Raumschiff 5 - Carialle
hab’s!« verkündete Carialle triumphierend. »Meine Damen und Herren, nun kommt der gemütliche Teil.«
Aus ihren Hauptkabinenlautsprechern ertönte Jubel, gefolgt vom Zischen qualitativ minderwertiger Audioaufnahmen.
Carialle gab ihren Hauptmonitor für die Videowiedergabe frei.
Darauf erschien nun ein ferner, um seine eigene Achse rotierender Globus.
»Der Scan verläuft fast vertikal über die gesamte
Bandbreite«, erklärte Carialle. »Sehr hohe
Aufzeichnungsdichte. Die Geschwindigkeit läßt sich in Millimetern pro Sekunde messen. Deshalb gibt es dort, wo Aussetzer erschienen, keine Sicherheitskopie. Weil das Ganze auf einem Magnetträger gespeichert wurde, ist einiges unwiederbringlich verloren, wenn auch nicht viel. Ich habe die Lücken ergänzt, wo ich konnte. Das ist nicht das vollständige, offizielle Protokoll. Ich vermute, es handelt sich um die persönlichen Aufzeichnungen eines Biologen oder Ingenieurs.
Ihr werdet schon sehen, was ich meine, wenn ihr den Inhalt kennenlernt.«
Das Band zeigte mehrere Ansichten Ozrans aus dem Weltall, darunter auch technische Messungen der Kontinente und Meere. Die Bildlücken wurden von lautem, statischem
Gebrumm begleitet. Verglichen mit ihren eigenen,
hochmodernen Geräten betrachtete Carialle diese Technik als geradezu steinzeitlich, konnte aber immerhin zwischen den Bildzeilen lesen. Auf einem Nebenmonitor ließ sie ihre Untersuchungsergebnisse erscheinen, damit die anderen sie ablesen konnten.
»Sieht wie ein verdammt guter Prospekt für eine Kolonie aus«, meinte Keff, als er die Daten so kritisch musterte, als würde er gerade einen neuen, unbekannten Planeten anfliegen.
»Die Atmosphäre ist der auf der Alten Erde sehr ähnlich.«
»Ureth«, hauchte Plennafrey, und ihre Augen leuchteten vor Ehrfurcht.
Keff lächelte. »Tja, ich begreife schon, weshalb sie damals hier gelandet sind. Ihre Telemetrie war einfach zu primitiv.
Heute würden uns keine oberirdischen Bauten und Anzeichen landwirtschaftlicher Aktivität aus dem All entgehen, wie geringfügig sie auch sein mögen, aber bei ihnen war das noch der Fall. Und so stellten sie den Erstkontakt her.«
Die Besatzung der
Bigelow
hatte aus
vierhundertzweiundfünfzig Personen bestanden, allesamt menschlicher Herkunft. Keff meinte, in den Gesichtszügen des dunkelhäutigen Kapitäns eine gewisse Familienähnlichkeit mit dem flamboyanten Zauberer Omri zu erkennen.
Chaumels Fassade hochkultivierter Gelassenheit bröckelte schnell ab, als der erste Alte auf dem Schirm erschien. Er gaffte ihn mit aufgesperrtem Mund an. Auch Keff staunte über das fremde Wesen. Aber er konnte sich vorstellen, daß sich das alles für Chaumel so darstellen mußte, als wären die Götter des Olymp plötzlich der Stadt Athen erschienen.
»So etwas wie die habe ich noch nie gesehen. Du vielleicht, Carialle?«
»Nein, und Xeno auch nicht«, antwortete sie, während sie die Aufnahmen im Schnelldurchlauf mit ihren eigenen Archiven verglich. »Ich möchte nur zu gern wissen, woher die stammen.
Vielleicht auch aus dem Sektor R? Inzwischen ist es zu spät und daher unmöglich, etwaige Ionenstrahlen
zurückzuverfolgen.«
Was das Standbild in den von Keff durchgesehenen Mappen nicht hatte wiedergeben können, war die Tatsache, daß die Aliens jedes ihrer fünf Augen unabhängig von den anderen bewegen konnten. Die flachen Körper wirkten leicht
erheiternd, wie der Satz Kartenmenschen in Alice hinter den Spiegeln. Die Bänder enthielten in komprimierter Form viele Aufzeichnungen von frühen Begegnungen mit der
gastgebenden Rasse, wie diese die Mannschaft der Bigelow durch ihre Heime führten, sie ihrem Nachwuchs vorstellten und einige Wunder ihrer anscheinend unerklärlichen
Energiemanipulation vorführten.
Die Alten hatten offensichtlich einst eine blühende
Zivilisation entwickelt. Zum Zeitpunkt der Landung der Bigelow waren sie jedoch auf zwei kleine Populationsteile reduziert worden: Jene, die als Einzelgänger in den Gebirgen lebten, und die Gemeinschaften, die in den Tälern den Boden bestellten. Da es nur noch wenige waren, hatten sie die verfügbaren Ressourcen damit nicht allzusehr strapaziert; andererseits waren sie nicht mehr zahlreich genug, um ihren Bestand zu sichern.
Keff lauschte der Darstellung des Tagebucheigners und wiederholte laut in das IÜP, was er davon verstand, damit auch die anwesenden Ozraner davon profitieren konnten.
»Der Erzähler beschreibt die Alten, und wie froh sie waren, daß die
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