ausgestoßen worden war, durfte sie es nicht riskieren, ihm zu nahe zu kommen. Sonst könnte etwas von dem Skandal auf sie
abfärben. Und weitere Makel konnte sie sich in ihren Akten nicht erlauben, nicht nach dieser Überreaktion der Ärzteschule auf die an sich doch so triviale Geschichte mit ihren
Forschungsprotokollen. Nein, sie würde lieber abwarten und erst noch etwas mehr über Polyon in Erfahrung bringen, bevor sie sich an ihn heranmachte. Und sie würde es Blaize
Armontillado-Perez y Medoc, der geborenen Schmeißfliege, überlassen, es herauszufinden.
»Shemali ist aber auch wirklich so ein obskurer Flecken«, stichelte Blaize, »für einen brillanten jungen Mann auf dem Weg nach oben!«
Polyon starrte erst eine Weile auf das Bild ferner
Gebirgszüge am Schirm, bevor er antwortete. Alpha sah, wie einer seiner Kiefermuskeln zuckte. Wie auch alle anderen Piloten…
diese hautengen Uniformen der Akademie
überlassen wirklich nicht viel der Einbildungskraft! Warum haut er die kleine Schmeißfliege nicht einfach zu Brei? Doch Polyon behielt die Beherrschung. »Ja, fast so gottverlassen wie Angalia, nicht wahr? Mein brillanter kleiner Cousin auf dem Weg nach oben…«, fügte er zerstreut hinzu.
»Sicher, aber
Weitere Kostenlose Bücher