Raumschiff der Generationen
geflutet. Dann öffnete sich das hintere Schott, und die Männer und Frauen des Einsatzkommandos, die das Boot bereits verlassen hatten, eilten durch die Öffnung.
Kaum befanden sie sich in dem Zubringergang, der in Richtung Zentrum verlief, als sie auf die ersten Ratten stießen. Die Nager rannten furchtlos auf sie zu und beschnüffelten sie. Quietschend sprangen sie ein paar Schritte zurück, als sie von Fußtritten getroffen wurden.
Je mehr sie sich dem Kern des SCHIFFES näherten, um so mehr Ratten trafen sie. Die Tiere taten den Menschen jedoch nichts. Noch nichts! dachte Thoralf, und seine Schritte wurden schneller.
Als sie Großer Stern hinter sich gebracht hatten, sagte Terre, die mit Thoralf an der Spitze ging, an der nächsten Abzweigung keuchend:
»Hier entlang!« dabei wies sie mit der Hand in die Seitenstraße hinein.
»Marc Hellberg und ich gehen mit Terre«, sagte Thoralf. »Birger, führen Sie die übrigen zur Zentrale!«
Während Birger Hansen die anderen geradeaus weiterführte, bogen Terre und die beiden Männer in die Seitenstraße ein. Allmählich begann Thoralf zu ahnen, wohin Terre sie führte.
Als sie fünf Minuten später vor einem Blockeingang standen, wußte Thoralf, daß seine Ahnung ihn nicht getrogen hatte. Glücklicherweise hatten ihnen die Liquiden ihre Waffen wiedergegeben. Thoralf schaltete durch Funkimpuls die elektronische Sicherung aus. Dann traten sie alle drei – die beiden Männer mit den Strahlern in den Händen – dicht an den Eingang heran, der sich daraufhin öffnete.
Die Szene ist immer die gleiche, dachte Marc, während sein Blick das bequeme Mobiliar und die blinkenden Geräte und Gläser auf den schmalen Regalen an den Wänden überflog. Hinter einem Arbeits- und Kontrolltisch erhob sich ein schlanker, dunkelhaariger Mann. Er hielt einen schwarzen Kasten in der Hand.
»Legen Sie den Kasten weg und bewegen Sie sich nicht, Dr. Pinarossi!« klang Thoralfs Stimme durch den Raum.
Der Angesprochene schien nicht überrascht.
»Thoralf Virtannen, der junge Hellberg und … Terre! Ein interessantes Komitee!« Er zeigte auf ein kleines Bildschirmgerät vor sich auf dem Tisch. »Ich habe Sie bereits vor dem Eingang gesehen. Ihrer Bitte kann ich leider nicht entsprechen … Senator …«, er machte eine spöttische Bewegung. »Drücken Sie lieber nicht ab! Wie Sie sehen, ruht meine Hand auf diesem roten Knopf hier. Wenn Sie mich umbringen, haben meine Finger noch genügend Kraft, ihn einzudrücken. Das aber würde den Tod aller Menschen im SCHIFF bedeuten. Der Impuls, der dann ausgelöst wird, aktiviert den Tötungstrieb aller 66 000 Ratten an Bord. Mit ihrem Biß injizieren sie Thallophanin-Tetra, das in wenigen Sekunden zum Tod führt. Ich bitte Sie jetzt, Ihre Waffen auf den Boden fallen zu lassen. Meine Assistentin wird sie einsammeln.«
Thoralf und Marc erkannten, daß der Verbrecher sie überlistet hatte. Die Hand Pinarossis auf dem verhängnisvollen Knopf verurteilte sie zur Passivität. Schweigend ließen sie die Waffen zu Boden gleiten. Thoralf versuchte unauffällig, mit der Linken den Impulsgeber zu erreichen, um die elektronische Sicherung einzuschalten und so beide Waffen zu blockieren. Aber der Biochemiker durchschaute seine Absicht.
»Lassen Sie Ihre Hand, wo sie ist!« warnte er den Senator. »Ich kann mir denken, daß die gefährlichen Dinger durch Kode gesichert sind. Legen Sie vorsichtig auch den Geber ab! Nun, los, machen Sie schon, ich habe nicht soviel Zeit!«
Als Thoralf der Aufforderung nachgekommen war, beugte sich Pinarossi zu seinem Arbeitstisch hinunter. Er berührte einen Sensor. Im Rücken des Mannes glitt eine Tür auf. Der Raum dahinter war dunkel. Eine Gestalt trat in das Licht des Labors. Ein Mädchen.
»Tanne …!« Marc schrie es fast. Er machte Miene, zu dem Mädchen hinzueilen. Aber Pinarossis unmißverständliche Geste hielt ihn auf seinem Platz. Verzweifelt starrte er zu Tanne hinüber. Sie war totenbleich. Ihre Augen waren groß und weit.
»Bleiben Sie, wo Sie sind, Hellberg! Meine Tochter ist übrigens in meine Pläne eingeweiht. Sie war nicht so ganz einverstanden. Daher mußte ich sie eine Weile einschließen. Tanne …«, Pinarossi drehte sich zu dem Mädchen um, »… bring mir die Strahler der beiden!«
Das Mädchen ging zu den beiden Männern, und während Pinarossi, die Hand auf dem roten Knopf, die Szene beobachtete, hob sie erst Marcs Waffe auf. Einen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Marc las in Tannes Augen
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