Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
Rentner im Kurpark. Aber dann will ich was erleben. Ein großes Abenteuer – oder wenigstens ein paar lumpige kleine Abenteuer hintereinander!«
»Diesmal sollst du mit Sommersprossen nach Hause kommen – und nicht so käsebleich wie voriges Mal nach dem Besuch in der Unterwasserstadt«, sagte Tati, ohne die Augen zu öffnen. Henri lachte. Er saß mit gekreuzten Beinen auf dem Rasen, pendelte mit dem Oberkörper hin und her und ließ einen Wasserball auf seinem Kopf hüpfen. Jede Robbe im Zirkus hätte ihn um seine Kunstfertigkeit beneidet. »Tati hat recht«, meinte er. »An Abenteuern haben wir mehr erlebt als sämtliche Schüler Europas zusammen.«
»In Marac!« rief Micha hitzig. »In Marac, aber nicht in diesem langweiligen Monton hier!«
»Von Marac aus«, berichtete Henri. »Im Hochmoor von Marac haben wir Professor Charivari getroffen, unseren Freund, der uns zuerst so unheimlich war ... Dort haben wir seine unterirdische Geheimstation entdeckt ... Von da aus sind wir mit Raumschiff Monitor' ins All und zur Unterwasserstadt gestartet. Aber du weißt, daß der Professor die Station in Marac zerstört hat, weil ihm der Platz an den Todesklippen zu unsicher wurde. Jetzt sitzt er in seiner Versuchsstadt auf dem Meeresgrund, an der tiefsten Stelle des Atlantischen Ozeans. Seine Brüder beherrschen die geheimen Basen im Pazifik und am Mondpol, vorausgesetzt: Man hat inzwischen nicht neue, größere Pläne verwirklicht.«
»Du meinst, in Marac ist nichts mehr zu holen?« fragte Micha aufmerksam. Henri beendete seine Kopfballnummer. Er ließ den Ball einfach über den Rasen trudeln, streckte sich aus und sagte: »Genau das meine ich! Sonst hätten wir bestimmt einen leisen Wink gekriegt. Daßunser Freund Marcel seinen Onkel beschwatzt hat, uns hierher einzuladen – zwanzig Kilometer von der vernichteten alten Geheimstation entfernt –, wird seinen Grund haben. Sicher hat Marcel Verbindung mit dem Professor. Ich schätze, wir sollen nicht mehr nach Marac, damit uns keiner über irgend etwas ausfragen kann!«
»So ist es!« ertönte eine Stimme über den Geschwistern.
Wuff, waff ... ! machte der Pudel. Er war so erschrocken, daß er sich noch im Liegen überschlug. Tati fuhr hoch, wie von einer Schlange gebissen.
Auch Henri stand blitzschnell auf.
Nur Micha hockte noch am Boden, aber wie erstarrt.
Aus der dichten, vielfach verästelten Krone eines uralten niedrigen Baums sprang Marcel auf den weichen Rasen herab. Er trug einen schicken schwarzen Traningsanzug mit weißen Streifen. Der Neffe des Grafen von Monton war nicht zu verkennen: spindeldürr, flachshaarig, das Brillengestell mit den riesigen kreisrunden Gläsern auf der Nase. Für die Gefährten – aber auch für den schon erwähnten Professor Charivari – galt Marcel als ein Wunder an Wissen, Beobachtungsgabe und Urteil. Er interessierte sich nicht nur für die neuesten Ergebnisse der menschlichen Forschung auf allen Gebieten, er konnte das meiste sogar erklären und sich vieles mit bewundernswertem Scharfsinn zusammenreimen. Besonders wegen der letzten Fähigkeiten nannten ihn seine Freunde Superhirn.
»Ein schwarzer Trainingsanzug!« rief Tati lachend. »Schwarz! Typisch für dich! Siehst aus wie Hamlet, der Prinz von Dänemark!« – Tati verstand außer von ihrem geliebten Ballett auch viel vom Theater.
Auch der kleine Micha hatte die Sprache wiedergefunden. Er sprang auf. »Seit wann bist du unter die Baumaffen gegangen?« rief er wütend. »Wir mopsen uns hier auf dem Rasen, langweilen uns, und du – du ...«
»Ich mache mir eben einen Spaß daraus, euch zu belauern«, antwortete Superhirn grinsend. »Na, Kinder, ihr kennt doch meine Scherze!« Er blickte sich um. »Gérard und Prosper sind noch unterwegs?«
»Scheint so«, erwiderte Henri. Er grinste nun auch, als er sagte: »Hauptsache, du bist da! Wie du gekommen bist: als Rauch aus dem Schornstein – und wann: vor drei, zwei Tagen oder eben erst jetzt- das soll uns schnuppe sein! Wichtig ist, daß wir dich leibhaftig vor uns haben. Und daß wir dich tüchtig ausquetschen können!«
»Ja! Weshalb sind wir hierher eingeladen worden?« fragte Micha sofort. »Sollten wir wirklich nicht mehr nach Marac? Professor Charivari weiß doch, daß wir seine Geheimnisse nicht verpfeifen! Ich habe das ganze Jahr über dichtgehalten in der Schule! Keinen Piep habe ich über die Mond-und Meeresstationen gesagt! Nichts davon, daß wir allein im Raumschiff Monitor rumgekurvt sind und was wir sonst
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