Raumschiff 2 - Nancia
gelegt worden. Ausnahmsweise sitzen wir beide im selben Boot, trotz deines hübschen Gesichts und steifen Rückens. Weshalb ich hier bin, weiß ich genau. Ich wüßte aber wirklich gern, weshalb die dir so etwas angetan haben.«
Alpha ebenfalls. Sie beugte sich vor, verspannte sich etwas in Erwartung der Antwort, doch Polyon zog es vor, nur auf den ersten Teil von Blaizes Frage zu antworten. »Oh, aber ich für meinen Teil hege nicht durchaus die Absicht, mich nur mit meinen Ersparnissen zu bescheiden, lieber Cousin.«
»Was dann?«
»Metachips«, sagte Polyon nachdenklich, »sind sehr teuer.
Ganz zu schweigen davon, daß sie auch sehr knapp sind.«
»Erzähl mir doch mal zur Abwechslung etwas weniger
Offensichtliches«, lud Blaize ihn sarkastisch ein.
»Ich habe vor«, sagte Polyon, »das gegenwärtige
Rationierungssystem… sagen wir einmal, zu verbessern.«
Unbemerkt in ihrer Ecke, nickte Alpha nachdenklich. Polyon lag wirklich nicht verkehrt. Metachips waren extrem rar und teuer, und das aus gutem Grund. Zur Herstellung von
Metachips gehörten mindestens drei verschiedene Säuren, die eine derartige Umweltgefahr darstellten, daß die meisten Planeten sich weigerten, solche Fabriken auf ihrem Boden zuzulassen, und das trotz ihrer unbestrittenen finanziellen Vorzüge. Der unwirtliche Shemali, mit dem ständigen,
beißenden Nordwind gestraft, der dem Planeten seinen Namen geliehen hatte, und einer einzigen Landmasse, die als
Hochsicherheitsgefängnis diente, war die einzige große Metachip-Herstellungsanlage, die es überhaupt gab. Shemali, wo sich die Umwelt nicht mehr verschlimmern ließ und wo sich die Arbeiter Tag um Tag freikauften, indem sie in der Metachip-Fabrik schufteten.
Denn wen hätte man auch sonst dazu gewinnen können,
wenn nicht Strafgefangene, die bereits zum Tode verurteilt waren? Eine der für die Produktion erforderlichen Säuren setzte, wenn sie in der für die Herstellung benötigten Menge verwendet wurde, ein Gas frei, dessen Auswirkungen auf das menschliche Gewebe langsam, schmerzhaft und tödlich
waren… und bisher auch unumkehrbar. Alpha war Expertin auf dem Gebiet dieser Effekte; sie hatte ihre Forschung an der Medizinhochschule der Zentralwelten dem Studium
verschiedener Chemotherapien zur Umkehrung der
Auswirkungen von Ganglizid gewidmet. Sie hätte sogar einen bahnbrechenden Aufsatz über ihre Arbeit veröffentlichen können, wenn das Ethikkomitee der Hochschule sich nicht so kleingeistig über ihre Testmethoden aufgeregt hätte… Alpha preßte die Lippen zusammen, um den plötzlichen Wutanfall zu zügeln, der sie bei diesem Gedanken überkam. Das lag alles zurück, war Vergangenheit. Die Gegenwart dagegen, das
waren Polyon und sein Plan, den er Blaize gerade herablassend in zahlreichen Einzelheiten über die negativen Auswirkungen des gegenwärtigen Kontigentierungssystems auf die Wirtschaft erläuterte. »Es ist lächerlich, Metachips von einem Komitee aus alten Männern und Weltverbesserern verteilen zu lassen«, verkündete er gerade. »Klar, das Militär hat ein Erstrecht auf den Zugriff auf diese Chips, aber wenn unsere Bedürfnisse erfüllt sind, sollten die verbleibenden Chips doch wohl dorthin gelangen, wo sie am meisten nützen.«
»Ich dachte, das wäre gerade das Ziel des
Kontigentierungssystems«, versetzte Blaize. »Die Firmen bekommen Gemeinnützigkeitspunkte für die Projekte, die sie mit den Metachips verwirklichen wollen, und
dementsprechend werden die Chips auch verteilt. Was ist denn daran verkehrt?«
»Es ist unrealistisch«, erwiderte Polyon, ohne zu zögern.
»Die verwenden die Chips für Einzelkörperanwendungen wie Nierenreparaturen oder den Austausch beschädigter
Rückenmarknerven, während dieselben Chips doch ebensogut in Apparaturen eingesetzt werden könnten, die von Tausenden von Menschen auf einmal verwendet werden. Dorg Jesen
würde Millionen für eine Handvoll Metas und das Versprechen auf sicheren Nachschub zahlen.«
Blaize fing an zu lächeln. »Dorg Jesen? Der Porno-König?
Ist das etwa deine Vorstellung von Gemeinnützigkeit?«
»Millionen«, wiederholte Polyon. »Und wenn du nicht
glauben solltest, daß ich mir für so viel Bargeld jede Menge gemeinnütziger Funktionen ausdenken könnte – «
»Das«, erwiderte Blaize, »kann ich sehr wohl glauben. Aber wie willst du den Porno-Einsatz an dem Beratungskomitee vorbeischmuggeln?«
»Ich sehe keinen Grund, weshalb die Angelegenheit jemals vor das Komitee kommen
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