Raumschiff 5 - Carialle
suchen habt. Schließlich habt ihr ja wohl kaum nur aus reinem Vergnügen die gesamte herrschende Schicht dieses Planeten an der Nase herumgeführt. Also, was habt ihr für Absichten?«
Keff wußte, daß er schnell sein mußte, um Carialles geistige Gesundheit zu retten, und so verzichtete er auf jede Zurückhaltung und begann zu reden. Unter Auslassung von Namen und Entfernungen gab er Chaumel eine
Zusammenfassung, wie es dazu gekommen war, daß sie Ozran ausgewählt hatten, und wie sie hierher gelangt waren.
»… wir sind gekommen, um euch zu studieren, wie ich es schon einmal erklärt habe. Das ist die Wahrheit. Bei unseren Untersuchungen haben wir Ungleichmäßigkeiten in dem
Kraftgitter entdeckt, das ihr alle benutzt«, erklärte Keff.
»Dieses Ungleichgewicht stellt eine unmittelbare Gefahr für euch und eine mittelbare für euren Planeten dar.«
»Du meinst die Aussetzer der Kraftlinien?« fragte Chaumel und hob die geschwungenen Augenbrauen. »Ja, mir ist
aufgefallen, wie ihr euch das beim letzten Mal zunutze gemacht habt. Sehr, sehr raffiniert.«
»Keff! Sie kriechen über meine Haut«, stöhnte Carialle.
»Reißen meine Nervenenden ab. Halt sie auf!«
»Chaumel…«
»Alles zu seiner Zeit. Sie ist nicht in Gefahr.«
»Da täuscht du dich«, sagte Keff ernst und betete darum, daß der Zaubermann ihn erhören würde. »Sie hat vor langer Zeit Schlimmes durchgemacht, und du läßt sie es jetzt wieder durchleben.«
»Und noch so laut dazu!« Chaumel schnippte mit den
Fingern, und Carialles Stimme verstummte. Keff verspürte das wilde Verlangen, zu ihrer Säule zu laufen und sich dagegen zu werfen, um zu spüren, ob sie noch am Leben war. Er wollte sie beruhigen, ihr mitteilen, daß er noch hier war. Sie war doch nicht allein! Statt dessen aber mußte er diesen Kampf im Sitzen führen, ohne Fäuste, ohne Degen, und konnte nur hoffen, daß seine qualvolle Sorge sich nicht in seiner Miene widerspiegelte, um diesen gelassenen Tyrannen dazu zu bewegen, sie freizugeben, bevor sie den Verstand verlor.
»Ich habe noch etwas anderes entdeckt, das du wissen solltest, wie ich meine«, setzte Keff schnell nach. »Dein Volk stammt nicht von Ozran.«
»Oh, das wußte ich bereits«, sagte Chaumel mit seinem leisen Lächeln. »Ich bin Historiker, der Sohn von Historikern, wie ich dir erzählte, als du mich… besucht hast. Unsere Legenden berichteten davon, daß wir von den Sternen kamen. Als ich dich sah, wußte ich sofort, daß unsere Völker Brüder sind. Wie nennt ihr unsere Rasse?«
»Menschen«, sagte Keff hastig, begierig, den Zaubermann wieder zum Thema zurückzuführen, um Carialles Geist
freizugeben. »Der alte Begriff lautete ›Homo sapiens‹, der
›weise Mann‹. Was nun Carialle angeht…«
»Und du möchtest mir auch mitteilen, daß unsere Macht eine mechanische Quelle hat und nicht etwa auf mystische Weise der Luft entzogen wird, wie manche abergläubische Zauberer meinen mögen? Auch das wußte ich bereits.« Er schaute Plennafrey an. »Als ich so alt war wie du, bin ich meiner Macht zu ihrem Ursprung gefolgt. Ich weiß mehr als die Hochhexer der Himmelsrichtungen darüber, wie unsere
Verbindung zum Kern zustande kommt, aber ich habe dieses Wissen für mich behalten und die Augen stets gesenkt getragen, weil ich nicht den Wunsch verspürte, mich zur Zielscheibe zu machen.« Bescheiden richtete er den Blick zu Boden.
Falls er mit Applaus rechnete, hatte er sich das falsche Publikum ausgesucht. Keff sprang Chaumel an und preßte seine Schultern gegen die Rückenlehne des Sessels.
»Während du hier herumsitzt und seelenruhig prahlst«, sagte Keff mit deutlicher, gefährlicher Stimme, »macht meine Partnerin ein unnötiges und möglicherweise unumkehrbares psychisches Trauma durch.«
»Ach? Na schön«, sagte Chaumel ungerührt und schloß die Hand um den Griff seines Stabs, als Keff ihn wieder losließ.
»Was du erzählst, ist auch amüsanter. Natürlich wirst du mir noch mehr sagen, sonst sperre ich sie wieder ein.«
Sehvermögen und Gefühl durchfluteten sie auf einen Schlag.
Carialle hätte vor Erleichterung fast losgeschluchzt, fing sich aber binnen Sekunden. Zu Keff, dessen mitfühlendes Gesicht sich dicht vor ihrer Säulenkamera zeigte, sagte sie: »Danke, Herr Ritter. Mir geht es gut. Versprochen.« Doch sie spürte, wie ihre Stimme zitterte. Keff blickte zweifelnd drein, als er ihre Säule streichelte, um sich schließlich wieder hinzusetzen.
»Keff sagt, daß unsere Kraft
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